Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Jüngste Tag, mach die Tür zu und schalte für immer die Lichter aus.
    Das war völlig, absolut, total verrückt. Jedesmal, wenn ich versuchte, die Fakten im Geiste zu ordnen und zu irgendeinem verständlichen Bild zusammenzufügen, wurde mein Bemühen im Keim erstickt, radikal von einer riesigen Welle von Unwägbarkeiten überspült.
    Bobbys Einstellung, seine unerbittliche Entschlossenheit, sich von den unlösbaren Problemen der modernen Welt zu distanzieren und sich als Faulenzer aller Faulenzer zu behaupten, war mir bislang stets als legitime Entscheidung vorgekommen. Nun kam sie mir nicht mehr nur legitim, sondern auch noch vernünftig, logisch und klug vor.
    Da nicht zu erwarten gewesen war, daß ich überhaupt das Erwachsenenalter erreichte, hatten meine Eltern mich dazu erzogen, Spaß zu haben, zu spielen, meinem Sinn für das Staunen zu frönen, soweit wie möglich ohne Sorge und ohne Furcht zu leben, für den Augenblick und mit wenig Interesse für die Zukunft, kurz gesagt: auf Gott zu vertrauen und zu glauben, daß meine Existenz wie die aller anderen einen Sinn hatte; genauso dankbar für meine Beschränkungen zu sein wie für meine Talente und Segnungen, weil beide einem Sinn dienten, der jenseits meines Verständnisses stand. Ihnen war natürlich klar gewesen, daß ich lernen mußte, Selbstdisziplin zu üben und Respekt vor anderen zu haben. Doch diese Dinge kommen praktisch ganz von selbst, wenn man wirklich glaubt, daß das Leben eine spirituelle Dimension hat und man selbst ein sorgfältig entworfenes Element im geheimnisvollen Mosaik des Lebens ist. Obwohl kaum die Aussicht bestand, daß ich beide Elternteile überleben würde, hatten Mom und Dad sich auf diese Eventualität vorbereitet, nachdem man meine Krankheit diagnostiziert hatte. Sie schlossen eine hohe Lebensversicherung ab, die dem Überlebenden zufiel und von der ich nun bequem leben konnte, selbst wenn ich nie wieder mit meinen Büchern und Artikeln auch nur einen einzigen Cent verdiente. Ich war für den Spaß, das Spiel und das Staunen geboren, hatte nie einem Beruf nachgehen, nie von den Verantwortungen belastet werden sollen, die an den meisten Menschen zerrten. Ich konnte das Schreiben aufgeben und ein absoluter Surfgammler werden, dem gegenüber Bobby Halloway sich wie ein pathologischer Workaholic vorkommen mußte, für den Spaß ein völlig unverständliches Fremdwort war. Überdies konnte ich das absolute Faulenzertum ohne die geringsten Schuldgefühle willkommen heißen, ohne Gewissensbisse oder Zweifel, weil ich dazu erzogen worden war, das zu sein, was die gesamte Menschheit hätte sein können, hätten wir im Paradies nicht gegen die Bestimmungen des Mietvertrags verstoßen, woraufhin man uns vertrieben hatte. Wie alle Menschenkinder führe ich ein Leben, wie es die Launen des Schicksals für mich vorgesehen haben: Wegen meiner XP war ich mir der Machenschaften des Schicksals einfach deutlicher bewußt, als es bei den meisten Menschen der Fall ist, und dieses Bewußtsein ist befreiend.
    Und dennoch beharrte ich darauf, als ich mein Fahrrad über die Halbinsel nach Osten schob, nach einer Bedeutung all dessen zu suchen, was ich seit Sonnenuntergang gesehen und gehört hatte.
    Bevor der Trupp eingetroffen war, um Orson und mich zu peinigen, hatte ich herausfinden wollen, was genau an diesen Affen anders war. Nun kehrte ich zu diesem Rätsel zurück. Im Gegensatz zu normalen Rhesusäffchen waren diese hier nicht scheu, sondern kühn, nicht unbekümmert, sondern besonnen. Der offensichtlichste Unterschied war jedoch, daß diese Affen heißblütig und bösartig waren. In erster Linie unterschieden sie sich jedoch nicht durch ihr Gewaltpotential von anderen Rhesusaffen; das war lediglich eine Konsequenz eines weiteren, viel wichtigeren Unterschieds, den ich zwar erkannte, aber  – so wenig ich es mir erklären konnte – einfach nicht in Betracht ziehen wollte. Der verdichtete Nebel war zwar so undurchdringlich wie eh und je, hellte sich aber allmählich auf. Verschwommene Lichtflecke tauchten im Halbdunkel auf: Gebäude und Straßenlampen am Ufer.
    Orson jaulte vor Freude – oder auch nur Erleichterung – über diese Spuren der Zivilisation, obwohl wir doch in der Stadt genauso gefährdet waren wie außerhalb.
    Als wir die südliche Landspitze endgültig hinter uns gelassen und den Embarcadero Way betreten hatten, blieb ich stehen, um meine Mütze aus der Jackentasche zu holen, in die ich sie gestopft hatte. Ich setzte sie

Weitere Kostenlose Bücher