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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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auf und zog den Schirm zurecht. Der Elefantenmensch legt sein Kostüm an.
    Orson schaute zu mir hoch, hielt nachdenklich den Kopf schief und bellte dann leise, als wollte er seiner Zustimmung Ausdruck verleihen. Schließlich war er ja der Hund des Elefantenmenschen, und als solcher hing sein Selbstbild von dem Stil und der Anmut ab, die ich an den Tag legte.
    Wegen der Straßenlampen war die Sichtweite auf vielleicht dreißig Meter angestiegen. Wie die geisterhaften Fluten eines uralten und schon lange toten Meeres wälzte der Nebel sich aus der Bucht in die Straßen; ein jeder seiner feinen Tropfen brach das goldene Licht der Natriumdampflampe und übertrug es auf den nächsten.
    Falls uns noch Angehörige des Trupps begleiteten, waren sie gezwungen, hier eine größere Entfernung als auf der öden Halbinsel einzuhalten, falls sie nicht gesehen werden wollten. Wie Schauspieler in einer Neuaufführung von Poes Die Morde in der Rue Morgue mußten sie ihr Pirschen auf Parks beschränken und auf unbeleuchtete Gassen, Balkone, hohe Simse, Brüstungen und Dächer.
    Zu dieser späten Stunde waren weder Fußgänger noch Autofahrer in Sicht. Die Stadt wirkte verlassen.
    Mich überkam das beunruhigende Gefühl, daß diese stummen und leeren Straßen Vorboten einer realen, furchterregenden Verlassenheit waren, die Moonlight Bay in nicht allzu ferner Zukunft heimsuchen würde. Unsere kleine Burg bereitete sich darauf vor, eine Geisterstadt zu werden.
    Ich stieg auf das Rad und fuhr auf dem Embarcadero Way nach Norden. Der Mann, der über Sasha und den Radiosender Kontakt mit mir aufgenommen hatte, wartete auf seinem Boot im Jachthafen.
    Als ich über die verlassene Straße strampelte, mußte ich wieder an die Millennium-Affen denken. Ich war davon überzeugt, den grundlegenden Unterschied zwischen normalen Rhesusaffen und diesem außergewöhnlichen Trupp, der verstohlen durch die Nacht zog, erkannt zu haben, zögerte aber, meine Schlußfolgerung zu akzeptieren, so unausweichlich sie auch zu sein schien: Diese Affen waren klüger als normale Affen.
    Viel klüger, extrem viel klüger.
    Sie hatten verstanden, welchen Zweck Bobbys Kamera hatte, und sie dann gestohlen. Sie hatten auch seine neue Kamera entwendet.
    Sie erkannten mein Gesicht unter den Gesichtern der dreißig Puppen in Angelas Arbeitsraum und benutzten ausgerechnet diese, um mich zu verhöhnen. Später legten sie ein Feuer, um den Mord an Angela zu vertuschen.
    Die hohen Tiere in Fort Wyvern hatten vielleicht geheime Forschungen über bakteriologische Kriegführung betrieben, aber das erklärte nicht, wieso ihre Laboraffen wesentlich klüger waren als alle anderen Affen, die bislang auf der Erde wandelten.
    Aber wie klug genau war eigentlich »wesentlich klüger«? Vielleicht nicht klug genug, um Champion in der Sendung Risiko zu werden. Vielleicht nicht klug genug, um an der Universität Literaturgeschichte zu lehren oder Geschäftsführer eines Radiosenders zu werden oder weltweit die Verhaltensweise der Brandung aufzuspüren, vielleicht nicht einmal klug genug, um ein Buch zu schreiben, das es auf die Bestsellerliste der New York Times schafft – aber vielleicht klug genug, um die gefährlichste, unbeherrschbarste Brut zu sein, die die Menschheit je erlebt hatte. Man stelle sich vor, wozu Ratten imstande wären, wie schnell sie sich vermehren würden, wären sie nur halb so klug wie Menschen und könnten lernen, allen Fallen und Giften auszuweichen.
    Waren diese Affen tatsächlich aus einem Labor entflohen, zogen nun durch die Welt und vermieden geschickt ihre erneute Gefangennahme? Falls ja… wie waren sie überhaupt so intelligent geworden? Was wollten sie? Was hatten sie vor? Warum hatte man keinen angestrengten Versuch unternommen, sie aufzuspüren, wieder einzufangen und in bessere Käfige zu stecken, aus denen sie sich nicht mehr befreien konnten?
    Oder waren sie Werkzeuge, die jemand in Fort Wyvern benutzte? So wie die Cops ausgebildete Polizeihunde einsetzten? Wie die Navy Delphine nach feindlichen U-Booten suchen läßt und in Kriegszeiten – besagen zumindest die Gerüchte – sogar dazu benutzt, um Magnetsprengladungen an den Hüllen gegnerischer Schiffe anzubringen?
    Tausende solcher Fragen gingen mir durch den Kopf. Alle waren gleichermaßen verrückt.
    Es kam zwar auf die Antworten an, aber die Auswirkungen, die die gesteigerte Intelligenz dieser Affen hatte, konnte die ganze Erde aus den Angeln heben. Die möglichen Konsequenzen für die

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