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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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innehatten, zu Brei zu zerquetschen.
    »Hallo, Hund«, murmelte er.
    Orson bellte leise.
    »Halt die mal, Junge«, flüsterte Frost und gab mir die Schrotflinte.
    An seinem Hals hing ein seltsam aussehendes Hightech-Fernglas. Er hob es an die Augen und suchte von seinem Aussichtspunkt auf dem Oberdeck, der einen Blick auf alle benachbarten Schiffe bot, den Pier ab, über den ich zur No stromo gekommen war.
    »Wie können Sie irgendwas sehen?« fragte ich.
    »Ein Nachtsichtfernglas. Es verstärkt das zur Verfügung stehende Licht um das Achtzehntausendfache.«
    »Aber der Nebel…«
    Er drückte auf einen Knopf am Fernglas, und als innen irgendein Mechanismus schnurrte, sagte er: »Es hat auch einen Infrarotmodus, das einem nur Wärmequellen zeigt.«
    »Es muß im Jachthafen jede Menge Wärmequellen geben.«
    »Nicht, wenn die Schiffsmotoren ausgeschaltet sind. Außerdem interessiere ich mich nur für Wärmequellen, die sich bewegen.«
    »Leute.«
    »Vielleicht.«
    »Wer sonst?«
    »Wer auch immer dir vielleicht gefolgt ist. Und jetzt sei mal still, mein Junge.«
    Ich war still. Während Roosevelt beharrlich den Jachthafen absuchte, dachte ich eine Minute lang über den ehemaligen Footballstar und örtlichen Geschäftsmann nach, der wohl doch nicht ganz das war, was er zu sein schien.
    Das überraschte mich nicht gerade. Seit Sonnenuntergang hatten die Menschen, denen ich bisher begegnet war, enthüllt, daß ihr Leben Dimensionen hatte, von denen ich zuvor nichts gewußt hatte. Selbst Bobby hatte Geheimnisse bewahrt: das Gewehr im Besenschrank, die Affenschar. Als ich an Pia Klicks Überzeugung dachte, sie sei die Reinkarnation von Kaha Huna, was Bobby ebenfalls für sich behalten hatte, verstand ich seine verbitterte, streitbare Reaktion auf jede Äußerung, die für ihn nach New-Age-Denken roch, besser, einschließlich meiner gelegentlichen harmlosen Bemerkungen über meinen seltsamen Hund. Zumindest schien Orson, wenn auch sonst niemand, in dieser Nacht vom Charakter her derselbe geblieben zu sein – obwohl, wenn man die Entwicklungen in Betracht zog, ich mich nicht gewundert hätte, wenn er sich plötzlich auf die Hinterläufe aufgerichtet und einen perfekten Steptanz hingelegt hätte.
    »Niemand ist dir gefolgt«, sagte Roosevelt, als er das Nachtsichtglas senkte und die Schrotflinte wieder entgegennahm. »Hier entlang, mein Sohn.«
    Ich folgte ihm über das Sonnendeck zu einer offenen Luke auf der Steuerbordseite.
    Roosevelt blieb stehen und schaute über meinen Kopf hinweg zurück zur Backbordreling, wo Orson noch wartete. »Hierher. Komm mit, Hund.«
    Orson zögerte, aber nicht, weil er irgend etwas spürte, das auf dem Deck lauerte. Wie üblich benahm er sich in Roosevelts Gegenwart seltsam und ungewöhnlich scheu.
    Das Hobby unseres Gastgebers war »Tierkommunikation« – ein typischer New-Age-Gedanke, der schon von den meisten Nachmittags-Talkshows im Fernsehen abgehandelt worden war, wenngleich Roosevelt sehr diskret war, was seine Befähigung betraf, und sie nur auf Bitte von Nachbarn oder Freunden einsetzte. Die bloße Erwähnung des Begriffs Tierkommunikation hatte Bobby Schaum vor den Mund getrieben, und das schon lange, bevor Pia Klick die Erkenntnis gewonnen hatte, daß sie die Göttin des Surfens und auf der Suche nach ihrem Kahuna war. Roosevelt behauptete, die Ängste und Sorgen verstörter Haustiere erkennen zu können, die man zu ihm brachte. Er verlangte kein Geld für seine Dienste, doch sein mangelndes Interesse für klingende Münze hatte Bobby nicht überzeugt: Verdammt, Snow, ich habe nie behauptet, daß er ein Scharlatan ist, der ein paar Mäuse abzocken will. Er meint es gut. Aber er ist einfach einmal zu oft mit dem Kopf gegen den Türpfosten geknallt.
    Roosevelt zufolge war das einzige Tier, mit dem er niemals hatte kommunizieren können, mein Hund. Er sah Orson als Herausforderung an und ließ keine Gelegenheit aus, sich an ihn heranzumachen. »Komm schon her, alter Junge.«
    Mit offensichtlichem Widerwillen akzeptierte Orson die Einladung schließlich. Seine Pfoten scharrten auf dem Deck.
    Mit der Flinte in der Hand ging Roosevelt Frost durch die offene Luke und eine gepreßte Fiberglastreppe hinab, die nur von einem schwachen, perligen Schimmer an ihrem unteren Ende erhellt wurde. Er zog den Kopf ein, krümmte die breiten Schultern, legte die Arme an, um sich kleiner zu machen, und wäre trotzdem in dem engen Treppenaufgang fast hängengeblieben.
    Orson zögerte und klemmte den

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