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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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konnte ihm nicht ganz folgen.
    »Sie ziehen diese Namen vor«, sagte Roosevelt, statt zu erklären, was er mit diesem Begriff meinte. »Kann dir nicht sagen, warum – oder wie sie darauf gekommen sind. Ich kenne eine namens Rem Tem Trecker. Eine andere heißt Ratten-schreck. Katzastrophal und Grimmtiger.«
    »Sie ziehen diese Namen vor? Das hört sich ja fast an, als wählten sie ihre Namen selbst aus.«
    »Fast«, sagte Roosevelt.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist doch völlig absonderlich.« »Nach all den Jahren der Tierkommunikation«, sagte Roosevelt, »kommt es mir selbst manchmal noch absonderlich vor.«
    »Bobby Halloway meint, daß Sie einen Schlag zuviel gegen den Kopf bekommen haben.«
    Roosevelt lächelte. »Er steht mit dieser Meinung nicht allein da. Aber ich war Footballspieler, kein Boxer. Was glaubst du, Chris? Besteht mein halbes Gehirn aus Knorpeln?«
    »Nein, Sir«, gestand ich ein. »Sie sind einer der klügsten Leute, die ich kenne.«
    »Andererseits schließen Intelligenz und Exzentrizität sich gegenseitig nicht unbedingt aus, nicht wahr?«
    »Ich habe zu viele akademische Kollegen meiner Eltern kennengelernt, um Ihnen in dieser Hinsicht zu widersprechen.«
    Rumpelmauser beobachtete uns weiterhin aus dem Wohnzimmer, und Orson betrachtete von seinem Stuhl aus die Katze, aber nicht mit typisch hündischer Feindseligkeit, sondern mit beträchtlichem Interesse.
    »Habe ich dir schon mal erzählt, wie ich auf die Tierkommunikation gekommen bin?« fragte Roosevelt.
    »Nein, Sir. Ich habe nie danach gefragt.« Man erwähnt eine körperliche Mißbildung eben nicht, und genauso unhöflich wäre es mir vorgekommen, die Aufmerksamkeit auf so ein verrücktes Hobby zu lenken. Also hatte ich immer so getan, als wäre diese Seite von Roosevelt in keiner Hinsicht bemerkenswert.
    »Na ja«, sagte er, »vor neun Jahren hatte ich diesen wirklich tollen Hund namens Sloopy, schwarz und braun, etwa halb so groß wie dein Orson. Zwar nur eine Promenadenmischung, aber etwas ganz Besonderes.«
    Orson hatte seine Aufmerksamkeit von der Katze auf Roosevelt gerichtet.
    »Sloopy hatte eine ausgezeichnete Veranlagung. Er war stets ein verspielter, gutmütiger Hund, hatte nie einen schlechten Tag. Dann schlug seine Stimmung plötzlich um. Er wurde zurückgezogen, nervös, sogar deprimiert. Er war zehn Jahre alt, längst kein Welpe mehr, also ging ich mit ihm zum Tierarzt, befürchtete schon, ich würde die schlimmste Diagnose zu hören bekommen. Aber der Tierarzt konnte nichts bei ihm finden. Sloopy hatte eine leichte Arthritis, etwas, das ein alternder ehemaliger Gedrängehalbspieler mit Footballerknien mitfühlen konnte, aber sie war nicht so stark, daß sie ihn ernsthaft behinderte. Ansonsten war Sloopy völlig gesund. Und doch schwelgte er Woche für Woche in seiner miesen Laune.«
    Rumpelmauser bewegte sich. Die Katze war von der Lehne auf den Rücken des Sofas gesprungen und näherte sich uns verstohlen.
    »Eines Tages«, fuhr Roosevelt fort, »las ich in der Zeitung dann diese Geschichte aus dem Leben über eine Frau in Los Angeles, die sich Haustier-Kommunikatorin nannte. Sie hieß Gloria Chan, war in zahlreichen Talkshows aufgetreten, beriet Leute vom Film, die Probleme mit ihren Tieren hatten, und hatte ein Buch geschrieben. Der Artikel war so richtig klugscheißerisch; der Reporter stellte Gloria dar wie eine typische Spinnerin aus Hollywood. Wahrscheinlich hat er sie irgendwann mal genagelt. Du weißt ja, nach meiner Football-Karriere habe ich ein paar Filme gedreht. Eine Menge Berühmtheiten kennengelernt, Schauspieler und Rockstars und Komiker. Und auch Produzenten und Regisseure. Ein paar waren wirklich nett, und einige waren sogar clever, aber ehrlich gesagt… viele von ihnen und viele der Leute, die mit ihnen herumhingen, waren tatsächlich dermaßen durchgeknallt, daß man sich nur in ihre Nähe wagte, wenn man eine verborgene Waffe bei sich trug.«
    Nachdem die Katze den Sofarücken entlanggeschlichen war, hatte sie sich auf die nähere Lehne hinabgelassen. Nun ging sie in die Hocke, die Muskeln angespannt, den Kopf gesenkt und vorgeschoben, die Ohren flach an den Schädel gedrückt, als würde sie gleich die zwei Meter zwischen dem Sofa und dem Tisch mit einem Sprung überwinden wollen.
    Orson blieb wachsam und konzentrierte sich auf Rumpelmauser. Sowohl Roosevelt als auch die Hundekuchen hatte er vergessen.
    »Ich hatte in L. A. zu tun«, sagte Roosevelt, »und nahm Sloopy mit. Wir fuhren mit dem

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