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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Boot, kreuzten die Küste entlang. Damals hatte ich die Nostromo noch nicht. Ich fuhr diesen wirklich tollen Chris-Craft Roamer, ein Zwanzig-Meter-Boot. Ich legte im Jachthafen Del Rey an, mietete ein Auto und kümmerte mich zwei Tage lang um meine Geschäfte. Von ein paar Freunden in der Filmbranche bekam ich Glorias Adresse, und sie erklärte sich bereit, mich zu empfangen. Sie wohnte in Pacific Palisades, und ich fuhr an einem Spätvormittag mit Sloopy dort hinaus.«
    Die Katze hockte noch immer sprungbereit auf der Sofalehne. Ihre Muskeln waren noch fester als zuvor angespannt. Ein kleiner grauer Panther.
    Orson war starr, saß so reglos da wie die Katze. Er gab ein hohes, dünnes, besorgtes Jaulen von sich und war dann wieder still.
    »Gloria war Amerikanerin chinesischer Abstammung in der vierten Generation. Ein zierliches, puppenähnliches Persönchen. Schön, wirklich schön. Feingeschnittene Gesichtszüge, riesige Augen. Als hätte ein chinesischer Michelangelo sie aus leuchtender Bernsteinjade geschnitzt. Man rechnete unwillkürlich damit, daß sie eine Kleinmädchenstimme hatte, aber sie klang wie Lauren Bacall. Es war eine tiefe, rauchige Stimme, die aus dieser winzigen Frau kam. Sloopy mochte sie vom ersten Augenblick an. Bevor ich es so richtig mitbekam, saß er auf ihrem Schoß, Auge in Auge mit ihr, und sie sprach mit ihm, streichelte ihn und erklärte mir, wieso er so verdrossen war.«
    Rumpelmauser sprang von der Sofalehne, nicht auf den Eßtisch, sondern auf den Boden, und dann sofort vom Boden auf den Stuhl, den ich aufgegeben hatte, als ich mich auf die andere Seite des Tisches gesetzt hatte, um ihn im Auge behalten zu können.
    Als die geschmeidige Katze auf dem Stuhl landete, zuckten Orson und ich gleichzeitig zusammen.
    Rumpelmauser stand mit den Hinterläufen auf dem Stuhl und den Vorderpfoten auf dem Tisch und starrte meinen Hund eindringlich an.
    Orson stieß wieder dieses kurze, dünne, besorgte Jaulen aus – und nahm den Blick nicht von der Katze.
    »Gloria hat mir gesagt«, fuhr Roosevelt fort, ohne sich an Rumpelmauser zu stören, »daß Sloopy hauptsächlich so bedrückt sei, weil ich kaum noch Zeit mit ihm verbrachte. ›Sie sind immer mit Heien unterwegs‹, sagte sie. ›Und Sloopy weiß, daß Heien ihn nicht mag. Er glaubt, daß Sie zwischen ihm und Heien wählen werden, und weiß, daß Sie sich dann für sie entscheiden.‹ Tja, mein Sohn, es haute mich fast um, das alles zu hören, weil ich mich tatsächlich hier in Moonlight Bay mit einer Frau namens Heien eingelassen hatte, und Gloria Chan konnte auf keinen Fall von ihr wissen. Und ich war wirklich von Heien besessen, verbrachte mit ihr den größten Teil meiner Freizeit, und sie mochte tatsächlich keine Hunde, was bedeutete, daß Sloopy immer alleinblieb. Ich dachte mir, irgendwann würde sie Sloopy schon mögen, denn selbst Adolf Hitler wäre nicht umhin gekommen, diesen Hund ins Herz zu schließen. Aber wie sich bald herausstellte, war Heien damals schon so sauer auf mich, wie sie das auf Hunde war, auch wenn ich es noch nicht bemerkte.«
    Rumpelmauser sah Orson eindringlich an und entblößte ihre Zähne.
    Orson wich auf seinem Stuhl zurück, als befürchtete er, die Katze würde ihn anspringen.
    »Dann erzählte Gloria mir noch so einiges, was Sloopy störte. Zum Beispiel hatte ich mir einen Ford-Kleinlaster gekauft. Seine Arthritis war zwar ganz schwach, aber der arme Hund kam nicht so leicht in den Laster rein wie in meinen früheren Wagen und hatte Angst, sich ein Bein zu brechen.«
    Die Katze hatte noch immer die Zähne gebleckt und fauchte nun.
    Orson zuckte zusammen und stieß ein kurzes, scharfes Geräusch der Besorgnis aus, das sich wie das Pfeifen eines Wasserkessels anhörte.
    Roosevelt bekam von dem Drama zwischen Hund und Katze offensichtlich nichts mit. »Gloria und ich gingen essen und unterhielten uns den ganzen Nachmittag über ihre Arbeit als Tier-Kommunikatorin. Sie erzählte mir, sie habe gar keine besondere Begabung, das sei kein paranormaler, übernatürlicher Unsinn, nur eine Empfindsamkeit für andere Spezies, die wir alle hätten, aber unterdrücken würden. Sie sagte, jeder könne das, ich auch, wenn ich nur die Technik lernte und genug Zeit dafür erübrigte, was sich für mich aber nur absurd anhörte.«
    Rumpelmauser fauchte noch einmal, diesmal etwas heftiger, und wieder zuckte Orson zusammen, und ich schwöre, dann lächelte die Katze oder kam zumindest einem Lächeln so nahe, wie es einer

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