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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verrückt. »Warum sollte jemand Ehrfurcht vor mir haben?« fragte ich.
    »Weil du bist, wer du bist.«
    Mein Verstand schlug Purzelbäume und wirbelte herum und ging in den Sturzflug über wie eine herumtollende Seemöwe. »Wer ich bin?«
    Roosevelt runzelte die Stirn und rieb sich nachdenklich mit einer Hand das Gesicht. »Ich kann mir auch keinen Reim darauf machen«, sagte er schließlich. »Ich wiederhole nur, was man mir gesagt hat.«
    Was die Tiere Ihnen gesagt haben. Der schwarze Dr. Doolittle.
    Etwas von Bobbys Verachtung kroch in mich hinein.
    »Wichtig ist nur«, sagte er, »daß die Leute in Wyvern dich nicht töten werden, es sei denn, du läßt ihnen gar keine andere Wahl, und es wäre die einzige Möglichkeit, dich zum Schweigen zu bringen.«
    »Als Sie heute abend mit Sasha gesprochen haben, haben Sie ihr erzählt, es ginge um Leben und Tod.«
    Roosevelt nickte ernst. »Das stimmt. Für sie und andere. Nach allem, was ich gehört habe, werden diese Arschlöcher versuchen, dich zu kontrollieren, indem sie Menschen umbringen, die du liebst, bis du einwilligst, jeden Widerstand aufzugeben, zu vergessen, was du gesehen hast, und einfach mit deinem Leben weiterzumachen.«
    »Menschen, die ich liebe?«
    »Sasha. Bobby. Sogar Orson.«
    »Sie werden meine Freunde töten, um mich zum Schweigen zu bringen?«
    »Bis du schweigst. Einen nach dem anderen, sie werden einen nach dem anderen töten, bis du schweigst, um die zu retten, die noch übrig sind.«
    Ich war bereit, mein Leben zu riskieren, um herauszufinden, was mit meinen Eltern geschehen war – und warum –, aber ich durfte dabei nicht das Leben meiner Freunde aufs Spiel setzen.
    »Das ist ungeheuerlich. Unschuldige Menschen zu töten…«
    »So sind die Leute nun mal, mit denen du es zu tun hast.«
    Mein Schädel fühlte sich an, als würde er gleich platzen, um den Druck meiner Hilflosigkeit zu erleichtern. »Mit wem habe ich es zu tun? Ich brauche etwas Genaueres. ›Die Leute in Fort Wyvern‹, das ist mir zu allgemein.«
    Roosevelt nippte an seinem Kaffee und antwortete nicht.
    Vielleicht war er mein Freund, und vielleicht würde die Warnung, die er mir gegeben hatte, falls ich sie beachtete, Sashas oder Bobbys Leben retten, aber ich hätte am liebsten auf ihn eingeschlagen. Ich hätte es vielleicht auch getan, hätte gnadenlos mit den Fäusten auf ihn eingehämmert, hätte irgendeine Chance bestanden, mir dabei nicht die Hände zu brechen.
    Orson hatte eine Pfote auf den Tisch gelegt, nicht mit der Absicht, die Hundekuchen vom Tisch zu wischen und mit ihnen zu flüchten, sondern um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während er sich auf seinem Stuhl auf die Seite lehnte und an mir vorbeischaute. Irgend etwas im Salon, hinter der Kombüse und der Eßecke, hatte seine Aufmerksamkeit erregt.
    Als ich mich auf dem Stuhl drehte und in diese Richtung schaute, sah ich eine Katze, die auf der Sofalehne saß. Sie wurde vom Licht der Vitrine mit den Footballtrophäen erhellt und schien blaßgrau zu sein. In den Schatten, die auf ihrem Gesicht lagen, leuchteten ihre Augen grün und waren golden gesprenkelt.
    Es hätte dieselbe Katze sein können, der ich am Abend in den Hügeln hinter Kirks Bestattungsinstitut begegnet war.

23
    Wie eine ägyptische Skulptur im Grab eines Pharaos saß die Katze reglos da und schien willens zu sein, eine Ewigkeit auf der Sofalehne zu verbringen.
    Obwohl es nur eine Katze war, wollte ich ihr nicht unbedingt den Rücken zuwenden. Ich erhob mich und setzte mich auf den Stuhl neben Roosevelt, so daß ich den Salon und das Sofa an dessen Ende im Auge behalten konnte.
    »Seit wann haben Sie eine Katze?« fragte ich.
    »Die gehört mir nicht«, sagte Roosevelt. »Sie ist nur zu Besuch hier.«
    »Ich glaube, ich habe diese Katze heute nacht schon mal gesehen.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Das hat sie Ihnen erzählt, was?« sagte ich mit einem Anflug von Bobbys Verachtung.
    »Ja, Rumpelmauser und ich haben uns unterhalten«, bestätigte Roosevelt.
    »Wer?«
    Roosevelt zeigte auf die Katze auf dem Sofa. »Rumpelmauser.« Er buchstabierte es für mich.
    Der Name wirkte seltsam vertraut. Da ich nicht nur, was Fleisch und Blut betraf, der Sohn meines Vaters war, erkannte ich die Quelle sofort. »Das ist eine der Katzen aus Old Possums Katzenbuch, dem Gedichtband von T. S. Eliot.«
    »Den meisten dieser Katzen gefallen die Namen aus Eliots Buch.«
    »Dieser Katzen?«
    »Dieser neuen Katzen wie Rumpelmauser hier.«
    »Neue Katzen?« Ich

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