Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
populären Fernsehprediger hergestellt und verkauft wurden, um die Kasse aufzubessern. In einer schmucken Bordüre befand sich eine Schneckenverzierung, die aus acht Wörtern bestand: JESUS ISST SÜNDER UND SPUCKT GERETTETE SEELEN AUS .
    »Und das fandest du nicht geschmacklos?« fragte Sasha ungläubig.
    »Geschmacklos schon«, sagte Bobby und schnallte sich den vollen Munitionsgurt um seine Taille, ohne sich vom Stuhl zu erheben. »Aber nicht geschmacklos genug.«
    »Wir haben schrecklich hohe Maßstäbe«, sagte ich.
    Im Jahr, nachdem ich Bobby das Kissen geschenkt hatte, bedachte ich ihn mit einer Keramikskulptur von Elvis Presley. Elvis wird in einem seiner protzigsten Bühnenkostüme aus Las Vegas dargestellt, einem glitzernden Ding aus weißer Seide und mit Pailletten, in welchem er auf der Toilette sitzt, auf der er starb: seine Hände sind zum Gebet gefaltet, der Blick ist gen Himmel gerichtet und über seinem Kopf schwebt ein Heiligenschein.
    Bei unserem Weihnachtswettbewerb ist Bobby im Nachteil, weil er darauf besteht, bei der Suche nach dem perfekten Kitsch tatsächlich in Geschenkeläden zu gehen. Wegen meiner XP muß ich mich auf den Versandhandel beschränken, der einem so viele Kataloge voller unerträglich geschmackloser Waren bietet, daß man damit sämtliche Regale der Library of Congress füllen könnte.
    Bobby drehte das Kissen in seinen Händen und betrachtete Orson stirnrunzelnd. »Hübscher Trick«, sagte er.
    »Kein Trick«, sagte ich. »Offenbar fanden in Fort Wyvern eine Menge unterschiedlicher Experimente statt. Eines davon beschäftigte sich mit der Intelligenzsteigerung sowohl bei Menschen als auch bei Tieren.«
    »Gelogen.«
    »Wahr.«
    »Verrückt.«
    »Absolut.«
    Ich befahl Orson, das Kissen dorthin zurückzubringen, wo er es gefunden hatte, dann ins Bad zu gehen, die Schiebetür aufzustoßen und mit einem der schwarzen Lackschuhe zurückzukommen, die Bobby gekauft hatte, als er anläßlich der Beerdigung meiner Mutter feststellen mußte, daß er nur Schlappen, Sandalen und Turnschuhe besaß.
    In der Küche duftete es nach Pizza, und der Hund sah sehnsüchtig zum Backofen.
    »Du bekommst deinen Anteil«, versicherte ich ihm. »Und jetzt zisch ab.«
    »Warte«, sagte Bobby, als Orson schon aus der Küche laufen wollte.
    Orson betrachtete ihn erwartungsvoll.
    »Nicht nur irgendeinen Schuh. Nicht nur einen beliebigen Lackschuh. Sondern den für den linken Fuß.«
    Orson bellte, als wollte er damit sagen, diese Aufgabenerschwerung sei völlig unbedeutend, und machte sich auf den Weg.
    Draußen über dem Pazifik verband eine lodernde Treppe aus Blitzen den Himmel mit dem Meer, als wollte sie verkünden, daß bald Erzengel herabsteigen würden. Der nachfolgende Donnerschlag ließ die Fensterscheiben klappern und hallte innerhalb der Wände wider.
    An unserer gemäßigten Küste werden die Stürme nur selten von pyrotechnischen Effekten dieser Art begleitet. Offenbar stand uns ein gewaltiges Unwetter bevor.
    Ich legte eine Packung Paprikachips auf den Tisch, dann die Papierteller und die Untersetzer, auf die Sasha die Pizzas stellte.
    »Rumpelmauser«, sagte Bobby.
    »Das ist ein Name aus einem Buch mit Gedichten über Katzen.«
    »Kommt mir hochgestochen vor.«
    »Er ist niedlich«, widersprach Sasha.
    »Pussy«, sagte Bobby. »Das ist ein Name für eine Katze.«
    Der Wind frischte auf, ließ den Deckel eines Rauchabzugs auf dem Dach klappern und pfiff im Gesims. Ich war mir nicht sicher, glaubte aber, in der Ferne die seetaucherähnlichen Schreie des Trupps zu hören.
    Bobby griff mit einer Hand hinab, um das Gewehr zu sich heranzuziehen, das neben seinem Stuhl auf dem Boden lag.
    »Pussy oder Muschi«, sagte er. »Das sind vernünftige Katzennamen.«
    Mit Messer und Gabel schnitt Sasha ein Stück Salamipizza in mundgerechte Stücke und stellte es beiseite, damit es abkühlte.
    Der Hund kam mit einem Schuh im Maul aus dem Schlafzimmer zurück. Er hielt ihn Bobby hin. Es war der linke.
    Bobby ging mit dem Schuh zum Mülleimer und warf ihn hinein. »Nicht wegen der Zahnabdrücke oder des Hundesabbers«, versicherte er Orson. »Ich habe lediglich vor, nie wieder Lackschuhe zu tragen.«
    Mir fiel der Umschlag von Thor’s Waffengeschäft ein, der auf meinem Bett lag, als ich am gestrigen Abend dort die Glock gefunden hatte. Er war etwas feucht und mit seltsamen Punktierungen versehen gewesen. Speichel. Zahnabdrücke. Orson hatte also die Pistole meines Vaters dorthin gelegt, wo ich sie auf

Weitere Kostenlose Bücher