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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Nachdem er einen Schluck von dem eisigen, nach Eisen schmeckenden Wasser getrunken hatte, um seinen Mund zu befeuchten, füllte er die Tüte zur Hälfte mit Wasser und schüttete etwa ebensoviel Alkohol dazu.
    Trotz der Verdünnung explodierte das Zeug wie eine Bombe in ihm, als er es hinunterstürzte. Eine Minute lang stand er schweratmend über den Trog gebeugt und wußte nicht, ob sein Magen das Gemisch akzeptieren würde, dann kehrte er zum Wagen zurück und setzte sich ans Steuer. Fünf Minuten später waren sie wieder unterwegs nach Norden, und er fühlte sich besser.
    Zwanzig Minuten danach passierten sie die Grenze nach Minnesota, aber im Osten verfärbte der Himmel sich grau.
    »Wir werden es bis Tagesanbruch nicht zur kanadischen Grenze schaffen«, sagte Rafe, »und wir können den Übergang nicht riskieren, wenn die Grenzposten wach sind. Wir werden versuchen, in die Nähe von Duluth zu kommen und uns dort für den Tag verkriechen.«
    Der Osthimmel war schon hell, als sie die Doppelstadt St. Paul-Minneapolis umfuhren und den Verbindungskanal vom Mississippi zum Oberen See entlangrasten. Die Helligkeit nahm stetig zu, und nach einer weiteren halben Stunde leuchtete der halbe Himmel im Morgenrot des neuen Tages. Sie waren noch zwanzig Kilometer vor Duluth, als die Energiesender ihren Nachtbetrieb ausschalteten. Rafe fühlte es am plötzlichen Aufhören des Summens in seinem Hinterkopf. Der bleierne Druck, der die ganze Nacht auf ihm gelastet hatte, war auf einmal verschwunden, doch es blieb eine natürliche Müdigkeit und Erschöpfung.
    Sie fanden ein kleineres Motel am Rand der Hafenstadt. Lukas lag still unter einer Decke am Boden des Wagens, während Rafe sich selbst und Gabrielle als Mr. und Mrs. Albert Nyisem aus Arnes in Iowa eintrug.
    »Wir schafften es gestern nicht mehr«, sagte er gähnend zum Besitzer des Motels, einem dicken Fünfzigjährigen mit scharfen Augen und einem knappen Lächeln. »Zwanzig Kilometer südlich der Stadt überraschte uns die Sendezeit. Es macht keinen Spaß, im Wagen zu schlafen.«
    »Das glaube ich Ihnen«, sagte der andere. »Es kommen oft Leute zu mir, denen es wie Ihnen ergangen ist. Ich nehme an, Sie möchten jetzt in richtigen Betten ausschlafen?«
    »Wie recht Sie haben«, sagte Rafe.
    »Hängen Sie einfach das Schild ›Nicht stören‹ außen an Ihre Tür, und ich werde dem Zimmermädchen sagen, daß es Sie in Ruhe lassen soll. Schlafen Sie, so lange Sie wollen, und machen Sie sich keine Gedanken.«
    Rafe bedankte sich, nahm den Schlüssel und fuhr den Wagen zu der Hütte mit der passenden Nummer. Einige Hütten weiter war ein anderes Paar eben im Begriff, abzureisen. Sobald sie fort waren, schmuggelte Rafe den Wolf in ihr Quartier. Gabrielle hatte bereits ihre Reisetasche hineingetragen und die Rolläden heruntergelassen.
    »Was nun?« fragte sie, als Rafe das Schild hinausgehängt, die Tür geschlossen und den Riegel vorgeschoben hatte.
    »Jetzt schlafen wir aus«, sagte er. »Ich werde vorsichtshalber für eine zweite Nacht bezahlen, und wenn es dunkel wird und der lokale Sender seinen Betrieb aufnimmt, werden wir uns davonmachen. Diesmal werden wir es bis Nipigon schaffen. Dann kommt es darauf an, der Fährte dieser zwei Schlafwandler zu folgen, die mich an der Straßenbaustelle überfielen. Wenn wir dort Kontakt aufnehmen können, sollte es nicht zu lange dauern, herauszubringen, wer sie geschickt hat und wer Ab gefangenhält. Es gibt nicht so viele Schlafwandler auf der Erde, daß der Hintermann durch eine Kette von Verbindungsleuten abgesichert sein kann.«
    Sie nickte, nahm ihre Tasche und ging ins Bad. Rafe legte sich angekleidet auf eines der beiden Betten und zog eine Decke über sich, die zusammengelegt am Fußende lag. Er schlief sofort ein …
    Ein Gehämmer gegen die Tür riß ihn hoch. Gabrielle, bekleidet mit einem weißen Nachthemd, setzte sich im anderen Bett aufrecht. Lukas stand still aber mit gesträubtem Nackenhaar auf dem Teppich und starrte die Tür an.
    »Polizei!« brüllte eine Stimme. »Aufmachen hier!«
    Die Tür hatte bereits eine Sprung vom oberen Rand bis zur Klinke, als ob die Polizisten versucht hätten, ohne Warnung einzudringen. Aber die zusätzliche Sperre des vorgeschobenen Riegels hatte ihren Anstrengungen getrotzt.
    Rafe glitt aus dem Bett.
    »Lukas«, flüsterte er. »Sie dürfen nicht wissen, daß es dich gibt. Komm mit.«
    Lukas rührte sich nicht von der Stelle.
    »Hat Ab dir nicht gesagt, du solltest dich verstecken,

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