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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Stuhl, und Gabrielle wurde aus ihrem Zylinder gezogen und auf den Stuhl gesetzt, worauf ein Mann der Eskorte den Zylinder forttrug. Rafe blieb neben dem Stuhl stehen, und so warteten sie.
    »Wenn Sie denken, ich sei froh, Sie hier zu sehen«, sagte Martin zu Rafe, »dann befinden Sie sich im Irrtum.«
    Der mittlere dhotigekleidete Mann hob ruhig eine eckige braune Hand.
    »Lassen wir Emotionen beiseite«, sagte er mit sanfter Stimme. »Denn es ist jetzt notwendig, daß wir alle zur Wahrheit gelangen.«

 
9
     
    »Warum mußten Sie das tun, Rafe?« fragte Martin Pu-Li. »Sie waren gut aufgehoben, fern von allem. Warum mußten Sie sich in Dinge hier auf der Erde einmischen, die Sie nichts angehen?«
    Rafe fühlte seine alte Sympathie für den Projektleiter wiederkehren, als er den hochgewachsenen Mann betrachtete.
    »Das habe ich Ihnen gesagt, als ich Sie in die Gerätekammer sperrte«, sagte Rafe freundlich. »Sie können Leute wie mich nicht von aller Welt abschließen und erwarten, daß sie nichts tun.«
    »War es das?« fragte der mittlere Dhotiträger. »War dies der einzige Grund, warum Sie zur Erde zurückkehrten – Tatendrang?«
    »Nein«, sagte Rafe. »Etwas war faul an der ganzen Sache. Das Projekt kam nicht vom Fleck; seit drei Jahren stagnierte es. Trotzdem wurden jedes Jahr Milliarden hineingepumpt. Warum? Wie konnten diese kostspieligen Anstrengungen fortgesetzt werden, ohne daß jemand die sinnlosen Ausgaben kritisierte? Aber es gab niemals Kritik – nicht einmal Fragen. Und das aus gutem Grund.«
    Er blickte wieder zu Martin.
    »Drei Männer lenkten die Welt nach ihrem eigenen Gutdünken«, sagte er. »Martin, Pao und Forebringer.«
    »Nein«, sagte der Dhotiträger. »Nur ein Mann lenkt diese Welt.«
    Wieder richtete Rafe seine Augen auf den Sprecher.
    »Wer?«
    Der Dhotiträger – oder etwas an ihm – machte den Eindruck, als erschauere er.
    »Shaitan«, antwortete er.
    »Ihr Freund«, fiel Martin mit rauher Stimme ein. »Abner Leesing.«
    »O nein!« sagte Gabrielle entrüstet.
    »Einige von uns sind geneigt, Ihnen beizupflichten, Miß Leesing«, sagte der Sprecher. »Oder, besser ausgedrückt, wir sind noch nicht überzeugt.«
    »Ich bin es«, erklärte der Mann im Straßenanzug mit heiserer Stimme. »Leesing ist der Mann. Und diese zwei wissen es. Bringen wir sie zum Sprechen.«
    Die rauhe Härte seines Tons war wie eine Feile auf Rafes Nerven. Er starrte den fleischigen Mann an, aber hinter den Augen des anderen war nichts – keine Vernunft, kein Verstehen; nur Selbstinteresse.
    »Fürchten Sie was, guter Mann?« fragte Rafe.
    »Ja, etwas macht mir Angst«, sagte der andere mit rauher Härte. Er blickte zum mittleren Dhotiträger. »Jede Minute, die wir sie hierbehalten, gehen wir ein Risiko ein. Warum sie also festhalten und nichts tun?«
    »Wir sind im Begriff, sie weiterzuleiten«, antwortete der Dhotiträger. »Am Eingang wartet eine fünfsitzige Maschine. Aber wir haben noch etwas Zeit, vielleicht eine halbe Stunde. Das ist nicht genug, um von Leuten wie diesen Informationen zu erzwingen, doch vielleicht genug, sie zu überzeugen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Mr. Harald, haben Sie irgendeine Vorstellung, wer wir sind?«
    »Ich glaube, Sie sind alle Teil der Organisation, die diese Welt lenkt, die bereits halb tot ist und mit jedem Tag ein wenig mehr stirbt«, sagte Rafe. »Sie sind ein Teil der Organisation, aber Sie kennen sie nicht viel besser als ich selbst. Offenbar wissen Sie nicht einmal, wer sie leitet.«
    »Der Alte Mann leitet sie«, sagte der mittlere Dhotiträger.
    »Nein«, sagte Martin Pu-Li. »Er ist ein Phantasiegebilde, eine Vogelscheuche, dieser Alte Mann vom Berg, dieser Shaitan. Rafe, hören sie mich an …«
    Rafe wandte sich ihm zu.
    »Ich will nicht sagen, daß Sie mit dem, was Sie gedacht haben, völlig schiefliegen«, sagte Martin. »Der bloße Zufall, daß Pao, Bill Forebringer und ich so zusammengeworfen wurden, bringt uns in eine Position von Verantwortlichkeit, die wir nie angestrebt haben. Beinahe regierten wir die Welt – vielleicht hätten wir es tun können. Aber jemand – oder irgendeine Gruppe – ist uns zuvorgekommen.«
    »Und die Stunden des Tageslichts sind alles, was Ihnen geblieben ist«, sagte Rafe.
    »Wir taten unser Bestes«, sagte Martin. »Wir versuchten die Nachtleute zu organisieren, diejenigen, die den Ausstrahlungen drahtloser Energie widerstehen konnten. Für eine Weile hatten wir Erfolg.«
    »Sie haben jeden genommen, den Sie

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