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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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kriegen konnten«, sagte Rafe und blickte wieder den fleischigen Mann an, der mit einer ärgerlichen Handbewegung reagierte.
    »Wollen Sie Streit anfangen?« sagte er zu Rafe.
    »Ich erinnere mich bloß«, sagte Rafe. »Ich habe einige Male Ihr Bild in den Zeitungen gesehen. Sie waren ein Agent im illegalen Opiumhandel, nicht wahr?«
    »Allmählich gehen Sie mir auf die Nerven«, sagte der andere.
    »Und so gerieten Sie in Schwierigkeiten«, fuhr Rafe, wieder zu Martin gewandt, fort. »Sie nahmen jeden, den Sie kriegen konnten, jeden, der irgendwie nützlich sein konnte – die Unterwelttypen, die das kriminelle Element unter den Schlafwandlern kontrollieren konnten, die Leute, die durch eigene Abnormität resistent waren, die Jogaschüler und die Adepten anderer Wissenschaften, die eine Kontrolle über ihre Gehirnströme erlangt hatten. Und weil Sie alle und jeden nahmen, entglitt Ihnen die Organisation.«
    »Sie verstehen nicht«, sagte Martin.
    »Das ist richtig, Mr. Harald«, sagte der Dhotiträger. »Es handelte sich nicht um rebellierende Mitglieder, die die Organisation der Nacht lähmten oder beeinträchtigten – ganz und gar nicht. Es war die Entdeckung, daß von Anfang an ein Mächtigerer als wir da war, der die Fäden in den Händen hielt.«
    »Leesing«, sagte Martin Pu-Li.
    »Jemand«, sagte der Dhotiträger, »kontrolliert uns alle. Jemand oder etwas. Er oder es ist Herr der Welt, Mr. Harald – der wahre Herr der Welt. Er kann sogar bei Tag operieren, wenn es sein muß, trotz Mr. Pu-Lis und Willet Forebringers und Pao Gallots Bemühungen.«
    »Jedenfalls«, sagte Rafe, »hat er Sie alle zu Gläubigen gemacht.«
    »Sie werden auch noch an ihn glauben, Mr. Harald – bald.«
    Rafe schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er lächelnd. »Ich habe mich selbst zu lange trainiert. Die Vorstellung von einem Mann, der besser ist als ich, existiert in meinem Universum nicht.«
    Der Dhotiträger betrachtete ihn lange, bevor er seinen Blick auf Martin richtete.
    »Ist es das, wofür wir dieses Risiko auf uns genommen haben?« fragte er Martin. »Ein Egozentriker! Glaubt er wirklich, daß er so fähig und tüchtig sei?«
    Martin nickte. »Er glaubt es. Er ist es«, antwortete er verdrießlich. »Wenn es ein besseres Gehirn in einem besseren Körper gäbe, dann wäre es dem Projekt während der zehnjährigen Suche wahrscheinlich gelungen, es zu finden. Er sollte der Kommandant unseres ersten Sternenschiffs sein.«
    »Nun gut«, sagte der Sprecher. »Sie sagen, eine Vorstellung wie diese gebe es nicht in Ihrem Universum. Ein Shaitan-Konzept war auch in unserem Universum nicht vorgesehen. Menschen wie ich, die eine innere Weisheit suchen, sind nicht dazu gemacht, einen Krieg zu führen. Ereignisse haben uns in diese Situation hineingestoßen. Die nächtlichen Energieaussendungen ließen uns unter jenen anderen zurück, die wie wir in einer schlafenden Welt wachen. Wir mußten uns den Dingen stellen.«
    »Und nun sind Sie bereit, die Vorstellung des Alten Mannes vom Berg zu akzeptieren?« fragte Rafe. »Sie sind bereit, an jemand zu glauben, der übernatürliche Kräfte und Autorität besitzt?«
    »Nicht übernatürlich«, sagte der andere sanft. »Keine Kraft ist übernatürlich, sobald sie verstanden wird, und wir verstehen solche Kräfte besser als die meisten Menschen.«
    »Verstehen Sie auch, wie sie für persönliche, eigennützige Ziele gebraucht werden könnten.«
    »Nein.« Der andere starrte mit glänzenden braunen Augen Rafe an. »Das verstehen wir nicht. Und Sie?«
    »Ich verstehe, wie ein negativer Geist klüger und stärker werden könnte – vorausgesetzt, er hat genug Zeit«, sagte Rafe, und ohne daß er es eigentlich wollte, erschien das Traumbild der unterirdischen Kavernen auf der Bühne seines Geistes, angefüllt mit leeren und fortgeworfenen Dingen, wo das papieren raschelnde Monstrum hauste.
    Es gab ein leises Geräusch, das nicht wirklich ein Geräusch war. Plötzlich schien der Raum sich ein wenig zu verdunkeln – nicht als ob das Licht schwächer geworden wäre, sondern als ob die Luft sich verdichtet hätte und so den Durchgang des Lichtes behinderte.
    Im gleichen Moment überkam ihn wieder jene zwanghafte Lähmung, die ihn auf dem Flug zu diesem Ort gefangengehalten hatte. Er unternahm die geistige Anstrengung, sich ihrem Griff zu entziehen, und blickte um sich. Auf einmal war es schwierig geworden, etwas zu sehen, als ob die verdichtete Luft vor Hitze flimmerte und alles verzerrte. Die drei

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