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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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wilder Wolf mußte bei der ständigen Suche nach Nahrung täglich viele Kilometer zurücklegen, nur um sich selbst zu erhalten.
    »Lukas hatte nicht mal Zwieback«, sagte Gabrielle. »Ich wollte ihm etwas geben, aber er nahm es nicht an.«
    »Ich weiß«, sagte Rafe. »Ich überlegte nicht, das war alles.«
    Sie setzten ihn zum Feuer und legten eine Decke um seine Schultern, und er saß da und benagte den wohlschmeckenden, aber zu kleinen Fisch und kaute Zwieback und sah, wie die anderen gierig aßen, wobei sie nicht einmal vor den Fischköpfen haltmachten.
    »Gestern hatten wir nur einen Fisch«, sagte Martin. »Vorgestern zwei. Dies ist beinahe ein Festmahl.«
    Nach dem Essen stand Martin auf, leerte eine Blechtasse mit Kaffee und machte sich dann auf die Suche nach Regenwürmern für seine Angelhaken.
    »Fünf Tage«, sagte Rafe kopfschüttelnd. »Das ist eine lange Zeit. Man wird Martin längst vermissen. Wollte er nicht fort von hier?«
    »Er hat nichts gesagt«, antwortete sie. »Ich glaube, er hat über einige Dinge seine Meinung geändert. Was hat Sie bewogen, Ihre Meinung zu ändern – über Thebom Shankar?«
    »Meine Halluzinationen, glaube ich«, sagte er lächelnd. »Wer immer hinter diesen Vorgängen steht, er ist wirklich, und seine Werkzeuge sind ziemlich fundamental. Sonst wäre er nicht zu mir durchgekommen, hätte mich nicht so aufwühlen können, wie er es getan hat.«
    Sie hob ihre Kaffeetasse an die Lippen, und ihr braunes Haar fiel locker über ihr Gesicht. Sie trank, dann schob sie die Strähnen zurück und betrachtete ihn.
    »Sie sind nicht so leicht aufzuwühlen, wie?«
    »Nein«, sagte er. »Und aus gutem Grund. Ich war mein ganzes Leben ein Gewinner. So etwas gibt einem eine Menge Selbstvertrauen. Man läßt sich von dem Ungewöhnlichen nicht so leicht aus der Fassung bringen.«
    »Wo sind Sie aufgewachsen?« fragte sie.
    »Überall. Mein Vater war Architekt – Sven Harald. Vielleicht haben Sie den Namen mal gelesen.«
    Sie runzelte die Stirn. »O ja«, sagte sie nach kurzer Pause. »Hat er nicht den Versicherungskomplex in Tokio gebaut?«
    »Und andere Sachen«, sagte Rafe. »Auf der ganzen Welt. Meine Mutter und ich zogen mit ihm. Ich war jedes Jahr in einer anderen Schule, und meistens in einem anderen Land. So etwas kann ein Kind ruinieren. Aber ich gedieh dabei. Der dauernde Zwang zu Umstellungen schärfte meine Auffassungsgabe und mein Reaktionsvermögen.«
    »Vielleicht«, murmelte sie. »Ab sagte, Sie seien unglaublich schnell in allem. Geistesgegenwärtig. Aber ich dachte, man könnte sehen, daß Sie schneller handeln und reagieren als andere Leute. Das scheinen Sie nicht zu tun. Man sieht nur, daß Sie gewinnen.«
    »So ist es«, sagte er. »Das ist, wie es funktioniert.«
    »Aber Sie sagen, Thebom Shankar oder wer er sein mag, käme zu Ihnen durch?«
    »Ja. Ich will damit sagen, daß er es fertiggebracht hat, mich zu verunsichern. Alle diese seltsamen Dinge müssen einen inneren Zusammenhang haben, weil sie unseres Wissens vor dem Aufkommen der drahtlosen Energie nicht existierten. Wenn sie zusammenhängen, dann muß ein Plan dahinterstehen, ein Wille und ein Ziel. Und es könnte sein, daß wir es mit jemand zu tun haben, der auch nicht die Gewohnheit hat, zu verlieren.«
    »Ein Gewinner wie Sie, hm?«
    »Vielleicht noch schlimmer«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht ist es eine ganze Gruppe von Leuten meines Typs. Obwohl es schwer zu glauben ist – selbst wenn es nur einer wäre.«
    »Warum?« fragte Martin und als Rafe den Kopf wandte, sah er den anderen nahebei am Ufer stehen und eine Angelrute zurechtschneiden.
    »Weil es hier eine Polarisierung gibt«, sagte Rafe langsam. »Sagen wir, meine Orientierung sei positiv; das heißt, ich habe die meiste Zeit meines Lebens mitgeholfen, den Karren weiterzuziehen. Das Projekt und mein Anteil daran, zum Beispiel. Wäre ein anderer wie ich da, mit positiver Orientierung, dann würden wir von ihm wissen, denn er würde es genauso gemacht haben wie ich. Daß wir unseren Gegenspieler nicht kennen und nichts über ihn wissen, deutet folglich darauf hin, daß seine Orientierung negativ ist – dem normalen Antrieb der Rasse entgegengesetzt.«
    »Sie meinen, er müsse böse sein«, sagte Gabrielle.
    Er blickte sie an und zuckte die Achseln.
    »Gut und böse sind Etiketten, die auf nichts passen«, sagte er. Die Sache ist einfach die, wir sind gegensätzlich. Ich dachte nie, daß es jemanden wie ihn geben könnte. Selbst jetzt fällt es

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