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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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zu der Gruppe um Ab. Die anderen starrten mit Entsetzen zurück, als beobachteten sie einen Verbrecher, der einer schrecklichen Strafe entgegenging.
    »Ab«, sagte Rafe. »Alle Wirkungen drahtloser Energie beeinflussen nur die bewußten, intellektuellen Zentren des Bewußtsein. Dahinter und darunter, wenn du sie finden kannst, hast du eine halb instinktive Ebene, wo Denken in nichtsymbolischen Begriffen noch möglich ist. Du mußt versuchen, diese Ebene zu erreichen, wie ich es getan habe, und du wirst von dem Sendeeffekt befreit sein, der dich jetzt gefangenhält.«
    Ab Leesing starrte ihn an. Er öffnete seinen Mund und befeuchtete seine Lippen. Sein Adamsapfel bewegte sich. Er sah aus, als wolle er sprechen, aber kein Geräusch kam aus seinem Mund.
    »Nicht nachlassen«, sagte Rafe. »Du wirst es versuchen.«
    Er blickte den Mann auf dem Thron an.
    »Der Alte Mann«, sagte er. »Der wirkliche Alte Mann.«
    »Alt genug.« Die Stimme des anderen war tief und rauh, als ob er seine Stimmbänder nur selten gebrauchte. »Aber warum bekämpfen Sie mich?«
    »Das ist eine einfältige Frage«, sagte Rafe. »Ich wurde geboren, Sie zu bekämpfen – oder jeden wie Sie. Ich bin das Resultat des blinden Instinkts der menschlichen Rasse, ein Gleichgewicht zwischen ihren einzelnen Teilen zu erhalten. Ich könnte nicht sein, was ich bin, ohne gegen Sie zu sein.«
    »Sie geben vor, an Gut und Böse zu glauben?« sagte der Alte Mann. »Warum? Sie müssen wissen, daß beide Begriffe falsch sind. Sie können nicht so fähig sein, wie sie sind, und zugleich an Ammenmärchen festzuhalten.«
    »Ammenmärchen sind oft war – wenn man sie versteht«, sagte Rafe und trat beiläufig einen kleinen Schritt vorwärts. Die zwei Hunde vor ihm knurrten und bleckten die Zähne. Rafe blieb stehen. »Gut und Böse sind wie Rollen in einem Schauspiel. Sie haben eine Rolle gewählt. So bleibt mir die andere.«
    »Es müßte nicht sein«, sagte der Mann auf dem Thron. »Warum wollen Sie sich selbst zerstören?«
    »Wer zerstört werden wird, bleibt abzuwarten«, sagte Rafe. »Ich möchte aufbauen. Ich möchte, daß die Menschen sich eine bessere Zukunft schaffen. Sie möchten sie daran hindern.«
    Aus Abs Richtung kam ein seltsamer, rauher Kehllaut, als ob seine Stimmbänder ein Wort hervorbringen wollten, aber nicht die Kraft dazu hatten.
    »So ist es richtig, Ab«, sagte Rafe, ohne seine Augen vom Mann auf dem Thron abzuwenden, der völlig still saß, die Hände auf seinem Schoß gefaltet. »Nicht nachlassen.«
    »Sie sind mein Sohn, wissen Sie«, sagte der Alte Mann zu Rafe, ohne die anderen zu beachten. »Mein geistiger Sohn, genau wie Shaitan es war. Nun haben Sie Ihren Bruder getötet und sind der einzige, der übriggeblieben ist. Sie können die Welt von mir erben, wenn die Zeit kommt, vorausgesetzt, Sie bekämpfen mich nicht.«
    »Ich will nicht erben«, sagte Rafe. »Ich möchte etwas, das ich lieben kann. Und ich habe die menschliche Rasse dafür gewählt – meine Rasse. Ich möchte, daß sie von diesen neuen Kräften profitiert; damit sie überleben kann.«
    »Liebe«, sagte der Alte Mann vom Berg. »Das ist auch so eine Illusion – wie Gut und Böse. Es gibt keine Liebe, genausowenig wie es Freundlichkeit oder Grausamkeit oder Erfolg oder Versagen gibt. Es gibt nur Überleben. Weitermachen so lange wie möglich, bis zum Kollaps der Zivilisation. Sie sind jung. Darum reden Sie so.«
    »Und Sie sind alt – zu alt«, sagte Rafe. »So alt, daß Sie eine Welt voll Sklaven wollen, damit Sie allein ewig weiterleben können …«
    Ein weiteres schwaches Geräusch kam von Ab.
    »Das ist richtig, Ab«, sagte Rafe, ohne hinzusehen. »Genau das wollte er; diese Fähigkeit, den eigenen Körper zu heilen und gegen den Zusammenbruch des Alters zu schützen. Er ist wahrscheinlich mehrere hundert Jahre alt, unser Meister hier, aber er will immer noch weiterleben. Und er will als der absolute Herrscher und Besitzer der menschlichen Rasse weiterleben. Habe ich recht, Thebom Shankar – wenn das Ihr Name ist?«
    »Einer meiner Namen«, sagte der Alte Mann. »Aber nicht der Name, den Sie gebrauchen sollten. Ihnen allein unter allen Bewohnern der Welt biete ich jetzt die Chance, mich Vater zu nennen. Lehnen Sie ab, so kann ich Sie nicht weiterexistieren lassen. Entscheiden Sie sich. Die Zeit ist kurz. Entscheiden Sie sich jetzt.«
    »Ich habe bereits entschieden«, sagte Rafe. »Ich sagte es Ihnen. Der befähigende Nebeneffekt der Energie wird den

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