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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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von Shaitan befreit sind«, sagte Ab. »Nun können wir darangehen, eine neue Welt für den Menschen zu schaffen.«
    »Nur eine neue Welt?« fragte Rafe.
    »Ich weiß, daß du den Gedanken an eine Zurückstellung des Projektes ›Ferner Stern‹ schwer erträglich findest«, antwortete Ab. »Ich kann es auch verstehen. Aber einer der Gründe für die Durchführung des Projekts war, daß man sich davon die Lösung vieler Probleme hier auf der Erde versprach – Übervölkerung, Erschöpfung der natürlichen Reserven, Krankheiten, geistige und materielle Stagnation. Alle Auswirkungen der Überfüllung mit Menschen. Aber nun werden wir in der Lage sein, Probleme wie diese direkt mit den Nebenwirkungen der drahtlosen Energie zu lösen – das heißt, mit ihrer therapeutischen Anwendung.«
    »Das war das Ziel deiner Gruppe?« fragte Rafe.
    »Das, und noch viel mehr«, sagte Ab. Sein Gesicht leuchtete auf. »Ich denke vor allem an einen Nebeneffekt der drahtlosen Energie – eine Abwandlung jenes Effekts, der Shaitans Totschlägern erlaubte, sich selbst wie in zweidimensionalen Schatten zu projizieren. Aber der Effekt, den ich meine, gibt dem Individuum Macht über seine eigenen physiologischen und geistigen Prozesse. Die Menschen werden in der Lage sein, sich selbst zu heilen, indem sie ihren Körpern einfach befehlen, die Krankheit zurückzuweisen. Wir werden den Schmerz abschaffen und durch Anpassung ohne technische Vorrichtungen unter Wasser atmen. Wir werden eine Buchseite mit einem Blick lesen und alles behalten, was wir gelesen haben. Wir werden schlafen, wann wir wollen, oder ohne Schlaf bleiben, so lange es nötig ist. Alles!« Ab sprang auf, mitgerissen von seiner Zukunftsvision. »Und alles das wartet auf uns – nun, da Shaitan aus dem Weg ist!« Er streckte Rafe seine Hand hin. »Willkommen in der Gruppe, Rafe. Wir haben eine große Aufgabe vor uns. Eine neue Welt ist zu errichten!«
    »Kein ›wir‹, bitte«, sagte er. »An der Geschichte, die du mir erzählt hast, ist viel Wahres. Aber du bist trotzdem ein Lügner, Ab. Alle hier, wie sie versammelt sind, lügen mich an. Es ist in Ordnung. Du kannst nichts dafür, sie können nichts dafür.«
    Er wich zurück, bis in die Mitte des langen Raumes, und während er ging, drehte er sich immer wieder um seine Achse und beobachtete Türen und Fenster.
    »He, Sie!« rief er mit hallender Stimme. »Wer immer Sie sind! Sie sollten inzwischen wissen, daß ich nicht so leicht aufzuhalten bin. Die Erklärung, die Ab Leesing mir eben gab, hat Löcher. Und ich habe Gründe, zu bezweifeln, daß seine Pläne auch die Ihren sind. Hören wir auf mit den Spielereien. Glauben Sie nicht, daß es an der Zeit ist, persönlich zu erscheinen?«
    Der Klang einer Pfeife – etwas wie der vogelähnliche Ton einer Hirtenflöte – erfüllte trillernd den Raum. Eine Energieausstrahlung versuchte plötzlich, einen massiven Lähmungseffekt über Rafe zu bringen. Sicher in der Bastion seines Unterbewußtseins, konnte Rafe dem Angriff widerstehen. Aber gleichzeitig begann die Luft zu flimmern und sich zu verdichten.
    Diesmal war es schlimmer als je zuvor. Diesig wallende Vorhänge, hinter denen sich alle Formen verzerrten, verbargen beide Enden des langen Saales, und sogar die Gruppe um Ab und Gabrielle erschien verzerrt und wie im Licht trüber Dämmerung. Aus kürzerer Entfernung sah Rafe jedoch Türen aufgehen, aus denen drei Wachhunde kamen und sich um ihn postierten. Einer stellte sich zwischen ihm und dem Haupteingang auf, die anderen zwei zwischen ihm und dem Thronsessel, der im diesigen Flimmern nicht sichtbar war.
    Die Luft klärte sich. Die lähmende Energieausstrahlung dauerte an. Die zwei Wachhunde vor Rafe standen aufmerksam bereit, und ihre Augen konzentrierten sich auf ihn allein. Aber der Thronsessel hinter ihnen war jetzt besetzt.
    Der Mann, der darauf saß, war grauhaarig und dunkelhäutig, obwohl seine Züge und die hellen blauen Augen den Weißen verrieten. Er trug Hemd und Hose aus einem schwarzen, reich mit Silberstickerei verzierten Stoff, darüber einen langen Umhang aus dem gleichen Material. Er war barhäuptig, und sein graues Haar über dem kraftvollen, energischen Gesicht war glatt zurückgekämmt. Abgesehen von seiner magische Assoziationen wachrufenden Gewandung, hätte man ihn für einen erfolgreichen Konzernherrn halten können – aber seine Sitzhaltung deutete hohes Alter an.
    »Ja«, sagte Rafe bei seinem Anblick. »Das ist besser.«
    Rafe wandte seinen Kopf

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