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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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mit porzellanartiger Haut und mandelförmigen Augen. Ihre Zurückhaltung verwandelte sich in Eifer, kaum dass Truck ihnen erklärt hatte, sie befänden sich in Gesellschaft von Berühmtheiten, und ich wurde erneut mit Fragen bombardiert.
    Ich überließ es Tucker, mit ihrer Begeisterung fertigzuwerden. Derweil inspizierte ich den Raum. Es war, als hätte sich jemand in Bergen verbotener Waren als Müllsammler betätigt. Die Wände waren gesäumt mit Kleiderstapeln, sowohl Uniformen als auch andere Kleider, Leintücher, Kisten mit Haartönung und Haarschneidemaschinen. Auf drei stabilen Tischen fand sich alles von Schmuck über Batterien bis hin zu religiösen Gegenständen, darunter auch Kreuze und Menora. Weiter hinten hing ein Notausgangsschild kläglich an Drähten von der Decke.
    »Geht es da immer noch raus?«, fragte Chase. Wir alle folgten seiner Blickrichtung zur Rückseite des Raums, wo ein Korridor in die Dunkelheit führte.
    »Ja«, sagte der Bursche mit den Mandelaugen. »Von da aus bringen sie die Vorräte rein. Oben sind Wachen, die aufpassen, dass niemand reinkommt, der hier nichts zu suchen hat.«
    Chase nickte und atmete tief durch, aber das konnte ihn nur vorübergehend beruhigen.
    »Wir haben immer noch fünf Stunden bis zur Sperrstunde«, flüsterte Sean mir zu, während die anderen die Vorräte auf der Suche nach gestohlenen Uniformen und Decken durchwühlten. »Wenn wir bis zu der Besprechung warten, sitzen wir hier bis morgen fest.«
    Ich spürte, wie unruhig er war. Auch mir schien es, als fühlte ich in meinem Blutkreislauf, wie die Zeit verrann, aber wir mussten auf Nummer sicher gehen. Wir würden Rebecca nicht schneller befreien können, wenn wir die Regeln missachteten und vom Widerstand rausgeworfen wurden. Niemand wusste das besser als ich.
    »Wir holen sie raus, okay?«, sagte ich zu ihm und bemühte mich um Geduld. »Wir brauchen einen Plan, und vorher müssen wir eine Runde schlafen.«
    »Findest du all diese Aufmerksamkeit etwa ermüdend?«
    Sein Zynismus versetzte mich in Erstaunen.
    »Du bist nicht der Einzige, der sie zurückhaben will«, erklärte ich ihm und winkte, als einer der Lagerverwalter nicht aufhören wollte, mich anzustarren.
    Er seufzte. »Ich weiß. Tut mir leid. Es ist nur, wir sind schon so nahe dran.«
    »Bald bekommen wir den Plan«, mischte sich Tucker in unser Gespräch ein. »Und dann bringe ich uns rein. Vertrau mir.«
    »Dir vertrauen. Tolle Idee«, grummelte ich.
    Die Erschöpfung gewann die Oberhand, als wir abwechselnd die »Dusche«  – mit einer Tülle versehene Beutel voller Wasser, das nicht zum Trinken geeignet war – benutzten und in die Baracke zurückkehrten. Chase wählte zwei leere Pritschen im Hintergrund aus, von denen aus er den Rest der Station im Auge behalten konnte. Das Licht unserer Taschenlampe zeigte uns eine Wasserader, die sich von der Decke zu einem Haufen Matsch an der Wand zog.
    Es gefiel mir nicht, von Sean und Tucker getrennt zu werden, aber Sean kam nicht zur Ruhe, solange er nicht mehr über Rebecca erfahren hatte, und ich hätte kein Auge zugetan, wäre Tucker irgendwo in der Nähe gewesen.
    »Mach das Licht aus«, ächzte irgendjemand. Ich schaltete die Taschenlampe aus und war zum ersten Mal froh über die Anonymität, die mir die Dunkelheit bescherte.
    Was hatte ich mir nur dabei gedacht, mich zur Heckenschützin zu erklären? Ich hatte uns reingebracht, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis Chicago die ersten Löcher in mein Lügengebäude gebohrt hätte. Wir sollten besser fort sein, wenn sie die Wahrheit erkannten.
    Hatte Cara sich auch so gefühlt? Als sie dauernd von der Wahrheit hatte ablenken müssen – wie auch immer diese Wahrheit tatsächlich lautete. Ich stellte mir ihr hübsches Gesicht vor, ihre kalten, glitzernden Augen, ihren Mund und ihr keckes Lächeln. Es machte mich krank, an sie zu denken, und noch schlimmer war, dass ich Dankbarkeit dafür empfand, am Leben zu sein. Ich war nicht froh, dass sie tot war, aber erleichtert, dass ich noch da war. Und das war im Grunde so ziemlich das Gleiche.
    Ich ließ mich auf den Rand des provisorischen Betts fallen, das unter mir quietschte. Die nächste Pritsche schien meilenweit entfernt zu sein, er schien zu weit entfernt zu sein, und an diesem Ort, umgeben von Leuten, die ich nicht kannte, Leuten, die mich für jemand anderen hielten, wollte ich nicht allein sein.
    Ich griff nach seiner Hand, drängte ihn, sich zu mir zu setzen. Als meine Wange über

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