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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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Brettern zugenagelte Tür auf der Rückseite gelangten wir hinein. Dann stiegen wir in den sechsten Stock hinauf, von wo aus wir das vierstöckige Rehazentrum ausspionieren konnten, ohne dass uns irgendjemand zufällig entdecken konnte. Die Stunden zogen dahin, und wir hielten Wache, als könnte Rebecca plötzlich an einem Fenster auftauchen, die Hüfte keck vorgereckt, die Arme vor der Brust verschränkt, wie um zu fragen, was uns wohl so lange aufgehalten hatte.
    Tucker zeichnete mit einer scharfen Glasscherbe einen Plan des Gebäudes an eine der Wände und zeigte uns alle Ausgänge und Treppenhäuser. Wir teilten unsere mageren Rationen. Wir schliefen abwechselnd. Chase weckte mich jede halbe Stunde, um sich meine Pupillen anzusehen; es war wie damals, als wir gerade erst zum Widerstand gestoßen waren und er sich von einer Gehirnerschütterung erholte, nur dass wir die Rollen getauscht hatten. Die Unterbrechungen machten mir nichts aus. Nach ein paar Stunden konnte ich so oder so nicht mehr schlafen. Niemand von uns konnte es. Als Sean zu nervös wurde, erklärte sich Tucker einverstanden, mit ihm ins Erdgeschoss zu gehen und die Eingangstür des Rehazentrums im Auge zu behalten, sodass Chase und ich allein zurückblieben.
    »Dir passiert nichts. Tucker kann dir nichts antun, wenn ihr dort drin seid, nicht bei all diesen Soldaten um euch herum. Er hatte recht; er kann nirgends hin, sollte er das hier versauen.«
    Chase trug bereits Uniform. Derzeit nahm er methodisch die Waffe auseinander, die Jack uns überlassen hatte, und reinigte sie mit den zerfetzten Überresten seines T-S hirts. Ich wandte mich wieder dem Fenster zu, weil es nichts ändern würde, sollte ich ihm sagen, dass er die Waffe bereits zweimal gereinigt hatte oder dass wir den Plan für morgen schon ebenso häufig durchgegangen waren. Ich ließ ihn reden, weil er das brauchte, und mir half es auch. Es linderte das Hämmern in meinem Kopf.
    Die Sperrstunde war längst angebrochen, aber das Krankenhaus und das Rehazentrum auf der anderen Seite der Straße hatten noch Strom, ebenso wie die gewaltige Basis, die im Westen hinter der Einrichtung lag. Das Dreieck wurde von dem Gefängnis auf der anderen Seite der Stadt vervollständigt. Drei funkelnde Lichter in der Dunkelheit. Ihr Lichtschein drang hell genug zu uns herein, um lange, drohende Schatten in den Raum zu werfen.
    Ich blickte hinunter zu dem ummauerten Eingang der Einrichtung und fragte mich, was wohl dahinter lauern mochte. Bald ertappte ich mich bei den sonderbarsten Überlegungen – ob der Boden gefliest oder mit Linoleum ausgelegt war, welche Farbe die Wände hatten  – , es war, als brauchte ich einfach irgendetwas Greifbares, ganz gleich, was.
    Hatte meine Mutter, als sie in die Zelle getreten war, gewusst, dass sie nie wieder herauskommen würde? Es schien mir unmöglich, dass sie nicht gefühlt hatte, wie ihre eigene Sterblichkeit auf ihr lastete, so, wie ich es derzeit empfand. Ich überlegte, ob sie Tapferkeit empfunden hatte. Ich überlegte, ob ich morgen tapfer sein würde.
    Trotz der Wärme um mich herum schauderte ich.
    Ehe mir bewusst wurde, was ich tat, hatte ich bereits angefangen, eine Liste anzulegen. Eine Liste all der Dinge, die ich tun wollte, ehe ich starb. Natürlich gab es da ganz triviale Wünsche. Eine heiße Dusche nehmen. Eis essen, wie in der Zeit vor dem Standardstrom. Aber da waren auch wichtigere Punkte. Billy finden und ihn, wenn ich konnte, in das sichere Haus bringen. Eine Gedenkfeier für meine Mutter veranstalten.
    Bei Chase sein.
    Seine Hand halten, ohne dass die andere auf einer Waffe ruhte. Lange Gespräche über nichts Wichtiges, aber alles Wesentliche führen, wie wir es früher getan hatten. Nicht nur kämpfen, sondern leben . Dieser Tage musste man schnell leben, denn man starb auch schnell.
    Ich zog mir den zur Uniform gehörenden Schal über den Kopf und ließ ihn fallen. Dann öffnete ich die oberen Knöpfe meiner Bluse, die mir am Hals plötzlich viel zu eng vorkam. Ich atmete tief durch. Und dann noch einmal.
    Von Chase war nichts mehr zu hören, und für einen Moment glaubte ich, die Waffe würde ihn zu sehr mit Beschlag belegen, aber dann hörte ich Metall auf dem Tisch klackern und das Rascheln von Kleidung, als er sich erhob.
    Langsam, wie ein jagender Wolf, kam er auf mich zu, aber vielleicht waren es nur die Nerven, die tief in meinem Bauch vibrierten und jede Sekunde in die Länge zu ziehen schienen. Ehe er mich erreicht hatte,

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