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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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weitersprach: »Weil er morgen das tun muss, was ich nicht tun kann.«
    Eine Stunde später kehrte Chase mit angespannter Miene zurück. Ich wusste nicht, was er zu Tucker gesagt hatte, und er erzählte mir nicht davon. Stattdessen saßen wir beisammen, beobachteten das Rehazentrum und redeten miteinander. Redeten wirklich . Über alles andere.
    Wir sprachen über Cara, über Wallace und Billy, über Sean und Tucker und Rebecca. Über die Jungs aus Chicago und darüber, wie ich Jack, unter Schock stehend, auf dem Boden des Tunnels gefunden und meine Mutter in einer durch die Gehirnerschütterung ausgelösten Vision gesehen hatte. Wir sprachen über Beth und den Ort, den wir einmal Zuhause genannt hatten, wussten aber zugleich, dass Geschichte in Leib und Seele lebte, nicht an einem physischen Ort, nicht in Briefen, die in einem Feuer verbrannten, oder einer Zeitschrift, verschüttet unter Trümmern, und dass wir nun einander hatten, wann immer wir das Bedürfnis verspürten, uns zu erinnern. Und wir küssten uns. Manchmal sanft, manchmal mit der gleichen wahnsinnigen Leidenschaft wie zuvor. Manchmal mitten im Satz, wenn wir einfach vergessen hatten, worüber wir gerade sprachen. In diesen kurzen Stunden löschten wir all unsere Geheimnisse aus, hielten einander und beteten, die Zeit würde gleichzeitig langsamer und schneller laufen, denn wie in der Nacht, bevor er eingezogen wurde, wussten wir auch jetzt, dass von morgen an nichts mehr so wäre wie zuvor.
    Irgendwann schlief ich auf dem Boden ein, den Kopf auf seinen Oberschenkel gebettet. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist das Gefühl seiner Finger, die durch mein Haar wandern.
    Vor Anbruch der Dämmerung schlich er sich mit dem Ersatzschlüssel, den wir von Chicago erhalten hatten, über die Straße zur Parkgarage des Krankenhauses. Bis er bei Tagesanbruch wie ein ganz gewöhnlicher Fahrer auf die Straße hinausfuhr und in einem FBR -Van auf der Rückseite des verlassenen Gebäudes auftauchte, hatte ich mir die Fingernägel bis zu den Nagelbetten abgekaut. Tucker saß vorn bei Chase, Sean und ich nahmen auf der mittleren Sitzbank Platz, und ich rieb das Medaillon des heiligen Michael und hoffte, dass ich das Glück, das er mir brachte, noch nicht aufgebraucht hatte.
    »Ich nehme es dir nicht übel, wenn du einen Rückzieher machst.« Es dauerte einen Moment, bis ich begriffen hatte, dass Sean mit mir sprach, nicht mit Tucker.
    War er verrückt geworden? Unser Plan hing voll und ganz von meiner Gegenwart ab. »Ich mache keinen Rückzieher.«
    Er nickte zum Fenster hinaus, als hätte er mit keiner anderen Antwort gerechnet.
    »Was hättest du gemacht, wenn ich gesagt hätte, ich will dich nicht dabeihaben?«
    »Dann hätte ich dir viel Glück bei dem Versuch gewünscht, Rebecca ohne mich rauszuholen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich hätte mir schon irgendwas ausgedacht.«
    »Tja, musst du aber nicht«, gab ich zurück. »Ich bin dabei.«
    Einige Sekunden lang schwieg er. Dann: »Aber mach keine Dummheiten, ja? Ich will dich nicht auch noch verlieren.«
    »Sean.« Ich rang mir ein Lächeln ab, das vielleicht etwas schief geriet. »Wann habe ich je Dummheiten gemacht?«
    »Großartig«, murrte er.
    Wir brauchten keine fünf Minuten bis zu der Kreuzung mit dem Reformation Parkway. Mein Puls hämmerte im Takt des Motors, als wir uns an anderen FBR -Fahrzeugen vorbei einen Weg auf die Hauptstraße bahnten. Chase steuerte den Wagen langsam auf die andere Straßenseite, um vor dem Horizons-Physical-Rehabilitation-Zentrum zu parken.
    Der Gehweg war voller Leute. Die meisten trugen marineblaue FBR -Uniformen. Außerdem sah ich auch ein paar Schwestern, die mit eingezogenen Köpfen ihren Bestimmungsorten entgegenstrebten. Die strahlten in dieser Umgebung nicht so viel Selbstvertrauen aus wie die Männer.
    Die seitlichen Grasstreifen waren alle sauber getrimmt. Es gab auch Bäume, umgeben von kleinen schmiedeeisernen Zäunen, und kunstvoll angelegte Blumenbeete. Die steinerne Fassade des Gebäudes war frei von Graffiti und schmückte sich mit hohen Glasfenstern. An der Seite stand ein Mülleimer, der nicht mit Abfällen überfüllt war. Es war, als wären wir in die Vergangenheit gereist. Hier sah es aus wie an irgendeinem anderen Ort vor dem Krieg.
    Wir kommen, Rebecca.
    Gespannte Erwartung ergriff Besitz von mir. Nun, endlich, bekam ich die Chance, die Dinge wieder zu richten. Zu reparieren, was ich kaputt gemacht hatte, als ich sie und Sean erpresst hatte, mir

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