Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Empfangsschalter.
Sein Blick fiel zuerst auf mich, und seine Miene war dabei so schleimig, dass ich das Gefühl hatte, ich bräuchte eine Dusche. Er war mir auf Anhieb zuwider.
»Immer noch Krüppelwächter, ja, Sprewell?«, zog Tucker ihn auf.
Bei dem Wort Krüppel sträubte sich mir alles, und ich musste an den Widerstandskämpfer denken, den Mags erschossen hatte. Dann hielt ich den Atem an und betete, dass Tucker nicht zu dreist gewesen war, doch zu unserem Glück erkannte ihn der Soldat und lachte.
»Hast du solche Sehnsucht nach mir, Morris?«
Etwas an seiner Haltung erinnerte mich an Tuckers Auftreten in der Basis in Knoxville. Eingebildet. Schlauer, als gut für ihn war.
Er ergriff Tuckers Hand, und der lächelte, als gehörte er noch in diese Welt. Ich verlagerte mein Gewicht und rückte etwas näher an Sean und die Waffe in seinem Gürtel heran.
»Was führt dich wieder hierher?«, fragte Sprewell.
»Verlegung. Die Schwestern haben eines deiner Mädchen für den Orden in Knoxville angefordert.«
»Darum bist du in gemischter Begleitung.« Desinteresse zeichnete sich in seinem Gesicht ab. »Darf’s ein bestimmter Krüppel sein?«
»Ihr Name ist Rebecca Lansing«, sagte Sean, auf dessen Stirn sich Schweißperlen bildeten.
Spannung ergriff Besitz von mir, und mein Herz hämmerte unter meinen Rippen.
Sprewell reckte das Kinn hoch. »Seid ihr Kumpels, Morris?«
Ich war es leid, mit Sprewell zu reden. Ich wollte Rebecca sehen. Sofort.
»Ms Lansing soll den anderen Schwestern als Beispiel dienen«, behauptete ich. »Um sie von einem Leben in Sünde abzuhalten.«
Truck hatte erzählt, dass sie so etwas mit dem armen Widerstandskämpfer mit dem gebrochenen Hals gemacht hatten. Sie hatten ihn in der Basis herumgezeigt. Ich hoffte, es war nicht zu abwegig, dass die Schwestern das Gleiche vorhaben könnten.
Sprewell sah Tucker an, als wollte er sich vergewissern, dass ich wirklich ungefragt gesprochen hatte. Ich unterdrückte den ärgerlichen Seufzer, der mir die Kehle hochsteigen wollte. Wie es schien, durften heutzutage nur noch Männer Männer ansprechen.
»Da unten im Süden sind sie ein bisschen vorlaut, was, Morris?«, sagte er mit einem angedeuteten Grinsen. »Die hier sind … wie nennt man das noch … wie diese kleinen Käfer, die weder männliche noch weibliche Eigenschaften haben. Asexuell , so heißt das.«
»Wir sind ziemlich in Eile, Sprewell«, informierte ihn Tucker ungerührt.
Der Soldat seufzte. »Schön, in Ordnung. Kommt mit nach hinten, dann überprüfen wir eure Personaldaten.«
Wir erstarrten und wagten nicht, einander anzusehen. Hatte Tucker auch diesen kritischen Punkt vergessen? War das ein Zufall, oder war es Absicht? Ich sah durch das Fenster zu dem Van hinaus, der immer noch am Bordstein parkte. Noch hatten wir eine Chance zu fliehen.
Aber ich konnte nicht fliehen. Jeglicher Zweifel daran, dass Rebecca hier war, war inzwischen ausgelöscht worden. Außerdem würde ich kaum zehn Schritte weit kommen, bis Sprewell mir in den Rücken geschossen hätte.
Ich folgte den Jungs durch die Tür. Nun gab es kein Zurück mehr.
Auf der anderen Seite der Tür saß eine Schwester an einem langen Schalter neben einem Soldaten und erledigte Papierkram. Der Mann sah angespannt aus und schaute Sprewell nicht an, ob aber aus Furcht oder Abneigung, wusste ich nicht zu sagen.
»Personaldatenprüfung«, sagte Tucker, um einen gleichmütigen Ton bemüht. »Das ist neu.«
»So?«, fragte Sprewell ohne besonderes Interesse.
»Name?«, fragte der Soldat hinter dem Schalter und zupfte nervös an seinem schmutzigblonden Haar, als wäre er die kurz geschorene Soldatenfrisur nicht gewohnt. Die Geste erinnerte mich an Billy. Sie ließ ihn jünger erscheinen und rief in mir die Sorge um meinen Freund wach.
Sean zögerte.
»Randolph, James«, log er. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, schaute aber gleich wieder weg. Randolph war ebenfalls ein Wachmann der Reformschule gewesen. Einer, den ich nicht gerade in angenehmer Erinnerung behalten hatte.
»Wo sind eure Namensschilder?«, fragte Sprewell argwöhnisch. »Wenn das euer kommandierender Offizier erfährt, könnt ihr mit disziplinarischen Maßnahmen rechnen.«
Wieder ballte ich die Fäuste.
»Heute nicht«, behauptete Tucker. »Der Reinigungsservice hat sie verloren.«
Sprewell schnaubte verächtlich. »Weiber.«
»Hör mal«, sagte Tucker, »du kennst mich, das sollte zur Überprüfung doch reichen. Lass mich das Mädchen holen, damit
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