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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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wir zurückfahren können.«
    Der Soldat suchte immer noch im Zentralrechner nach Seans Decknamen.
    »Ja, gut. Hast einen harten Tag, was, Neuling?«, pfiff ihn Sprewell an. »Harper kann ohne Anleitung kaum bis zehn zählen«, spottete er dann.
    Das Gesicht des Soldaten namens Harper lief rot an. Für einen Moment schaute er sich zu mir um, doch ich wandte hastig den Blick ab.
    »Das Problem haben anscheinend sämtliche neuen Rekruten«, entgegnete Tucker im Plauderton, ganz so, als säße Harper nicht daneben. »Wir haben zwei in Knoxville – keiner davon kann lesen.«
    Sprewell feixte. »Jetzt graben sie den Bodensatz aus, so weit ist es gekommen. Jämmerlich, aber ich schätze, wir brauchen die Arbeitskräfte. Du hast bestimmt gehört, dass die Rattennester evakuiert werden. Ein Klacks, jetzt, wo wir diese wärmesuchenden Raketen haben. Fünfzig warme Körper innerhalb von fünfzig Metern, mehr braucht es nicht, um das Haus niederzubrennen. Die Dinger müssen nur in die richtige Richtung zeigen, und BUMM !«
    Meine Kehle trocknete aus, so sehr, dass ich nicht einmal mehr schlucken konnte.
    » LDED s«, sagte Tucker. »Ja, davon habe ich gehört.«
    »Schade, dass du gestern nicht hier warst. Wir haben einen Tipp bekommen, dass sich in der Kanalisation ein ganzer Haufen Verbrecher rumtreibt. Gleich unter unseren Füßen.« Er trampelte mit dem Stiefel auf. »Wir haben das Dach über ihnen einstürzen lassen. Die ganze Gegend hat gebebt, als sie das Loch hochgejagt haben.« Er kicherte, während er ein Klemmbrett hinter dem Tresen hervorholte. »Also, sehen wir mal. Nur leihweise, ja? Ihr bringt sie irgendwann nächste Woche zurück?«
    Meine Zähne bissen so fest aufeinander, ich fürchtete, sie könnten brechen.
    »Klar«, stimmte Tucker wortkarg zu. »Wenn du sie nicht länger entbehren kannst.«
    Sprewell lachte und nahm sich eine Patientenliste vor, während Tucker die Papiere unterzeichnete.
    »Lansing, mal sehen … Vierter Stock. Zimmer 408«, sagte er.
    Ich war bereits unterwegs in Richtung Fahrstuhl.
    »Friede mit euch«, rief die Schwester.
    »Und mit euch«, entgegnete ich und lächelte ihr über die Schulter zu.
    »Bitte sehr«, sagte Tucker, kaum dass wir zu dritt und unbeaufsichtigt in der Fahrstuhlkabine waren.
    »Beschrei’s nicht«, bat ich ihn. Er lachte. Sean wischte sich derweil mit dem Ärmel der gestohlenen Uniform den Schweiß von der Stirn.
    »Los, los, los«, stammelte er, als auf der Anzeigetafel die Stockwerke aufleuchteten.
    Ich wippte auf den Absätzen, mahnte in Gedanken den Fahrstuhl zur Eile an. Wie lange waren wir bereits in dem Gebäude? Zehn Minuten? Fünfzehn? Chase würde uns bald folgen, wenn wir uns nicht beeilten.
    LDED s. Long Distance Explosive Devices. Davon hatte ich schon einmal gehört; einer der anderen vier Gesuchten im Zusammenhang mit den Heckenschützenmorden hatte gegen eine Demonstration der Raketen protestiert. Sprewell und Tucker hatten gesagt, die wärmesuchenden Waffen müssten nur in die richtige Richtung zeigen, auf fünfzig warme Körper. Wer hatte ihnen erzählt, dass sich der Widerstand zu dieser Zeit unter der Stadt versammeln würde?
    Die Fahrstuhltür öffnete sich und gab den Blick auf einen cremefarbenen Korridor und ein Schwesternzimmer frei, besetzt mit Schwestern und einem Arzt in mittleren Jahren, der einen Arztkittel trug und uns keinerlei Beachtung schenkte. Ein rascher Blick verriet mir, dass Sean und Tucker die einzigen Soldaten in diesem Stock waren. Truck hatte also richtig gelegen, was die Sicherheitsmaßnahmen betraf, aber meine Erleichterung schwand, so schnell sie gekommen war.
    Ein Mann saß nur in Unterwäsche in einem Rollstuhl an der Wand. Seine Beine waren kurz über den Knien amputiert worden und mit Verbänden umwickelt, durch die das Blut heraussickerte. Über seine nackten Oberschenkel zogen sich die roten Finger einer Infektion. Sein Körper und sein Gesicht glühten vor Fieber, und seine Augen starrten blicklos durch uns hindurch.
    Ich fragte mich, ob er ein Soldat war, der zu fliehen versucht oder sich einem Befehl widersetzt hatte, oder ein Zivilist, der dem falschen Offizier in die Quere gekommen war. Aber ich konnte es mir nicht leisten, ernsthaft darüber nachzudenken. Unsere Zeit reichte nur für Rebecca. Die Spannung, die in der Luft lag, nahm zu.
    Unsere Schuhe knarzten auf dem frisch gewachsten Boden. Nicht hasten, keine Aufmerksamkeit erregen, ermahnte ich mich im Stillen. Sean war vor mir an Zimmer 408, aber

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