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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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    Code 7, hatte Chase bei einem früheren Angriff des Heckenschützen gesagt. Ein Angriff eines Zivilisten auf einen Soldaten. Bei einem Code 7 hatten alle FBR -Einheiten Feuerfreigabe.
    »Runter!«, brüllte ich, als mir wieder einfiel, dass Houston und Lincoln erzählt hatten, die Zivilisten seien gezwungen worden, sich auf den Boden zu legen. Würden sie jetzt Krawall machen, dann würde die MM sie einfach töten.
    Zwei Männer in meiner Nähe duckten sich, nur um sogleich von der Menge überrannt zu werden. Das Krachen von Knochen, ein dumpfer Schrei. Das Entsetzen drehte mir den Magen herum. Die Schwestern gaben Fersengeld, huschten davon wie Mäuse. Ich behielt den Kopf unten und versuchte zugleich, nach Chase Ausschau zu halten, suchte nach seinen kantigen Zügen, seiner kupfernen Haut, seinen ernsten Augen, aber alle Gesichter, die mir begegneten, sahen verschwommen aus.
    Noch ein Schuss, dieses Mal gefolgt von einem Chor schriller Schreie. Vor mir, in der Nähe der Stelle, an der die Schlangen geendet hatten, erklang ein lautes Scheppern, und als sich in den Leibern um mich herum plötzlich ein Fenster auftat, sah ich, dass der riesige Haferbreikessel umgeworfen worden war. Ein halbes Dutzend Männer und Frauen fiel auf die Knie und stopfte sich die dreckige Pampe in den Mund, sammelte sie im Stoff ihrer Hemden.
    Jemand rief nach einer Schwester – nach mir –, aber da wurde ich bereits von der wilden Flucht mitgerissen und musste mich an der Jacke einer Frau festhalten, um auf den Beinen zu bleiben. Wir bewegten uns zurück in Richtung der Zufahrt zu dem Platz. Das Pflaster war durch den Regen schlüpfrig geworden, und ich stolperte. Eine Hand ergriff meinen Unterarm und zerrte mich zur Seite, wo ich mit jemandem zusammenstieß und wieder fast gestürzt wäre.
    Beim Anblick der marineblauen Jacke wäre beinahe die Panik hervorgebrochen, die in mir heranwuchs, doch als Chase sich umdrehte, hätte ich vor Erleichterung am liebsten geschluchzt. Mit seinem Körper schützte er mich vor der Menge und drückte mich an seine Brust, während er sich einen Weg zu der Gasse bahnte, in der wir die anderen treffen sollten. Ich spürte es jedes Mal, wenn jemand gegen ihn prallte, und ich sah seine Zähne aufblitzen, wenn er vor Schmerz ächzte.
    Minuten zogen dahin, ehe wir aus dem Chaos heraus waren. Als ich aufblickte, sah ich noch mehr Soldaten in Richtung Platz laufen. Chase schob mich weg, so, als wollte er hinter ihnen herrennen, nur um mich im letzten Augenblick hinter den Müllcontainer zu ziehen. Schritte klapperten vorüber, und wir pressten uns flach an die rostigen Metallwände.
    »Welchen Teil von ›Bleib bei mir‹ hast du nicht verstanden?« Sein Ton war scharf, doch was von ihm ausstrahlte, war kein Ärger, sondern Angst, und das war schlimmer, weil dadurch alles noch gefährlicher auf mich wirkte. Keine dreißig Minuten waren vergangen, seit die Schwester uns hier ertappt hatte, aber nun kam es mir viel länger vor. »Vergiss es«, murmelte er. »Bist du in Ordnung?«
    Ich nickte. Seine Lippe blutete, und ich löste das Tuch von meinem Hals und tupfte sie mit zitternden Fingern ab, brachte es aber nicht über mich, ihm in die Augen zu schauen.
    »Was ist passiert?«
    »Der Sniper hat wieder zugeschlagen«, sagte er. »Ich glaube, ich habe einen Soldaten fallen sehen.«
    Der Sniper war immer noch hier. Nie zuvor war er nach einem Angriff am selben Ort geblieben. Ich war nicht imstande, darüber nachzudenken, was das zu bedeuten haben könnte, alles, was ich wusste, war, dass Chase Uniform trug – und damit ein Ziel für diese Angriffe darstellte –, ohne sie aber durch die echten Soldaten nicht minder gefährdet wäre.
    Wir mussten hier raus, und zwar schnell.
    Ich krümmte mich, als auf dem Platz weitere Schüsse fielen. Einer. Zwei. Drei. Vier. Fünf. In schneller Folge. Gefolgt von weiteren Schreien, scharf und hochtönend, erfüllt von Grauen. Chase ergriff meine Hand, die immer noch das Tuch hielt, und zog mich in die Hocke runter.
    Wir warteten, lauschten dem Klopfen der Regentropfen auf dem Container und den Schreien auf dem Platz. Nach kurzer Zeit legte sich das Chaos, und eine Männerstimme meldete sich knarrend über ein Megafon.
    »Hinlegen, Gesicht zum Boden« , befahl sie. »Wer sich bewegt, wird erschossen.«
    Schaudernd überlegte ich, wie viele wohl bereits erschossen worden waren. War vielleicht einer von unseren Leuten darunter? Sean womöglich?
    Eine schaurige Stille

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