Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Lippe.
Endlich meldete er sich wieder zu Wort: »Wir sollten morgen als Erstes die Nummernschilder des Trucks wechseln.«
Als er davonging, lächelte ich.
»Wow«, hallte Billys Stimme aus dem Büro, als ich Sean gerade wieder in sein Hemd half. »Ihr seid ja toll ausgestattet! Ich musste aus Ersatzteilen und Armaturenbrettern aus Streifenwagen was zusammenbauen, um auf den Zentralrechner zugreifen zu können.«
Als ich hinging, sah ich, was Billy so sehr faszinierte: ein Computer, Scanausrüstung und ein Drucker auf einem hölzernen Schreibtisch. In der hinteren Ecke stand ein schulterhoher Waffenschrank unter einem flachen Fenster, durch das ich den leuchtend blauen Nachmittagshimmel erkennen konnte. Instinktiv scheute ich vor dem Bereich zurück, in dem ich gesehen werden konnte.
»Nur das Beste für das FBR «, sagte Marco. Mehrere der anderen kicherten. Es dauerte einige Sekunden, bis uns klar wurde, dass das kein Scherz war.
»Nicht ausflippen.« Cara feixte. »Sie stehen immer noch auf der Gehaltsliste.«
»Soldaten und Widerstandskämpfer?«, vergewisserte ich mich.
»Artikel 9, stets zu Diensten«, sagte Polo mit Bezug auf das neue Statut, demzufolge jeder, der Rebellen unterstützte, mit der ganzen Macht des Gesetzes zu bestrafen sei.
»Abtrünnige«, grummelte Tucker und prustete, als sämtliche Blicke sich unvermittelt auf ihn richteten. »Toughe Truppe. Nicht, dass irgendeiner von uns besser wäre.«
»Und warum bist du dann hier?«
Sean stand in der Tür und lachte verlegen. Offensichtlich hatte Tucker ihm nicht erzählt, warum wir einander hassten.
»Das war ein Witz«, erklärte er. »Ein schlechter.«
War es nur ein Witz? Tucker zum größten sicheren Haus an der Ostküste zu führen, kam mir vor, als würden wir den Sicherungsstift aus einer Granate ziehen und sie auf einen Spielplatz werfen. Plötzlich fühlte ich mich verantwortlich dafür, ihn aufzuhalten, aber wie konnte ich das tun, nachdem er Sean und mich bei dem Brand gerettet hatte?
Marco musterte mich neugierig. »Du kommst mir irgendwie bekannt vor«, bemerkte er und setzte sich an den Schreibtisch.
»Das sagen viele.« Ich drehte den goldenen Ring an meinem Finger.
»Ich fass es nicht«, ächzte Marco. »Hey, Polo, komm her und sieh dir das an.« Neugierig auf das, was sie sich anschauten, ging ich um den Schreibtisch herum, um einen besseren Blick auf den Bildschirm zu bekommen.
Es war mein Foto aus der Reformschule, das Foto, das überall auf dem Platz aufgehängt worden war. Meine Augen waren vom Weinen gerötet und geschwollen, und mein naturbraunes Haar fiel mir weit über die Schultern. Dort, wo Beth mich bei dem Versuch, mich von den Soldaten wegzuzerren, festgehalten hatte, waren immer noch Streifen zu sehen. Ich las die Bildunterschrift, doch sie schreckte mich nicht mehr so wie zuvor. Ich schätzte, der Schock war der Gewöhnung gewichen.
Ember Miller , stand dort zu lesen. ARTIKEL 5. Gesucht in Verbindung mit Heckenschützenmorden in Region Zwei-fünfzehn. Darunter fanden sich meine Daten und die gegen mich erhobenen Beschuldigungen.
»Ich dachte, die hätten deinen Fall längst abgeschlossen«, sagte Polo im Plauderton.
»Nun tu nicht so schüchtern«, tadelte Marco, dessen große Augen ihm beinahe aus dem Kopf fielen, so starrte er mich an. »Wenn ich dein Foto ausdrucke, gibst du mir dann ein Autogramm?«
»Aber unterschreib mit In Liebe, die Heckenschützin «, kommentierte Cara in einem Ton, kalt genug, mein Lächeln gefrieren zu lassen.
»Sie ist nicht der Heckenschütze«, beharrte Chase. »Sie kennt den Heckenschützen auch nicht. Das ist nur Verleumdung.«
Es war klug von ihm, der Sache ein Ende zu machen; ich hatte gesehen, was mit Leuten passierte, die der MM Informationen über mich lieferten, und das war nicht lustig.
»Hab ich doch gesagt«, kommentierte Polo resigniert und stupste Marco an der Schulter an. »Weißt du, ich bin ihm mal begegnet«, fügte er hinzu.
»Jetzt geht das wieder los«, stöhnte Marco.
»Was?« Polo sah gekränkt aus.
»Er ist in Chicago vor, was, ungefähr zehn Jahren so einem Kerl begegnet, der gesagt hat, wenn man das FBR kaputt machen will, müsse man nur einen Soldaten nach dem anderen an einem öffentlichen Ort umbringen«, erklärte Marco. »Als wäre vorher noch nie jemand auf diese Idee gekommen.«
»Es war eher vor … vier … oder fünf Jahren«, widersprach Polo. »Außerdem war das ein harter Kerl. Hat vor dem Krieg in Übersee gekämpft. Ist in
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