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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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ließ sich Sean vernehmen. »Ich nehme den Laster und fahre weiter nach Chicago.«
    » Wir nehmen den Laster und fahren nach Chicago«, korrigierte ich ihn.
    Ein schwaches Grinsen kämpfte sich durch seine Erschöpfung. Sein Gesicht war blasser als sonst, und seine Augen waren blutunterlaufen. Als er sich zur Seite drehte, sah ich die kupferfarbenen Flecken auf der Rückseite seiner Uniform – er hatte sich noch gar nicht um seine Brandwunden kümmern können. Unter Chase’ lastendem Blick kletterte ich wieder in den Truck und suchte den Erste-Hilfe-Koffer.
    »Falsch«, flötete Polo. »Vor Anbruch der Nacht schafft ihr es nicht bis Chicago, und die Fahrer von Horizons müssen die Ausgangssperre einhalten.« Mit gewichtiger Geste schlug er seinen Kragen hoch.
    Sean blinzelte. Anscheinend hatte er diesen Umstand gänzlich vergessen. Er seufzte frustriert. Hinter einer der Kisten fand ich endlich den Erste-Hilfe-Koffer, stieg wieder aus, hockte mich auf die Stoßstange und winkte ihn zu mir.
    »Da wir gerade unsere Pläne ausbreiten«, sagte Cara, als sie mit mehreren Plastikflaschen auf den Armen aus dem Büro herauskam, »ich bin raus. Ich habe Familie in der Stadt. Meine Cousine wohnt hier.«
    Ich legte die Stirn in Falten. Bisher hatte ich nichts davon gehört, dass sie hier Familie hatte. Darüber hatten wir nie gesprochen. Ich nestelte an dem runden Medaillon an meinem Hals herum, fühlte die runzlige Haut darunter, wo sich das Metall hineingebrannt hatte. Stechender Schmerz ging von der Wunde aus und erinnerte mich daran, dass Cara während des Feuers vom Wayland Inn weggelaufen war, dass sie und Tubman sich irgendwann getrennt hatten, nachdem sie mit einem Lastwagen voller Flüchtlinge abgereist waren. Ich hatte das ungute Gefühl, dass sie uns, genau wie Tucker, nicht alles erzählte.
    Sie reichte mir eine Flasche Wasser. Ich trank so gierig, dass mir das Wasser über das Kinn lief, und glaubte, nie etwas so Wohlschmeckendes gekostet zu haben. Die anderen folgten derweil Marco und Polo, die verkündeten, dass es im Büro auch etwas zu essen gab.
    Sean fiel es schwer, die Arme aus der Horizon-Uniform zu befreien, also half ich ihm und verzog gepeinigt das Gesicht, als der Stoff an seinem Rücken klebte. Er richtete sich schnurgerade auf. Hitze strahlte von seiner Haut aus.
    »Ich kann die Wunden reinigen, aber wir haben keinen ausreichend großen Verband«, erklärte ich ihm, während ich gegen die Übelkeit ankämpfte. Ein grellroter Streifen zog sich von der Schulter bis zur Hüfte auf der anderen Seite. Um ihn herum sah ich etliche kleinere Schnittverletzungen und Verbrennungen. Ein Teil seiner Haut hatte sich bereits beim Ausziehen des Hemds abgelöst.
    »Sieht aus, als wäre etwas auf dich gefallen.« Ich fühlte immer noch die Explosion der Flammen, als mir beinahe die Decke auf den Kopf gestürzt wäre.
    »Ich erinnere mich wirklich nicht mehr. Schätze, das ist auch besser so.« Mit einer Anstrengung, die nichts mit dem physischen Schmerz zu tun hatte, drehte er sich so, dass er mich anschauen konnte.
    »Ich hätte euch nie allein gehen lassen dürfen«, sagte er.
    Vorsichtig säuberte ich seinen Rücken mit einem feuchten Lappen. Als der schwarze Belag weg war, sahen die Wunden nicht mehr ganz so monströs aus. Derweil konnte ich nicht anders, ich dachte dauernd, dass Chase breitere Schultern hatte und dass auch er eine Narbe hatte, deren Ursprung mir nicht bekannt war und die aussah, als wäre ihm von riesigen Klauen eine Wunde zugefügt worden, die von der Seite über die Rippen bis zum Rückgrat reichte.
    »Ich weiß, warum du es getan hast.« Tucker hatte Informationen über Rebecca – zumindest glaubte Sean das. Hätte ich geglaubt, jemand hätte Informationen über Chase, dann wäre ich auch geblieben.
    Durch das Glasfenster des Büros musterte Sean den Mörder meiner Mutter. »Kann ich ihm vertrauen?«
    Ich klappte den Mund auf, aber es kam nichts heraus.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich schließlich und bat um Entschuldigung, als er gepeinigt zusammenzuckte.
    Chase kam zu uns und schaute mir für einen Moment in die Augen, aber ich konzentrierte mich auf meine Aufgabe. »Verdammt schlimme Brandwunde«, kommentierte er.
    »Danke für die Aufklärung«, gab Sean angespannt zurück. »War mir noch gar nicht aufgefallen.«
    Eine Weile stand Chase stumm da und sah mir bei der Arbeit zu. Mir ging durch den Kopf, wie dumm ich gewesen war, ihn in dem Truck zu küssen, und ich nagte an meiner

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