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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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wie er auf der Suche nach Fluchtwegen von Raum zu Raum gegangen war.
    »Jetzt schon? Aber ihr seid doch gerade erst angekommen!«, protestierte Beth.
    Ich empfand genauso. Da war diese Anspannung, die meine Füße am Boden festhielt. Ich konnte nicht bleiben, aber ich wollte. Ich musste mir wieder einmal klarmachen, dass mein Leben nicht normal verlaufen würde, sollte ich bleiben. Das, was ich jetzt hatte, war alles, was ich bekommen konnte.
    »Beth.« Chase räusperte sich. »Du kannst mit uns gehen.«
    »Nein, das kann ich nicht. Ich muss das hier tun. Für Lori und für Ember.« Ihr Ton war resolut genug, uns klarzumachen, dass es keinen Sinn hatte, mit ihr zu streiten.
    »Hast du eine Möglichkeit, die Stadt zu verlassen?«, erkundigte sich Chase, der offenbar mit dieser Antwort gerechnet hatte.
    »Mein Dad hat einen Wagen, den er für Notfälle behalten hat«, entgegnete sie. »Aber wir benutzen ihn nie.«
    »Läuft er?«
    »Ja. Einmal im Monat wirft er ihn an, immer wenn er seine Mein-Leben-ist-so-beschissen-ich-kann-nicht-mal-fahren-Krise hat.«
    Chase nahm die vierzig Dollar aus der Tasche und gab sie ihr.
    »Geh zur Tankstelle und hol dir einen Kanister Benzin und Lebensmittel, irgendwas, das nicht verderben kann. Das tust du zusammen mit Klamotten zum Wechseln für dich und deine Familie in den Kofferraum. Falls du schnell verschwinden musst, bist du auf diese Weise zumindest vorbereitet.«
    Er versuchte, sie zu schützen, obwohl sie kurz zuvor auf ihn eingedroschen hatte.
    »Ändere deinen Namen und deine Frisur«, fügte ich hinzu. »Und such nach Orten, an denen ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift Ein Heiles Land, Eine Heile Familie ist. Wenn du keines findest, frag in einer Suppenküche nach einem Schleuser. Aber rede nicht mit Soldaten oder Schwestern. Du musst dich bedeckt halten.«
    » O-o kay«, stotterte sie. »Aber ehrlich, Leute, ich glaube, ich komme klar.«
    Ich rieb mir die Schläfen. Genau in dem Moment klopfte es an der Vordertür, und einen Moment später hörten wir, wie sie aufgestoßen wurde. Unfassbar. Die Tür war nicht einmal abgeschlossen.
    Chase und ich waren sofort auf den Beinen, und er zog die Waffe aus meinem Rockbund und zielte tief voran. Derweil drückte ich meine Klamotten und die Zeitschrift meiner Mutter fest an meine Brust.
    »Das ist nur Harmonys Bruder«, erklärte Beth unbehaglich und fixierte dabei die Waffe. »Er klopft immer an die Vordertür. Ich habe euch ja gesagt, er ist in Ordnung.«
    Mir gefiel das nicht.
    »Sag ihm nicht, dass wir hier sind«, wies Chase sie an.
    »Das hatten wir schon. Lasst mich mal sehen, was er will.«
    Als sie den Raum verlassen wollte, griff ich verzweifelt nach ihrem Arm.
    »Beth, sei vorsichtig. In der Sekunde, in der du zum ersten Mal das Gefühl hast, jemand beobachtet dich, verschwindest du. Versprich es mir.«
    »Aber …«
    »Versprich es mir!« Obwohl ich flüsterte, versagte mir nun die Stimme. Eine Träne lief über ihre sommersprossige Wange.
    »Ich verspreche es«, erwiderte sie in gepeinigtem Ton. »Ich bin gleich wieder da. Bleibt hier.«
    Als sie weg war, kämpfte ich mit dem Wunsch, hinterherzulaufen und mich zu vergewissern, dass ihr nichts passierte. Chase deutete auf das Fenster, aber ich schüttelte den Kopf. Wir mussten warten. Was, wenn sie falschlag und dieser Streifenwagen zurückgekommen war? Wir mussten bleiben und sie beschützen.
    Ich lauschte an der Tür, konnte aber nur gedämpfte Stimmen hören. Getrieben von dem Bedürfnis, mich zu vergewissern, schlich ich hinaus in den Korridor und erhaschte einen Blick auf Beths Rücken. Sie sprach mit einem Soldaten, vermutlich Harmonys Bruder, auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Siehst du?, dachte ich. Kein Grund zur Panik. Und doch erfüllte mich der Druck, mit dem Chase’ Hand meine umfasste, sie drückte, als wollte er sagen, es sei Zeit zu gehen, mit tiefen Zweifeln.
    Dann drehte ich den Kopf und warf endlich einen Blick in das Schlafzimmer meiner Mutter.
    Es war leer, genau wie all die anderen Zimmer, und ein modriger Geruch lag in der abgestandenen Luft. Ihr Bett war weg, ebenso wie ihre Kommode und das Nachttischchen samt dem gerahmten Kinderbild von mir. Vage spürte ich, wie etwas in mir zerbrach, als alle verbliebenen Bande, die mich zusammenhielten, plötzlich rissen. Und dann löste ich mich auf, geriet mehr und mehr ins Schleudern.
    »Mom, diese Musik ist verboten.«
    Sie sprang auf das Bett, zog mich hoch, und wir hüpften und

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