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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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tanzten und drehten uns im Kreis herum. Es war, als würde ich schmelzen. Ich war ein Eiswürfel und sie die Sonne, und ich hatte ihr nichts entgegenzusetzen.
    »Das haben wir immer gemacht, als du noch klein warst, weißt du noch? Ich habe deine Hände gehalten und dich herumgewirbelt, und du hast gekichert und ›Schneller!‹ gerufen.«
    Die Kälte hatte ihren Ursprung in meinen Knochen und breitete sich bis zu meiner Haut aus, und bald zitterte ich so heftig, dass ich kaum mehr stehen konnte. Vielleicht war sie nicht perfekt gewesen, vielleicht war es nicht immer einfach gewesen, aber sie war meine Mom, und sie war tot. Ausgelöscht. Als hätte sie nie existiert. Und nichts, gar nichts war von ihr geblieben, außer einer alten Zeitschrift, die ich zusammengerollt in meinem Sweatshirt verstaut hatte.
    »Bring mich hier weg«, sagte ich leise.
    Sanft zog Chase mich zurück in mein Zimmer und stellte die Tüte mit den Lebensmitteln ans Fenster.
    »Stopp!«, hörte ich Beth schreien.
    Ruckartig löste ich mich aus Chase’ Griff und rannte zurück zur Vorderseite des Hauses. Kaum tat ich einen Schritt in den Windfang, da prallte ich schon mit Sean zusammen.
    »Ember!« Für einen Moment stockte ihm der Atem, aber er erholte sich schnell wieder. »Es gibt ein Problem.«
    Chase hatte inzwischen meinen Arm gepackt und zerrte mich an seine Seite. »Was für eines?«
    »Ich habe ihm gesagt, er soll nicht wieder hierherkommen!«, erklärte Beth.
    »Du hast mit einem Soldaten geredet, den du nicht kennst?«, kreischte ich.
    »Ich habe seinen Freund von deiner Verhaftung wiedererkannt«, entgegnete sie gekränkt. »Ich dachte, er gehört zu euch.«
    Und da trat Tucker Morris aus dem Schatten.
    Ich wusste absolut nicht, was ich sagen sollte.
    »Tut mir leid«, krächzte Tucker. »Ich wusste nicht, was ich machen soll.«
    »Was zum Teufel suchst du hier?«, grollte Chase so leise wie bedrohlich. Er hielt die Waffe in der Hand, aber Tucker schien gar nicht darauf zu achten. Am Rande wurde mir bewusst, dass Beth weinte.
    »Wir sind angegriffen worden.« Tuckers Stimme klang angespannt. »Cara und ich. Wir wurden außerhalb von Greeneville auf dem Weg zu ihrer Cousine angegriffen.« Nervös kratzte er sich am Hals. »Ehe wir gegangen sind, haben die Jungs etwas über dein Haus gesagt. Darüber, dass ein Schleuser es besuchen würde. Das war direkt bevor er mich rausgeworfen hat.« Er zeigte auf Sean und holte dann tief Luft. »Und dann … ist alles schiefgegangen. Ich bin zu der Druckerei zurück, aber es war niemand mehr da. Ich dachte, ihr würdet vielleicht versuchen, hierherzufahren, und ich wusste nicht, wo ich sonst hinsollte!«
    Mir war gar nicht in den Sinn gekommen, dass der Name meiner Mutter gefallen sein könnte, während Tucker und Cara noch im Gebäude waren. Aber genau das war der Fall. Ich war nachlässig gewesen und hatte Beth zusätzlich in Gefahr gebracht.
    In meinem Magen rumorte es. »Billy?«, fragte ich. »Billy war weg?«
    »Sie waren alle weg!«, entgegnete Tucker. »Licht aus, Haus leer.«
    »Oh nein.« Ich stützte mich an der Wand ab.
    »Wo ist Cara?«, wollte Sean wissen.
    »Sie ist tot, Mann. Sie ist tot. Sie haben sie erwischt.«
    Es dauerte eine Sekunde, bis Tuckers Worte mich erreichten. Cara war tot, Billy vermisst, vermutlich verhaftet. Ein stummer Schrei schwoll in meinem Inneren.
    »Dreh dich um«, forderte Chase. Tucker gehorchte. Chase klopfte seinen Rücken und seine Taschen ab, fand aber keine Waffen. »Hast du uns verraten? Ist es das, was du getan hast?«
    »Nein! Ich bin mit Cara gegangen. Das ist alles«, erwiderte Tucker mit verzerrtem Gesicht.
    »Raus aus diesem Haus!«, brüllte ich unvermittelt.
    »Seid leise!«, mahnte Stephen im Hintergrund.
    »Du darfst nicht hier sein! Hast du Soldaten hergeholt? Folgen sie dir?«
    »Nein!« Tucker schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin sie in Tennessee losgeworden. Aber ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte. Ich kenne keine anderen Check…stationen oder was auch immer. Ich habe keine Ahnung! «
    Er faltete die Hände, als würde er beten. Zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, wirkte er ernsthaft panisch.
    »Wie bist du hierhergekommen?«, fragte Chase abgehackt, und ich fühlte, wie mein Herz im Gleichklang mit dem Rhythmus seiner Stimme schlug.
    »Mit einem Wagen … ich habe einen Wagen genommen. Den Wagen ihrer Cousine.«
    »Wo ist der jetzt?«
    »Ich habe ihn an einer Schutthalde einige Straßen entfernt geparkt. Versteckt, wisst ihr?

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