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Gesetz des Todes

Gesetz des Todes

Titel: Gesetz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Higgins Jack
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bleiben.«
    »Blake, wir sind uns zum ersten Mal in Saigon begegnet, das war vor fünfunddreißig Jahren. Und ich weiß, welche Art von Stippvisite das ist.« Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und umarmte Blake herzlich. »Gott segne Sie, mein Freund. Passen Sie gut auf sich auf. Und richten Sie dem Präsidenten meine Grüße aus.«
    Eine Mercedes-Limousine der Botschaft brachte ihn in kürzester Zeit zur Aussegnungshalle, die sich neben dem Eingang zum Friedhof befand. Davor parkten bereits zahlreiche andere Limousinen, deren uniformierte Chauffeure in kleinen Gruppen beieinander standen. Ein großes Schild über dem Eingang verkündete ›Private Trauerfeier‹. Blake betrat die Aussegnungshalle und fand dort eine bescheidene Trauergemeinde versammelt. Rabbi Bernstein wurde von einem zweiten Rabbi unterstützt, der schwarze Schleifen in der Hand hielt und diese an Trauergäste verteilte, die offenbar nahe Angehörige der Verstorbenen waren und die Schleifen an ihren Revers befestigten. Der Sarg war sehr schlicht, wie es den jüdischen Gepflogenheiten entsprach, und geschlossen.
    Ferguson, die Salters und Roper hielten sich im Hintergrund, etwas abseits von ihnen stand Dillon hinter der letzten Bank, wobei Billy Salter Dillon am nächsten stand. In ihren schwarzen Anzügen, blütenweißen Hemden und Krawatten sahen sie aus wie des Teufels Gehilfen. Man hätte meinen können, sie seien Brüder mit ihren schneeweißen Gesichtern und der Haut, die sich über den Wangenknochen spannte.
    Die Zeremonie begann mit einer feierlichen Lobrede. Der assistierende Rabbi flüsterte Bernstein etwas zu, worauf dieser mit den Worten begann: »Meine Trauer darüber, dass man mir meine Enkeltochter so früh genommen hat, spricht für sich. Unter uns befindet sich aber noch eine Person, die ihren Wert besser kennt als viele andere.« Billy warf Dillon einen Seitenblick zu, aber Bernstein fuhr fort: »Major Charles Ferguson, auf dessen Antrag Hannah von der Special Branch abkommandiert wurde und viele Jahre für ihn gearbeitet hat.«
    Ferguson ging gemessenen Schritts durch den Mittelgang nach vorn zu den beiden Rabbinern. »Was kann ich über diese wahrhaft bemerkenswerte und hochbegabte Frau sagen? Eine Stipendiatin der Oxford University, die sich für das Leben eines Polizeioffiziers entschieden hat, die täglich ihr Leben aufs Spiel gesetzt hat, die mehr als einmal verwundet wurde, die sich in den Rang eines Detective Superintendent der Staatssicherheitspolizei hochgearbeitet hat – das sind ganz außergewöhnliche Leistungen.«
    Dillon trat einen Schritt zurück, was Blake nicht entging. Ferguson wandte sich an Rabbi Bernstein und sagte: »Rabbi, bitte verzeihen Sie mir, falls ich Ihren Worten zuvorkomme, aber ich möchte, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, aus der Bibel zitieren.«
    »Mit meinem Einverständnis und meinem Segen.«
    Mit fester Stimme fuhr Ferguson fort: »Eine verdienstvolle Frau, wer kann sie finden? Denn ihr Preis übersteigt den von Rubinen.«
    Dillon holte tief und zitternd Luft, trat noch weiter zurück und verließ die Halle. Billy ging ihm unauffällig nach.
    Er fand Dillon neben seinem Mini Cooper. Es hatte zu regnen begonnen. Er holte seinen Regenmantel aus dem Auto und zog ihn an. Billy gab Joe Baxter und Sam Hall ein Zeichen, die neben dem Kleinbus standen, worauf Hall einen großen schwarzen Regenschirm zutage förderte und ihn im Laufen aufspannte. Dillon zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an.
    Billy hielt den Schirm über ihn und sagte zu Baxter: »Holen Sie den Flachmann.« Baxter tat es. »Bushmills«, sagte Billy kurz darauf zu Dillon. »Runter damit.« Dillon starrte ihn nur mit leerem Blick an. »Das würde sie von dir erwarten.«
    Jetzt setzte Dillon den Flachmann an, schluckte, wartete einen Moment und nahm noch einmal einen kräftigen Schluck. Dann schüttelte er sich. Sein Gesicht hatte wieder Farbe bekommen. »Sag mal, Billy, warum regnet es bei Beerdigungen eigentlich immer?«
    »Ich würde sagen, weil es das Drehbuch so vorschreibt. Der Himmel weint, wie es so schön heißt. Magst du noch einen?«
    »Einen noch, ja.«
    In diesem Moment traf Levin verspätet ein. Er parkte seinen Wagen, eilte zur Aussegnungshalle und warf Dillon im Laufen einen raschen Blick zu. Da war noch mehr, das merkte Dillon unterbewusst, doch im Moment überlagerten seine Gefühle alles andere um ihn herum. Er trank noch einen Schluck Bushmills, gab dann Joe Baxter den Flachmann zurück, und

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