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Gesetz des Todes

Gesetz des Todes

Titel: Gesetz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Higgins Jack
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an ihr Foto denken, den Ausdruck ihres Gesichts. Verdammt, ihr Tod ging ihn nun wirklich nichts an, war in gewisser Weise sogar unvermeidbar gewesen. Aber warum fühlte er sich dann so merkwürdig? Die jüdischen Bande? Das war doch Quatsch. Dieser Glaube hatte ihm nie viel bedeutet, und der Tod war in seinem Leben schon seit Jahren ein ständiger Begleiter.
    »Reiß dich zusammen, Igor«, schalt er sich leise und schnippte seine Zigarette in die Themse. Dann holte er ein kleines Lederetui aus der Tasche, entnahm diesem einen winzigen Knopf, ein speziell von der GRU entwickeltes Abhörgerät, und steckte diesen in sein linkes Ohr. Der elektronische Chip darin vermochte Geräusche maßgeblich zu verstärken. Dann überquerte er den Kai und betrat den Dark Man.
    Dort waren Ferguson, Dillon und die Salters versammelt, einschließlich Roper in seinem Rollstuhl. Sie saßen in der Ecknische, und auch die Bar war voll besetzt. Levin bestellte einen doppelten Wodka und nahm sich den Evening Standard, den jemand auf dem Tresen liegen gelassen hatte. Er hatte Glück, denn genau in dem Moment machten ein Mann und eine Frau den kleinen Tisch neben der Nische seiner Zielobjekte frei. Unauffällig nahm Levin an dem Tisch Platz, der durch die hölzerne Trennwand zwischen den einzelnen Nischen vor den Blicken der Nachbarn geschützt war, und nachdem er den winzigen Knopf in seinem Ohr ein wenig verdreht hatte, konnte er deutlich hören, was am Nachbartisch gesprochen wurde. Er verschanzte sich hinter der aufgeschlagenen Zeitung und lauschte.
    Zunächst hörte er Billy Salter reden. »Was ist da los? Diese Mieze, diese Mary Kulane. Was besteht da für eine Verbindung?«
    Es war Roper, der antwortete. »Eine IRA-Verbindung, und das bereits seit ihrer Kindheit. Ihr Vater war ein hartgesottener Aktivist. Starb vor Jahren im Maze-Gefängnis an Krebs. Ihre Mutter hat die Kleine in jungen Jahren mit nach Dublin genommen.«
    »Sie haben ihren Hintergrund genau überprüft?«
    »Charles, ich könnte Ihnen alle von ihr besuchten Schulen aufzählen und wo sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester absolviert hat. Alles.«
    »Haben Sie nachgeforscht, ob sie selbst auch IRA-Mitglied war?«
    »Ja, soweit es in meiner Macht stand, und nein, war sie nicht.«
    »Hat sie irgendeiner anderen radikalen politischen Gruppierung angehört?«
    »Meinen Erkenntnissen nach, und die sind beträchtlich, war sie nie Mitglied einer dieser Gruppen um Sinn Fein, dafür kann ich garantieren.«
    Jetzt meldete sich Dillon zu Wort. »Natürlich nicht. Ihr Wert hat sicherlich darin bestanden, in der Republik zu leben, ohne einer Vereinigung anzugehören. Angesichts ihres Alters würde ich sagen, dass sie ein Schläfer war.«
    »Was, zum Teufel, ist ein verdammter Schläfer?«, wollte Harry wissen.
    »Die neue Welle, Harry. Nette, ordentliche, gebildete Menschen, die in Krankenhäusern oder Büros oder Universitäten arbeiten, viele von ihnen Londoner Iren. Hier geboren, mit englischem Akzent. Eine perfekte Deckung – bis sie aktiviert werden.«
    »In gewisser Weise trifft das auch auf Sie zu, Sean«, meinte Ferguson. »Ihr Vater hat Sie als kleinen Jungen hierher gebracht. Sie sind englisch erzogen worden.«
    »Richtig. Man braucht keinen irischen Akzent, um Vollblut-Ire zu sein. Zu dieser Erkenntnis ist die IRA durch mich schon vor vielen Jahren gelangt, und heutzutage ist das noch sehr viel bedeutender. Wer glaubt, sie haben aufgegeben, täuscht sich gewaltig.«
    »Demnach hat Mary Kulane den Befehl erhalten, Hannah Bernstein eine tödliche Dosis zu verabreichen«, stellte Ferguson fest. »Aber warum?« Es herrschte einen Moment Stille, dann sagte Roper: »Als Offizier der Geheimen Staatspolizei hat Hannah Mitglieder der IRA nicht nur hinter Schloss und Riegel gebracht, sondern auch getötet.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, erkundigte sich Blake. »Irgendjemand in der Hierarchie wartet, bis sie ohnehin im Sterben liegt, ehe er sich entschließt, sie vergiften zu lassen?«
    »Wie einen Hund.« Dillons Stimme war nahezu tonlos, ohne jedes Gefühl.
    Billy ging an die Bar und bestellte eine neue Runde Getränke. Als er zurück an den Tisch kam, herrschte dort immer noch Schweigen. »Vergeltung ist das einzige Motiv, das mir irgendwie plausibel erscheint. Wer immer da dahintersteckt, wollte sich rächen. Wegen der IRA-Verbindung nehmen wir an, dass es sich dabei um die IRA handelt. Aber könnte sie es nicht auch für jemand anderen getan haben?«
    Eine der

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