Gesetz des Todes
vor.«
Er lief in die eine Richtung, Billy in die andere. Der Salon, der mit exquisiten Möbeln ausgestattet war, atmete die Atmosphäre eines vornehmen englischen Landhauses. Da Dillon bereits in anderen Suiten des Hotels genächtigt hatte, kannte er sich in den Räumlichkeiten aus. An der einen Wand stand wie erwartet ein großes Fernsehgerät, daneben ein Schrank mit Video-Player, einem Kopierer und einem Computer. Aber es gab noch mehr. Ein ganz besonderer Glücksfall – Levins Aktenkoffer.
»Billy«, rief er, klappte den Koffer auf, kramte kurz zwischen den Papieren und fand den Umschlag mit der von Putin unterzeichneten Vollmacht. Der Mann sprach Russisch, das passte absolut ins Bild, dachte Dillon bei sich.
»Verdammt, Billy, Vladimir Putin und seine Mannen haben ihm den Wisch ausgestellt.«
»Der russische Präsident höchstpersönlich«, schnaubte Billy. »Wenn du das Ding mitgehen lässt, wird das nicht unbemerkt bleiben.«
»Nicht nötig, im Schrank steht ein Kopiergerät.« Er ließ die Vollmacht durchlaufen, faltete die Kopie zusammen und steckte sie in die Tasche. Das Original schob er in den Umschlag zurück und legte diesen wieder in den Aktenkoffer. »Und jetzt raus hier, aber flott.«
Sie rannten durch den Flur und die Treppe hinunter, anstatt auf den Lift zu warten. Billy glitt hinters Steuer und fuhr los, Dillon rief Ferguson an.
»Wir treffen uns in Holland Park«, sagte er.
»Und wozu, zum Teufel?«
»Weil sich in meiner Tasche das erstaunlichste Stück Papier befindet, das Sie seit Jahren gesehen haben. Vertrauen Sie mir.«
Im Computerzimmer der konspirativen Wohnung scharten sich die Männer kurz darauf um Roper und seine Monitore.
»Dann ist Levin also als Handelsattaché an die Londoner Botschaft abkommandiert worden«, erklärte Roper.
»Und ist mit einer von Putin persönlich unterzeichneten Vollmacht ausgestattet«, setzte Dillon hinzu. »Könnten Sie da nichts unternehmen, Charles? Etwa mit dem Dienststellenleiter reden?«
»Die Russen würden sich auf diplomatische Immunität berufen. Außerdem, was besagt dieses Papier eigentlich genau? Es bezieht sich auf den Überbringer und nicht auf ein spezifisches Individuum. Nein, ich glaube, damit kommen wir nicht durch. Man kann nicht einmal beweisen, worauf es genau abzielt.«
»Da muss ich Ihnen zustimmen«, sagte Roper. »Und ich glaube auch nicht, dass wir mit Moon und seinem Handlanger weiterkommen. Wenn sie bei ihrer Überfallgeschichte bleiben, entgehen sie dem Knast, weil ich wiederum auch bei meiner Geschichte bleiben muss. Sonst wandere ich nämlich in den Knast, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Richtig«, befand Ferguson. »Wenigstens weiß Levin nicht, dass wir ihm auf den Fersen sind. Ich überlasse den Mann Ihnen, Sean, während Sie, mein junger Freund, sich morgen früh in Farley Field einfinden und nach Dublin fliegen werden. Noch Fragen?«
»Fragen nicht«, sagte Dillon. »Was ich will, sind Antworten.«
7.
Am späten Morgen landete die Citation X auf dem Dubliner Flughafen und rollte zu der Sektion der Ankunftshalle, die Diplomaten vorbehalten war. Billy, Lacey und Parry hatten im Auftrag von Ferguson schon einiges gemeinsam durchgestanden. Auf dem Weg zum Ankunftsgebäude meinte Lacey: »Normalerweise setze ich dich mitten in der Nacht in geheimer Mission an irgendeinem Strand ab. Was ist heute anders?«
Billy zog seinen Ausweis heraus. »Der General braucht einen Ersatz für Hannah. Und der bin im Augenblick ich.«
»Allmächtiger!«
»Tja, nun, einstweilen muss er eben mit mir vorliebnehmen. Es sollte nicht zu lange dauern.«
»Dann kann ich dir nur viel Glück wünschen.«
Billy ging zur Passkontrolle und zeigte seinen Ausweis vor. Außer einem Mann im Regenmantel, um die vierzig, der eine Zigarette rauchte, war niemand in der Nähe. Die Narbe auf seiner Wange rührte nach Billys Einschätzung von einem abgebrochenen Flaschenhals her. Die junge Zollbeamtin gab ihm seinen Pass zurück.
»Ah, Mr. Salter, Ihr Ruf ist Ihnen bereits vorausgeeilt«, sagte der Mann. »Wie geht es Sean Dillon dieser Tage?«
»Gesund und munter«, antwortete Billy. »Und mit wem habe ich die Ehre?«
»Jack Flynn, Detective Chief Inspector, Special Branch. Ich kenne Dillon schon eine Ewigkeit und bin, wenn Sie so wollen, ein Bewunderer von ihm. Seit Jahren verfolge ich eifrig die Flüsterpropaganda über Sie und ihn, und wenn jetzt eines von Fergusons Flugzeugen hier eintrifft, mit nur einem Passagier an Bord, und
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