Gesetz des Todes
möchte: Der Name Bell. Ich bin nämlich auf einen Bell gestoßen. Liam Bell, einst Stabschef der IRA, danach ein paar Jahre hinter Gittern im Maze Gefängnis. Seit einigen Jahren im Ruhestand. Lebt in Dublin.«
»Der Lehrer?«, sagte Dillon. »So haben sie ihn immer genannt. Hat sich vor Jahren zur Ruhe gesetzt. Ich dachte, er sei tot.«
Dillon dachte eine Weile nach, dann sagte er zu Ferguson: »Wenn Roper Billy mit Einzelheiten über Bell versorgen kann, könnten Sie ihn morgen mit einem Flugzeug von Farley Field aus rüberschicken. Soll sich mal umsehen, ob der gute Mann in Dublin weilt. Geht das für dich klar, Billy?«
»Selbstverständlich, aber was ist mit dir?«
»Ich hab hier noch ein paar Dinge auszuforschen. Sind Sie mit dem Vorschlag einverstanden, Charles?«
»Aber natürlich. Ich werde alles Notwendige veranlassen.«
Tausende Meilen entfernt, in Sibirien, in seiner Hotelsuite auf dem Gelände von Station Gorky, Schnee, so weit das Auge reichte, telefonierte Max Zubin mit seiner Mutter Bella in Moskau. Sie war so quicklebendig wie immer.
»Was machen die mit dir?«, klang ihre etwas schrille Stimme aus dem Hörer.
»Nicht viel. Haben mir den Bart abrasiert.«
»Ich wette, du siehst zehn Jahre jünger aus.«
»Und wie geht es dir?«
»Sie behandeln mich recht anständig. Man hat mir einen großen schwarzen Wagen mit Chauffeur zur Verfügung gestellt. Der ist ständig in Rufbereitschaft. Ich kann überall hinfahren. In den Supermarkt, ins Theater, das Bolschoi.«
»Weglaufen kannst du ihnen ja nicht. Sie haben mich am Zügel.«
»Und mich auch. Deshalb kannst du ihnen nicht abhanden kommen. Was steht in nächster Zeit an, Max?«
»Ich weiß es nicht. Volkov hat gestern mit mir gesprochen. Meinte, ich müsste unter Umständen noch einmal in Moskau auftauchen und meine Rolle spielen.«
»Na ja, abgesehen von allem anderen bist du ein begnadeter Schauspieler, mein Sohn eben.«
»Aus deinem Munde ist das das höchste Kompliment. Ich liebe dich, Mama.«
»Und ich liebe dich, mein Sohn. Gott segne dich.«
Ferguson sprach mit Blake und brachte ihn auf Trab. »Hier braut sich etwas zusammen, und wir wissen nicht, was es ist.«
»Dieser Bell«, sagte Blake. »Ich werde mich darum kümmern, keine Frage.«
»Wir sind hier alle mit dem Fall beschäftigt.«
»Ich bin nicht sicher, wie ich da helfen kann, aber ich werde umgehend mit dem Präsidenten sprechen.«
Als Blake ein paar Minuten später das Oval Office betrat, saß Cazalet vor dem Kamin und rauchte eine Zigarette; Murchison, sein brauner Retriever, lag zu seinen Füßen. Ein so intelligenter Hund wie Murchison war Blake noch nie begegnet. Er hatte ihn sogar im Verdacht, dass er sich mit dem Präsidenten unterhielt. Und bei einer denkwürdigen Gelegenheit hatte Murchison sich auf einen mutmaßlichen Attentäter gestürzt und dadurch dem Präsidenten das Leben gerettet. Clancy lehnte wie üblich in der Nähe des Präsidenten an der Wand.
»Nun, ich sage das vielleicht nicht zum ersten Mal, Blake, aber Sie sind wirklich ein bemerkenswerter Mann. Drei Mitglieder der provisorischen IRA, einer tot und zwei außer Gefecht gesetzt? Hervorragende Leistung!«
»Die wollten mir auf einem Fischerboot ein Seemannsgrab bereiten, Mr. President. Aber ich konnte ihnen einen Strich durch die Rechnung machen.«
Cazalet drehte sich zu Clancy um. »Scotch und Soda, bitte. Können Sie sich das vorstellen, Clancy?«
»Absolut, Mr. President. Wenn sich jemand im Alter von einundzwanzig Jahren in Vietnam das Navy Cross verdient, heißt das, dass der Mann auf sich aufpassen kann.«
»Und wenn schon, Sie haben einundneunzig im Irak das Gleiche geleistet«, gab Blake zurück. »Obwohl … gegen Vietnam war der Irak ein Kindergarten.«
»Verzeihen Sie, Sir, aber ich kippe gleich Ihren Drink weg.«
»Aber, aber, einem hochrangigeren Offizier so etwas anzutun, das würden Sie nicht wagen, Sergeant-Major.«
»Hören Sie mit Ihren Kriegsspielen auf, wir waren alle dort.« Cazalet prostete Blake zu. »Ferguson hat recht. Superintendent Bernstein ermordet, ein Anschlag auf Sie, Major Roper. Da scheint wahrhaftig eine Vendetta gegen Fergusons Gruppe im Gange zu sein. Meinen Sie, ich sollte mich diesbezüglich mit dem Premierminister in Verbindung setzen?«
»Ich fürchte, der kann dagegen auch nicht viel unternehmen, Mr. President. Vermutlich wird es an Dillon hängen bleiben, wie schon so oft.«
»Na, dann kann ich ihm nur viel Glück wünschen«, sagte Cazalet
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