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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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dafür, dass Suzannes Magen sich schmerzhaft zusammenzog. Tausende Erinnerungen an Adam brachen über sie herein. Nach seinem Selbstmord hatte die Enthüllung des sexuellen Missbrauchs, den er durch seine Priester erfahren hatte, alles andere verdrängt: Adams albernes Grinsen auf seinem Schulabschlussfoto, der Tag, an dem er sie an ihrem zwanzigsten Geburtstag in den Pool geschubst hatte, der Stolz in seiner Stimme, als sie von ihrem ersten Einsatz im Mittleren Osten gesund und triumphierend nach Hause gekommen war – all das wurde zunichte gemacht durch das Wissen, dass jede Fröhlichkeit falsch, jedes Lachen eine Maske gewesen war. Das Letzte, was sie wollte, war, den Tag mit einer Frau zu verbringen, die mit Opfern sexuellen Missbrauchs arbeitete.
    Als sie ihre Haltestelle erreichte, schloss Suzanne die Akte. Zehn Minuten später besorgte sie sich einen Mietwagen. Fünfzehn Minuten später war sie auf dem Weg nach New Hampshire.
    Vier Stunden später war sie da.Nach einem ausgiebigen Dinner am Analtisch – um es mit den Worten des Hausherrn zu sagen – zogen Griffin, Nora und Michael sich ins Wohnzimmer zurück. Nora warf ständig Konfetti in die Luft, um Griffins sechsjährige Abstinenz zu feiern, während Michael schweigend auf dem Ledersofa saß und zuschaute, wie Griffin und Nora auf dem Couchtisch eine lustige Dirty-Dancing-Performance hinlegten. Michael wollte mit einstimmen, mit ihnen feiern, und er hätte es auch getan, wenn ihn Griffins Ankündigung von vorhin nicht in totale Panik versetzt hätte. Seine Sexualität konnte er mehr oder weniger verbergen. Wenigstens konnte er seinen Wunsch, sich zu unterwerfen, und seine Neigung zu Männern vor seiner Mom geheim halten. Aber eine Tätowierung? Das konnte nicht unbemerkt bleiben.
    Kurz nach fünf Uhr klingelte es an der Tür, und Griffin befahl dem Butler zu öffnen – was dieser erst tat, nachdem er Griffin eine „wohl arrangierte Verschwendung von Molekülen“ geschimpft hatte.
    Wenig später kehrte er mit einer langbeinigen violetthaarigen Frau zurück, deren muskulöse Arme von oben bis unten mit Tätowierungen bedeckt waren. Dunkelgrüne Weinranken breiteten sich über ihr üppiges Dekolleté aus, kletterten an ihrem Hals hinauf und endeten hinter ihrem mehrfach gepiercten linken Ohr.
    „Griffin Fiske, du dreckige Hure. Schon wieder ein weiteres Jahr rum?“, fragte sie mit schottischem Akzent.
    „Spike … tu nicht so, als hätte ich dir nicht gefehlt.“
    „Da muss ich gar nicht so tun.“ Sie gab ihm einen harten Klaps auf den Bizeps – so hart, dass Michael mitfühlend zusammenzuckte. Aber Griffin grinste nur.
    „Nora, Michael. Das hier ist Spike. Sie macht meine Tattoos. Sie ist die Beste.“
    „Schön, dich kennenzulernen“, sagte Nora und schüttelte Spikes Hand. „Deine Arbeit ist umwerfend.“
    „Genau wie deine Haut“, sagte Spike und ging einmal umNora herum. „Mit ein bisschen Tinte darauf würde sie noch besser aussehen.“
    Nora setzte sich auf die Couch und nahm die zu korrigierenden Seiten ihres Buches auf, an denen sie schon den ganzen Tag gearbeitet hatte.
    „Ich würde mich liebend gerne tätowieren lassen. Irgendeinen Quatsch quer über meinen Rücken. Aber mein Priester erlaubt nicht, dass ich irgendwelche komischen Sachen mit meinem Körper anstelle.“
    Griffin verdrehte die Augen, während er sein Hemd auszog und zwei Stühle nebeneinanderstellte.
    „Nora, du hast eine gepiercte Klitoris“, erinnerte er sie.
    „Ja“, gab sie zu. „Aber was glaubst du, wer das gemacht hat?“ Sie setzte ihre Brille auf, drehte die Haare zu einem Knoten zusammen, den sie mit einem Stift feststeckte, und verwandelte sich auf der Stelle in die Autorin Nora – die einzige Version von ihr, die Michael noch umwerfender fand als die Domina Nora.
    „Father Stearns hat dich gepierct?“ Michaels Mund wurde mit einem Mal ganz trocken.
    Nora zuckte nur mit den Schultern, während sie die Seiten umblätterte.
    „Du feierst den Valentinstag auf deine Weise und wir auf unsere. So, und nun legt los.“
    Sie winkte ungeduldig mit der Hand, während Spike und Griffin sich einrichteten. Spike steckte den Stecker ihrer elektrischen Tätowiermaschine ein, mischte die Farben an und reinigte Griffins Arm mit Alkohol.
    „Irgendetwas Besonderes, Kumpel?“, fragte sie und legte Griffins Arm so hin, wie sie ihn brauchte.
    „Dieses Jahr nicht. Füge einfach unten eine weitere Ranke hinzu.“
    Keine fünfzehn Minuten später war das Tattoo

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