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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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diesem Marcus Stearns klicke, bekomme ich nur einen Aufsatz über die Vertreibung der französischen Hugenotten.“
    „Ich auch“, sagte Suzanne und klappte ihren Laptop zu. Sie schaute auf ihre Notizen. In vier Stunden intensiver Onlinesuche hatten sie und Patrick nichts über Father Stearns herausgefunden. Oder zumindest nichts Nützliches. Das anonyme Fax, das sie erhalten hatten, enthielt kaum mehr als eine Liste von Namen. Am unteren Ende der Seite war das Sternchen mit zwei ominösen Worten erklärt worden: „möglicher Interessenkonflikt“. Die Liste mit den Namen verriet ihr zwei wichtige Wahrheiten – Father Marcus Stearns stand auf der Nominierungsliste für den nächsten Bischof der Diözese. Und er hatte etwas zu verbergen.
    „Ich habe auch auf Facebook und so gesucht. Einige seiner Gemeindemitglieder haben ihn erwähnt“, sagte Patrick und blätterte durch seien Notizen. „‚Father Stearns hat eine wundervolle Traupredigt aus dem Buch Jesus Sirach gehalten‘“, zitierte er. „‚Ich kann nicht glauben, dass Matthew nicht geweint hat, als Father Stearns ihm das Weihwasser über die Stirn goss.‘ Nichts Aufregendes. Nach allem, was ich gefunden habe, ist er ein perfekter Priester, der von seiner Gemeinde verehrt wird.“
    „Das kaufe ich ihm nicht ab. Niemand ist so perfekt. Und außerdem habe ich ein Sternchen an seinem Namen, das etwas anderes behauptet.“ Suzanne hielt das Fax in die Höhe. Den ganzen Tag lang hatte sie es wieder und wieder zur Hand genommen und auf das Zeichen neben Father Stearns’ Namen gestarrt.
    „Suzanne“, Patrick schaute sie ruhig an. „Das Wort ‚Interessenkonflikt‘ kann alles Mögliche bedeuten, das ist dir klar, oder? Er kann Geld an einen Politiker gespendet haben, der der Kirche nicht gefällt. Es bedeutet nicht automatisch, dass er ein Kinderschänder ist.“
    Energisch schüttelte Suzanne den Kopf. „Wenn es so harmlos wäre, hätte sich der anonyme Absender bestimmt nicht die Mühe gemacht, mir das Fax zu schicken. Wir müssen weitergraben.“
    „Okay. Also, was nun?“ Patrick zog Suzanne auf seinen Schoß. Sie wusste, er hoffte, sie würde sagen, Nun geben wir auf und wenden uns anderen Dingen zu . Aber das würde nicht passieren. Sie hatte gerade erst angefangen.
    „Nun telefonieren wir herum. Finden heraus, was die Einheimischen so über ihn klatschen und tratschen.“
    Suzanne entzog sich ihm und nahm ihr Handy in die Hand.
    „Du bist der Profi“, sagte sie und reichte es Patrick. „Ich bin nur Kriegsreporterin. Zeig mir, wie ein investigativer Journalist arbeitet.“
    Patrick seufzte schwer und klappte seinen Laptop wieder auf. Suzanne schaute über seine Schulter zu, wie er die Telefonnummer des Chefredakteurs der Zeitung von Wakefield heraussuchte. Er wählte die Nummer und ließ sich durchstellen.
    „Patrick Thompson von der Evening Sun“ , sagte er. Suzanne war erstaunt, dass er seinen echten Namen und den seiner Zeitung verwendete. „Ich untersuche einen Vorfall, der sich vor einigen Jahren an der katholischen Sacred-Heart-Kirche ereignet hat. Ich bin sicher, Sie wissen, wovon ich rede.“
    Suzanne hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken. Was für ein Geniestreich. Sie und Patrick hatten überhaupt keine Ahnung, ob jemals etwas in der Sacred-Heart-Gemeinde vorgefallen war.
    Am Anfang des Telefonats hatte Patrick gelächelt, doch dieses Lächeln schwand, je länger er der Stimme am anderen Ende zuhörte.
    „Vor zwei Jahren“, wiederholte Patrick und kritzelte etwas auf den Notizblock, den er auf seinem Knie balancierte. Als Suzanne die Worte las, wich ihr alles Blut aus dem Gesicht.
    Patrick legte auf und schaute Suzanne an. Sie riss den Blick von dem Block und sah ihm in die Augen.
    „Jetzt weißt du, warum ich dem nachgehe“, sagte sie, und Patrick nickte. „Es geht nicht mehr nur um Adam.“ Sie schaute wieder auf die Notizen.
    Michael Dimir, vierzehn Jahre, versuchter Selbstmord im Altarraum der Sacred Heart .
    Ein Zeuge – Father Marcus Stearns .

3.KAPITEL
    Nora wartete bis zum Einbruch der Dunkelheit, bevor sie zur Sacred Heart fuhr. Sie parkte ihr Auto im Schatten des dichten Wäldchens, welches das Pfarrhaus von allen Seiten umgab. Auf dem kurzen Weg zur Hintertür von Sørens Zuhause lächelte sie den Bäumen zu. Sie erinnerte sich, wie sie sich mit sechzehn Jahren eines Freitags zum Pfarrhaus geschlichen hatte. Damals war sie noch Eleanor Schreiber gewesen, und Nora Sutherlin hatte noch

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