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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Fischer
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das wohl
wieder sollte?
    Ich nahm
die Tablette und schluckte sie mit Wasser hinunter. Tabletten lösen zwar keine
Probleme, sind aber doch mitunter Balsam für die Seele und Balsam konnte ich im
Augenblick viel gebrauchen.
    Ich saß
eine Weile dort, bis mich eine bleierne Schwere überfiel und die Gedanken immer
mehr verschwommen. Mit Mühe schaffte ich es, zuletzt sogar auf allen Vieren,
ins Bett zu kommen, bevor ich in einen fast komaartigen Schlaf fiel.

45
     
    Ich erwachte um 8.00 Uhr morgens
und fühlte mich absolut gerädert. Alles tat mir weh, meine Knochen, meine
Muskeln, so als ob ich ohne jegliches Training an einem Triathlon-Wettkampf
mitgemacht hätte. Die Wirkung der Tablette hatte leider nicht die ganze Nacht
angehalten. Das kannte ich schon, und obwohl ich über dieses Wissen verfüge,
war es doch sehr schwer die nachlassende Wirkung zu ertragen. Gegen halb sechs
Uhr war ich wach geworden und die Erinnerung an den Brand einige Stunden zuvor
überfiel mich mit absoluter Härte. Ich war aufgestanden und hatte mir immer
wieder selber eingeredet, dass ich da nun durch müsse. Meine Seele war
gezwungen, sich dem Schock zu stellen, um ihn später verarbeiten zu können. Ich
war in der Wohnung herumgelaufen, hatte mich zu Amelie gesetzt, die auf ihrer
Couch schlief. Am Ende hatte ich einen Beruhigungstee getrunken, der es mir
immerhin möglich gemacht hatte, noch zwei Stunden zu schlafen.
    Mein Kopf
war wie ein Wespennest. So viele Gedanken tobten in meinem Kopf, dass ich gar
nicht wusste, was ich als erstes tun sollte.
    Ich ging
ins Bad, putzte mir kurz die Zähne und wusch mein heißes Gesicht. Dann nahm ich
das Handtuch und rubbelte so fest durch mein Gesicht, dass meine Haut
anschließend ganz rot war. Schnell ein wenig Creme ins Gesicht, das reichte für
heute. Auch die Kleidung von gestern würde ich noch einmal tragen. Es war
sowieso alles egal. Amelie war es gleich, was ich anhatte und mir auch. Gab es
irgendeinen Menschen in meinem Leben, dem ich etwas schuldig war? Wohl kaum –
also konnte ich auch die gleichen verschwitzten Sachen von gestern anziehen.
    Mit immer
noch bleischweren Knochen schlich ich die Treppe vom Bad hinauf ins Wohnzimmer.
Ich setzte Kaffee auf, stand gedankenversunken am Fenster und starrte auf das
Nachbarhaus gegenüber. Dieser Scheißtyp, warum tut er mir das alles an? Was
kommt denn als nächstes? Warum war ich überhaupt noch am Leben? Geilte er sich
daran auf, mich häppchenweise fertig zu machen? Und wieder spürte ich dieses
schwere Gefühl ums Herz, als ich an die letzte Nacht und mein verbranntes Auto
dachte.
    Ich sah
Nachbarn auf der Straße, die sich ausgiebig die Brandstelle ansahen. Erwarteten
sie von mir, dass ich dazukam, um sie über das Geschehen aufzuklären? Sie
würden schon jemanden finden, der über alles Bescheid wusste. Ich konnte nicht
hingehen. Das verkohlte Auto zu betrachten, konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Allein der Gedanke daran bereitete mir einen körperlichen Schmerz. Es auch noch
in aller Ausführlichkeit in Augenschein zu nehmen, war absolut undenkbar.
    Ich goss
mir den Kaffee in einen großen Becher und beschloss als ersten Schritt, in der
Klinik anzurufen, um die Kollegen zu informieren, dass ich kurzfristig eine
Woche Urlaub brauchte. Eine Woche – würde dann wieder alles gut sein? Ich
konnte es mir nicht vorstellen. Würde überhaupt jemals wieder alles gut werden.
Auch das war für mich unvorstellbar. Meine Gedanken wanderten plötzlich zurück
zu der unvergleichlich schönen Zeit, die ich mit Jannis im November erlebt
hatte. War das erst zwei Monate her? Es kam mir vor, als wäre es ein ganz
anderes Leben gewesen vor unendlich langer Zeit, und auch als hätte ich damals
auf einem anderen Planeten gelebt. Es war einfach unfassbar.
    Nach
meinem Anruf in der Klinik rief ich Amelie, um mit ihr vor die Tür zu gehen.
Das auch noch. Das war jetzt so ungefähr das letzte was ich brauchte. Aber was
sollte ich tun, Amelie konnte nichts dafür und ein kleiner Spaziergang würde
mich nicht umbringen. Ich beschloss das Handy mitzunehmen und unterwegs Frau
Schröder, anzurufen um sie zu bitten, Amelie nachher abzuholen, damit ich alles
andere erledigen konnte.
    Wir
gingen nur bis zum Einhorn und kehrten dann wieder um. Als wir, schon auf dem
Rückweg, in meine Straße einbogen, konnte ich den dunkelblauen Ford sehen.
Trotz aller Erschütterung wurde mir für eine Sekunde ganz warm ums Herz. Was
würde ich nur tun, wenn ich nicht die

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