Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Gespenst gesehen? Hallo, ich bin es nur.“
„Mensch
Markus, bin ich froh. Wie kommst du denn hier hin?“
„Mit dem
Auto. Ich bin dir einfach gefolgt. Oder sagen wir mal, ich konnte mir denken,
dass es dich hierhin verschlagen würde. Also brauchte ich nur noch meiner Nase
zu folgen. Et voilà, da bin ich. Und hast du schon einen Plan, was du tun
willst?“
„Ich
glaube es war absoluter Blödsinn, dass ich hier hin gefahren bin. Wir könnten
genauso gut wieder umkehren.“
„Na,
jetzt lass mal nicht gleich den Kopf hängen. Lass uns doch mal zusammen
überlegen, ob wir nicht doch dem lieben Nachbarn mal einen netten Besuch
abstatten.“
„Und wie
stellst du dir das vor? Sollen wir klingeln und sagen, dürfen wir mal eben Ihr
Haus durchsuchen. Nee, nee, das funktioniert doch nicht. Warum sag ich das
überhaupt, das weißt du selbst auch.“
Stefan
war richtig genervt. Aber am meisten ärgerte er sich über sich selbst. Wie
konnte er nur so blöd sein, sein Verstand, auf den sonst immer Verlass war,
funktionierte nicht mehr. Er war bekannt für seine Scharfsichtigkeit, er wusste
immer das Richtige im entscheidenden Augenblick zu tun. Und nun? War er
befangen? Wegen Susanne? Oh Gott, bloß nicht, dachte Stefan. Behielt diesen
Gedanken aber für sich.
„Du
scheinst ja wirklich sehr frustriert zu sein. Vielleicht hat der Onkel Markus
ja eine Idee. Aber jetzt mal Spaß beiseite. Wir haben zwei Möglichkeiten.
Entweder wir statten diesem Menschen einen offiziellen Besuch ab, oder wir
geben uns als Mitarbeiter einer Telefongesellschaft aus.“
„Also,
wenn du mich so fragst, dann bin ich mehr für die offizielle Variante. Jetzt,
wo wir zu Zweit sind.“
„Na dann
mal los. Lass uns keine Zeit verschwenden.“
Markus
hatte schon die Autotür geöffnet, als Stefan ihn zurück hielt.
„Warte
doch mal, renn doch nicht gleich los. Lass uns doch mal überlegen, wie wir
vorgehen. Ich würde sagen, du sprichst mit ihm und ich sehe mich ein wenig in
seinem Haus um. Ist dir das recht?“
„Genau so
machen wir das. So wie immer, du übernimmst den visuellen und intuitiven Part
und ich stelle meine Ohren auf Empfang. Bin jetzt schon gespannt darauf, wie
sich unser Freund verhalten wird. Jetzt komm aber auch.“
48
Stefan und Markus gingen
gemeinsam auf das Haus Nr. 69 zu. Stefan konnte sich eines klammen Gefühls
nicht erwehren. Ein Gefühl, das er so gar nicht kannte. Er, der immer rational
an die Sache heranging, wurde plötzlich nervös. Und wieder dachte er, ob da
wohl zu viele Gefühle im Spiel waren?
Beide
gingen die Treppe zur Haustür hoch und drückten auf die Klingel. Es war ein
laut hallendes Ding-Dong zu hören – fast wie in einer Kirche. Die Tür ging
augenblicklich nach dem Ertönen der Klingel auf, so als hätte Herr Krautmann
schon hinter der Tür gewartet.
Ein
älterer Mann öffnete die Tür. Alter etwa um die 70 Jahre, nicht größer als 1,70
m und graues schütteres Haar. Er trug eine dunkelblaue, an den Knien etwas
ausgebeulte Trainingshose, dunkelrote, abgewetzte Filzpantoffeln und eine grau
gemusterte Strickjacke über einem gerippten Männerunterhemd.
„Guten
Tag, Kripo Köln, dürfen wir einen Augenblick hereinkommen?“, fragte Markus.
„Hm, guten
Tag. Hm, darf ich fragen warum?“, kam stockend und etwas unsicher die
Gegenfrage.
„Das
möchten wir Ihnen nicht hier auf der Straße sagen, dürfen wir nun?“
Herr
Krautmann war immer noch völlig überrascht, öffnete aber die Haustür so weit,
dass die beiden eintreten konnten.
„Als
erstes möchten wir uns vorstellen. Mein Name ist Groß und das ist mein Kollege
Wirtz. Wir sind beide von der Kripo Köln.“
Indem
Markus sich und Stefan vorstellte, zeigten beide ihren Dienstausweis.
„Ist
außer Ihnen noch jemand da?“, fragte Markus.
„Nein,
keiner. Ich meine, natürlich doch. Mein Hund ist noch da.“
Er war
augenscheinlich völlig verunsichert, denn der Hund lief ganz aufgeregt in der
Diele herum, so dass es völlig unnötig war, ihn zu erwähnen.
„Warten
Sie, ich tue eben den Hund weg.“
Er führte
den Hund am Halsband in einen Raum, der rechts von der Diele lag, und schloss
anschließend die Tür. Nervös wischte er seine Handflächen an der Hose ab und
seine Augen sahen abwechselnd von Markus zu Stefan.
„Bitte
kommen Sie, wir können uns auch setzten“, sagte Herr Krautmann, der darum
bemüht war, seine Fassung wieder zu erlangen.
Er ging
vor den beiden her und führte sie ins Wohnzimmer.
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