Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
hatte und erkannte, dass es ihm Gelegenheit gab, sowohl einen kühlen
Kopf zu bekommen, als auch einen Plan zu entwerfen.
Kaum
hatte er sich mit dem bevorstehenden Stau angefreundet, da sah er in einiger
Entfernung die Warnblinkanlage der am Stauende angekommenen anderen Pkw und
Lkw. Er schaltete auch kurz seine Warnblinkanlage ein, um die Autos hinter sich
zu warnen. Nach ein paar Sekunden schaltete er sie aber wieder ab und ließ sein
Auto langsam auf das Stauende zurollen. Als er zum Stehen kam, nahm er einen
kleinen Block aus dem Handschuhfach, an dem er mit einer Kordel einen
Bleistift befestigt hatte.
Er schlug
das Deckblatt um und da ihm auf die Schnelle nichts Besseres einfiel, schrieb
er als Überschrift in Großbuchstaben PLAN , wobei er das Wort
anschließend zwei Mal unterstrich.
Er hatte
den ersten Gang eingelegt und hielt die Kupplung durchgetreten. Der Verkehr war
nicht zum kompletten Erliegen gekommen, sondern es ging im Stop-and-Go voran.
Stefan
hatte sich den Block auf das Lenkrad gelegt, hielt das Lenkrad mit der linken
Hand fest und klopfte mit dem Stift in der rechten Hand auf das noch immer
nahezu leere Blatt Papier. Je näher er seinem Ziel kam, umso mehr wurde ihm
bewusst, dass er Markus doch besser mitgenommen hätte. Es kam einer Todsünde
gleich, wenn Kripobeamte sich allein auf den Weg machten. Zu viele Fallen
lauerten, in denen sie, wenn sie allein auftraten, irgendeines Vergehens
beschuldigt werden konnten und dann hatte man keinen Zeugen zur Verteidigung.
Außerdem gab es andere Gefahrensituationen, in denen der Kollege Deckung geben,
oder einfach nur tatkräftig eingreifen konnte.
Mehr um seiner Aktion eine Bedeutung zu geben, als
aus sonst einem Grund, schrieb Stefan als ersten Punkt seines Plans: Eintritt
verschaffen!
Und nun? Das konnte doch wohl
nicht alles sein. Wütend warf er den Block auf den Beifahrersitz.
Was mache ich hier nur? Umkehren geht nicht – im
Augenblick schon erst recht nicht, mitten im Stau. Er überlegte, ob er die
nächste Ausfahrt nehmen und zurückfahren sollte, aber trotz seiner Wut über die
unüberlegte Aktion trieb ihn irgendetwas voran. Nein, er würde nicht aufgeben.
Er konnte immer noch behaupten, sich einen Überblick über die Brandstelle
verschafft zu haben, falls es Ärger mit dem Chef geben sollte.
Ganz
allmählich löste sich der Stau auf und Stefan beschleunigte seinen BMW erst nur
leicht, und als er dann die Abfahrt Lövenich und damit den kompletten Stau
hinter sich hatte, gab er Gas. Ab dem Autobahnkreuz Köln-West war der Verkehr
nur noch gering, so dass Stefan gut voran kam. Nach fünfzehn Minuten tauchte
die Hinweistafel mit der Abfahrt Erftstadt auf. Er lenkte sein Auto von der
Autobahn herunter und fuhr durch den Ortsteil Liblar, bis er an der Einmündung
zur Donatusstraße ankam. Er hielt kurz seinen Wagen an und überlegt, ob er
einbiegen sollte. Nach kurzer Überlegung steuerte er den BMW in die
Donatusstraße, hielt aber nach knapp 50 m wieder an und parkte. Von hier aus
waren es sowohl zu Susannes Haus als auch zu dem des Nachbarn noch gute 100 m.
Er hatte von seinem Platz aus einen guten Überblick über die Straße. In
Susannes Wohnung waren die Rollläden herunter gelassen und neben dem Haus waren
die deutlichen Brandspuren und noch Reste des Schaumteppichs zu sehen. Er
spürte ein tiefes Mitleid und hatte plötzlich das große Bedürfnis zu ihr zu
gehen, sie in den Arm zu nehmen und von hier fort zu bringen. Als sie die
Beziehung beendet hatte, war er in ein tiefes schwarzes Loch gefallen.
Mittlerweile hatte Stefanie ihn aus diesen Höllenqualen herausgerissen und ihm
gezeigt, dass auch für ihn die Sonne schien. Aber in diesem Moment, wurde er
von einer großen Sehnsucht nach Susanne regelrecht überflutet. Offensichtlich
hatte er die Trennung noch immer nicht völlig verarbeite. Er hing seinen
Gedanken nach, wie es wohl wäre, wieder mit ihr zusammen zu sein und plötzlich
spürte er einen starken Schmerz, und diesen Schmerz kannte er. Der
Trennungsschmerz, den er überwunden geglaubt hatte, traf ihn mit voller Wucht.
Er war so tief in seinen Gedanken versunken, dass er die Welt um sich herum
völlig vergaß. Er erschrak fürchterlich, als die Beifahrertür aufgerissen
wurde.
„Darf
ich?“, fragte Markus, der den Kopf zur Tür hereinsteckte. Ohne eine Antwort
abzuwarten stieg er ins Auto und setzte sich auf den Beifahrersitz. Stefan
starrte ihn völlig entgeistert an.
„Wie
siehst du denn aus, hast du ein
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