Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Es roch nach abgestandener
Luft und nach Einsamkeit. Offenbar wurde dieser Raum nicht sehr häufig benutzt.
Die Fenster, die zur Straße hinausgingen, hatten eine graue Staubschicht, die
den Raum dunkler machte, als es zu dieser Tageszeit sein sollte.
Markus
erkannte die Situation und fragte Herrn Krautmann, ob er nicht lieber in der
Küche sitzen wollte. Ein Ort, wo ältere Leute am häufigsten saßen.
Die
Andeutung eines kleinen dankbaren Lächelns huschte kaum merklich über sein
Gesicht.
„Ja,
natürlich. Ich habe gerade Kaffee gekocht, möchten Sie beide eine Tasse
mittrinken?“
„Gerne“,
sagte Markus. „Aber nur für mich. Mein Kollege wird sich ein wenig umsehen,
wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
Augenblicklich
stand Herrn Krautmann die Angst wieder ins Gesicht geschrieben.
„Aber Sie
können doch nicht einfach......“, murmelte er sichtlich beunruhigt.
Markus
legte einen Arm um seine Schulter und schob ihn sanft in die Küche, während
Stefan einige Türen öffnete um sich einen Überblick über die Wohnung zu
verschaffen.
„Keine
Sorge, mein Kollege wird nichts mitnehmen und auch nichts kaputt machen. Ich
kenne ihn schon lange und es ist noch nie etwas passiert. Er wird auch gleich
wieder zu uns kommen. In der Zwischenzeit unterhalten wir uns ein wenig.“
„Was
wollen Sie denn von mir wissen? Habe ich etwas angestellt, habe ich falsch
geparkt?“
Er stand
in der Mitte der Küche und nestelte an seiner Strickjacke herum.
„Nur die
Ruhe, Herr Krautmann. Ich möchte einfach ein paar Informationen von Ihnen.
Gießen Sie mal den Kaffee ein und dann setzten wir uns zusammen an den Tisch.“
Wie ein
artiges Kind befolgte Herr Krautmann die Anordnung von Markus. Er stellte die
zwei Tassen Kaffee auf den Tisch und ließ sich schwer auf dem Stuhl nieder.
„Nun, Sie
haben doch gewiss schon die ausgebrannten Autos in dem Carport gegenüber
gesehen, und ich möchte gerne von Ihnen wissen, ob Sie letzte Nacht etwas
beobachtet haben. Von Ihrem Küchenfenster haben Sie ja einen direkten Blick auf
den Carport. Wo waren Sie gestern Abend und letzte Nacht? Haben Sie vielleicht
gesehen, wie die Autos gebrannt haben oder haben Sie vor dem Brand sonst irgendeine
Beobachtung gemacht, die uns weiterhelfen könnte?“ Markus war direkt ohne
Umschweife zur Sache gekommen.
Herr
Krautmann gab einen Stoßseufzer von sich und sein Gesicht und sein ganzer
Körper entspannte sich merklich.
„Puh,
jetzt bin ich aber erleichtert. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was Sie
denn von mir wollen. Wissen Sie, man sagt ja immer die Polizei, dein Freund
und Helfer , aber wenn die Polizei dann plötzlich vor der Tür steht....Also
zu den verbrannten Autos kann ich Ihnen gar nichts sagen, da ich von dem Ganzen
überhaupt nichts mitbekommen habe. Ich weiß noch nicht einmal, wann das genau
passiert ist, aber auf jeden Fall war ich zu Hause und habe geschlafen. Mein
Schlafzimmer geht nach hinten raus und ich habe so fest geschlafen, dass ich
nichts gehört habe. Gehört der Scenic nicht der Dame gegenüber? Wie heißt sie
noch.....? Ist ihr Name nicht Schwarz?“
„Ach,
woher wissen Sie das so genau?“, fragte Markus.
„Wir sind
uns ein paar Mal begegnet beim Spaziergang mit den Hunden. Sie hat eine
Rottweilerhündin, was mich schon sehr beeindruckt. Sieht man nur selten, eine
Frau mit einem Rottweiler, aber es scheint ja ein liebes Tier zu sein.“
Er wurde
zunehmend redseliger und Markus ließ ihn reden. Vielleicht würde diese
Redseligkeit zu einer Unvorsichtigkeit führen, so dass er sich ohne es zu
merken plötzlich verplappern würde.
Die
Küchentür ging auf und Stefan kam leise herein. Er schloss die Tür wieder
hinter sich und blieb gleich an der geschlossenen Tür stehen. Er war nicht so
sehr an dem Gespräch interessiert. Er ließ stattdessen seinen Blick durch die
Küche schweifen und hörte aber dennoch nebenbei, dass Herr Krautmann offenbar
ins Erzählen geraten war. Sein Blick fiel dabei auch durch das Küchenfenster
auf die ausgebrannten Autos gegenüber. Einmal mehr fühlte er einen Stich in der
Magengegend. Arme Susanne, das hatte sie nicht verdient. Und wieder wunderte er
sich über die ihm ansonsten völlig unbekannte Sentimentalität. Er rief sich selbst
zur Ordnung, da seine volle Aufmerksamkeit jetzt gebraucht wurde. Für Gefühle
war keine Zeit.
„Und
wissen Sie, als alter Mann hat man doch nicht mehr viel zu tun und deshalb habe
ich sie auch schon öfter mit ihrem Auto gesehen, wenn sie
Weitere Kostenlose Bücher