Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Nervosität, einfach zu glatt, und auch
wenn ich ihn nicht für den gesuchten Mörder halte, habe ich trotzdem so ein
komisches Gefühl. Irgendwie hat der Dreck am Stecken. Der hat uns längst nicht
die ganze Wahrheit gesagt. Aufgefallen ist mir eigentlich nur eine Kleinigkeit,
und zwar der karierte Schreibblock auf dem Küchentisch. Susanne hat mir diese
Briefchen gezeigt, die sie jetzt schon seit gut vier Monaten bekommt. Die sind
auf Karopapier geschrieben. Aber auch das bringt uns keinen Schritt weiter,
denn solche Schreibblöcke gibt es ja tausendfach. So einen hat nahezu jeder in
seinem Haushalt. So ein Mist!“
„Jetzt
lass uns doch erst einmal abwarten. Am Wochenende ist der Speicheltest. Er kann
immer noch alles entscheidend sein. Denn er hat zwar eben so auf verständig und
hilfsbereit getan. Aber wer reißt sich schon um so einen Speicheltest.
Vielleicht wollte er uns nur etwas vormachen und am Ende geht er gar nicht
hin.“
„Warte
mal, da fällt mir etwas ein. Ich werde noch mal bei ihm klingeln und ihn unter
einem Vorwand bitten mir ein Stück Papier zu geben. Vielleicht habe ich ja
Glück und er reißt ein Blatt von dem Block in der Küche ab.“
Stefan
klingelte noch einmal bei Herrn Krautmann, der schon wie beim ersten Mal
Sekunden später die Tür öffnete.
„Ach, Sie
noch mal. Haben Sie etwas liegen gelassen?“
„Nein,
Herr Krautmann ich hätte eine kleine Bitte an Sie....“ ‚Moment, was sagst du
da, könntest du die Nummer noch einmal wiederholen. Aber einen Moment bitte,
ich brauche ein Stück Papier.’ „.....hätten Sie ein Stück Papier für mich. Ich muss
mir dringend eine Telefonnummer aufschreiben.“ Stefan stand in der offenen
Haustür und führte ein imaginäres Telefongespräch.
‚Ja,
kleinen Moment noch. Ich bekomme jetzt jeden Moment etwas auf dem ich die
Nummer notieren kann. Ah, da habe ich etwas.’
„Vielen
Dank Herr Krautmann. Nein danke, einen Stift habe ich.“
‚Also
dann schieß mal los.’
Stefan
schrieb seine eigene Privatnummer mit einem Bleistift auf das Papier und riss
das Blatt ab. Er bedankte sich bei dem imaginären Gesprächspartner und drückte demonstrativ
die Austaste am Handy.
„Vielen
Dank, Herr Krautmann, Sie haben mir sehr geholfen. Einen schönen Tag noch.“
Stefan
drehte sich um und ging zurück zum Auto.
„Volltreffer.
Er hat mir tatsächlich ein Blatt von seinem Karoblock aus der Küche gegeben.
Wenn wir Glück haben, dann haben sich Buchstaben oder noch besser ganze Sätze
von seinen Schweinereien durchgedrückt. Und wenn wir da kein Glück haben, dann
können wir eine Papieranalyse machen. Vielleicht bringt die uns weiter.“
Vorsichtig
radierte er die mit Bleistift geschriebene Nummer wieder aus. Trotz des
nachträglichen kleinen Erfolgs wollte sich bei Stefan keine Zufriedenheit
einstellen. Seine innere Stimme versuchte ihm etwas zu sagen. Da war ein
Gedanke, der an die Oberfläche wollte, aber sobald Stefan versuchte sich darauf
zu konzentrieren, war der Gedanke weg. Hatte er etwas Wichtiges übersehen?
„Was
machen wir nun? Ich hätte Lust auf Mittagessen und zwar nicht in der Kantine.
Kennst du dich hier aus?“
„Ja, ich war erst
letzte Woche mit Susanne in einer Kneipe. Lass uns dahin fahren.“
49
Die Tage verstrichen und in den
Nächten lag ich wach, immer auf dem Sprung und immer mit einem Ohr darauf
achtend, welche Geräusche von draußen in mein Schlafzimmer drangen.
Auch in
der Nacht von Sonntag auf Montag schlief ich kaum, so dass ich mich am
Montagmorgen wie gerädert fühlte. Ich hatte das Gefühl, die Welt wie durch ein
dickes Glas zu erleben, so als säße ich unter einer Käseglocke. Die
Alltäglichkeiten des Lebens wie Duschen, Anziehen, Frühstücken erledigte ich
fast ohne jegliche Wahrnehmung. Alles lief einfach automatisch ab. Obwohl ich
viele helfende Hände hatte, fühlte ich mich den ganzen Tag über erschöpft und
aufgedreht zugleich. Immer wieder überschwemmten mich Weinkrämpfe, die ich nur
mit Mühe in den Griff bekam. Die Tränen wollten einfach nicht versiegen. Der
Schrecken über das, was mir in nur wenigen Tagen passiert war, wollte nicht
vergehen, dazu kam die Angst vor jedem neuen Tag mit all seiner Ungewissheit.
Angela und auch die Schröders halfen so gut es ging. Angela kaufte Lebensmittel
für mich ein und die Schröders nahmen mir Amelie oft ab, so dass ich mich in
der Zeit auf den Weg machen konnte, um wieder Ordnung in mein Leben zu bringen.
Ich rief
alle
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