Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
sah dann aber nichts. Die Fenster waren dunkel, die
Rollläden bis zur Hälfte heruntergelassen und nichts bewegte sich. Hatte ich
mich getäuscht?
Seit
Tagen erschien mir so vieles sehr merkwürdig. Was war nur los? Spielten mir
meine Nerven einen Streich?
7
Noch ganz in Gedanken schloss ich
meine Wohnungstür auf. Schon im Treppenhaus hörte ich mein Telefon klingeln.
Ich beeilte mich, lief durch die unbeleuchtete Wohnung ohne die Wohnungstür
zuzumachen und nahm den Hörer ab.
„Schwarz“,
meldete ich mich etwas atemlos.
„Hallo
Susanne, hier ist Angela, von nebenan. Du hörst dich etwas atemlos an, bin ich
zu schnell mit meinem Anruf? Ich hatte dich das Auto einparken gesehen und
dachte, dass du schon in der Wohnung wärst. Sorry, wenn du willst, rufe ich in
einer Viertelstunde noch mal an.“
„Hallo
Angela“, noch immer ein wenig außer Atem. „Nein, ist schon gut, jetzt bin ich
ja dran. Was gibt’s?“
„Ich
wollte dich fragen, ob du heute Abend etwas vor hast und ob du schon gegessen
hast. Ich könnte mal wieder etwas Gesellschaft gebrauchen und dachte, wir
könnten uns einen gemütlichen Abend zusammen machen. Ich rufe den Pizzaservice
an und bringe einen guten Grauburgunder mit. Was hältst du davon?“
Ein wenig
überraschend war das Ganze schon, aber die Aussicht nicht kochen zu müssen, war
sehr reizvoll für mich. Außerdem freute ich mich über die Gesellschaft von
Angela, mit der ich seit meinem Einzug befreundet war. Am Einzugstag kam sie
auf mich zu und fragte, ob sie mir helfen könnte. Als die Möbelpacker alles aus
dem Möbelwagen in meiner Wohnung verstaut hatten, hockten wir beide uns auf den
Boden und räumten die Kartons aus. Dabei hatten wir auf Anhieb viel Spaß, so
dass sie ein paar Stunden später, als alle Gläser gespült und alle Bücher
ausgepackt waren, eine Flasche Sekt hervorzauberte, mit der wir auf die neue
Bekanntschaft anstießen. Seitdem war ein halbes Jahr vergangen und sie war mir
so vertraut, als würden wir uns schon seit dem Sandkasten kennen.
Einmal
holte ich noch tief Luft, stieß sie geräuschvoll wieder aus und sagte „Puh – ja
finde ich ganz prima. Gib mir bitte noch ein halbes Stündchen Zeit, mich selbst
etwas frisch zu machen und Amelie zu versorgen. Wenn du Pizza bestellst, dann
für mich wie immer, Quattro Staggioni. Ich mach jetzt ganz schnell und bis
gleich dann.“
„Bis
gleich. Wenn der Pizzamann zu früh kommt, dann lade ich ihn noch zu mir ein. So
ein knackiger Italiener ist sicher nicht zu verachten.“
„Mach
das“, sagte ich lachend und legte auf. Angela war Single, so wie ich, und
hoffte ständig, ihren Traummann kennen zu lernen.
Ich ging
zur Wohnungstür, um sie nachträglich zu schließen und schaltete im Wohnzimmer
und in der Küche das Licht an. Amelies Napf spülte ich mit kochendem Wasser
aus, sprang dann unter die Dusche, um 10 Minuten später gepudert und duftend
wieder in der Küche zu stehen. Nun bekam Amelie ihr Futter.
Amelie
machte sich wie immer laut schmatzend über ihr Futter her, als es auch schon
klingelte.
„Komm
rein“, sagte ich und umarmte Angela kurz, sehr darauf bedacht, der
mitgebrachten Pizza nicht zu nahe zu kommen.
Angela
ging zielstrebig in die Küche, ich holte zwei große Teller aus dem Schrank und
ließ je eine Pizza aus der Verpackung auf die Teller gleiten.
„Hmmm,
das riecht ja lecker. Also, deine Idee war so gut, die hätte von mir sein
können.“
„Und ich
find es prima, dass du so spontan Zeit hast.“
„Komm,
wir setzen uns hier in der Küche an den Tisch und gehen anschließend in den
Salon.“
Ich
nannte mein Wohnzimmer ironischer weise gerne meinen Salon, obwohl es an Größe
und Grandezza bisher immer gefehlt hatte.
Amelie
hatte inzwischen ihren Napf geleert, saß neben uns und blickte mit ihren treuen
braunen Augen von mir zu Angela und wieder zu mir, ganz in der Hoffnung etwas
von unserer Pizza abzubekommen.
Angela
und ich machten uns beide mit Heißhunger über unsere Pizza her. Den Rand
schnitt ich ab, um am Schluss Amelie damit zu erfreuen.
In großen
Schlucken tranken wir den mitgebrachten Weißwein und es schmeckte mir so gut
wie schon lange nicht mehr.
„Magst du
Musik hören?“, fragte ich Angela.
„Ja
gerne, was hast du denn da?“
„Ich habe
so von allem etwas. Such du aus, mir ist es egal.“
Wir
einigten uns auf Kuschel Rock.
„Wie
geht’s denn so? Ich hab gesehen, dass du erst heute Mittag zur Arbeit gefahren
bist. Alles
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