Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Besprechung Bescheid zu geben. Er wollte den
Hörer wieder auflegen, als ihm einfiel, dass er doch mal in der Gerichtsmedizin
nachfragen wollte, ob es noch andere Neuigkeiten zu der Toten gab.
„Wirtz hier, ist Claudius zu sprechen? Ich rufe an
wegen der Toten vom Wochenende.“
„Kleinen Moment, ich hole ihn“, sagte ihm die Stimme
einer jungen Frau am Apparat. Der Hörer wurde geräuschvoll auf den Tisch gelegt
und Stefan konnte Schritte hören, die sich vom Telefon entfernten. Im
Hintergrund rief dieselbe Stimme ‚Herr Dr. Kassel, ein Herr Wirtz ist für Sie
am Telefon’.
Schritte waren zu hören, die sich dem Telefon
näherten und im nächsten Moment polterte jemand mit einer Stimme, wie ein
Vulkan, los „Hallo Stefan, lange nichts von dir gehört. Wie geht es dir und
deiner schönen Freundin.“
„Hallo Claudius, also mir geht es soweit gut und wie
es Susanne geht, weiß ich nicht, da wir uns getrennt haben. Wir haben wohl
schon lange nichts mehr miteinander zu tun gehabt. Ich dachte mittlerweile
wüsste es jeder.“
„Das tut mir Leid, ihr beiden habt mir gut gefallen.
Aber, man weiß nie wofür so etwas gut ist, auch wenn du vielleicht im Moment
noch nichts Gutes daran feststellen kannst. Vielleicht unternehmen wir mal
wieder etwas zusammen. Das bringt dich bestimmt auf andere Gedanken. Aber
deswegen rufst du wahrscheinlich nicht an. Also was gibt es denn?“
„Ich rufe dich an wegen der Toten, die auf einem
deiner Tische liegt. Die Tote vom Wochenende. Ich wollte fragen, ob deine
Obduktion Neues zu Tage befördert hat. Wegen der Bodenproben muss ich noch das
Labor anrufen. Wir haben nachher noch eine interne Besprechung mit dem Chef, so
dass ich Dir dankbar wäre, wenn du mir ein paar Informationen anbieten
könntest.“
„Ich bin gerade dabei den Bericht zu diktieren. So
wie es aussieht, aber das weißt du ja schon, hat sie einen starken Schlag auf
den Schädel bekommen. Wir haben Holzsplitter auf ihrem Kopf gefunden und gehen
deshalb davon aus, dass es ein Kantholz war, womit der Täter ihr auf den Kopf
geschlagen hat. Von dem Schlag ist sie schwer verletzt worden, tot war sie
nicht. Der Tod trat ein durch Erdrosselung – Erdrosselung wie schon vermutet
durch das Würgehalsband. Was den Mageninhalt angeht, so war der Mörder
offensichtlich nicht sehr spendabel. Wir haben in ihrem Magen halb verdaute
Pommes Frites, eine rotbraune Tomaten-Currysoße, Gehacktes, kleine Reste von
Blattsalat und kleine Mengen von Gurken gefunden – also der klassische Burger.
Getrunken hat sie Cola. Die Tatzeit liegt etwa um Mitternacht. Sperma haben wir
jede Menge gefunden, in ihrer Vagina aber auch auf ihrem Bauch. Außerdem haben
wir Hämatome an den Unterarmen, ein gebrochenes rechtes Handgelenk und
gebrochene Fingerknochen, drei an der rechten Hand und zwei an der linken Hand
gefunden, woraus zu schließen ist, dass sie sich gewehrt haben muss wie eine
Furie. Was dann vermutlich dazu geführt hat, dass der Täter mit dem Kantholz
zugeschlagen hat, damit sie endlich still ist. Vielleicht hat er sie erst dann
vergewaltigt. Es wurde auch Sperma auf dem Körper der Toten gefunden, was zu
der Annahme führt, dass er nachdem er sie erdrosselt hat noch einmal auf sie
ejakuliert hat. Ach, noch etwas zu dem Kantholz. Die Holzsplitter waren von
abgelagertem Holz, wir glauben deshalb, dass dieses Kantholz ein Holzscheit
war, was zum Heizen genutzt wird. Wird heutzutage außer in offenen Kaminen noch
mit Holz geheizt? Außerdem haben wir Hautpartikel unter ihren Nägeln gefunden,
und zwar jede Menge. Der Mörder muss also viele Kratzspuren an Händen und
vielleicht auch Gesicht haben. In der Nähe der Toten haben wir einen Knopf
gefunden, der zu einem Herrenjackett passen könnte. Mit Hilfe von Klebestreifen
haben wir pinkfarbene Fussel am Körper gefunden. Wir glauben, dass die Frau
einen Pullover getragen hat.“
„Also, um noch mal auf das Heizen mit Holz
zurückzukommen. Ich weiß auch nicht, ob heutzutage noch mit Holz geheizt wird,
aber in der ländlichen Gegend, wo die Tote aufgefunden wurde, gibt es das
vielleicht noch. Was ich interessant finde, ist, dass das Essen noch nicht
lange in ihrem Magen war, bevor sie ermordet wurde, ich werde mal nachforschen,
welche Imbissbuden oder Fast-Food-Restaurants in der näheren Umgebung des Fund-
und/oder Tatortes um die späte Uhrzeit noch geöffnet hatten. Vielleicht haben
wir Glück und es kann sich jemand erinnern, entweder an einen einzelnen Mann,
oder einen Mann
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