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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Fischer
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es auch. Wenn
man in aller Herrgottsfrühe mit dem Hund raus muss, sind die Wintermonate kein
Vergnügen. Da es für mich nicht in Frage kam, den Hund durch den Ort, also auf
dem Bürgersteig, spazieren zu führen, musste ich wohl in den sauren Apfel
beißen und in Richtung Wald gehen. Auf dem Weg dorthin kam ich auch an Häusern
vorbei, und ich fragte mich immer wieder, ob es den Leuten in diesen Häusern
nicht unheimlich war, so nah am Wald zu wohnen. Aber da sprach wohl die
Stadtpflanze aus mir.
    Ich nahm Amelie an die Leine,
zog die Wohnungstür hinter mir zu und verließ das Haus. Es war jetzt 7.10 Uhr.
Um 7.30 Uhr musste ich zurück sein.
    Kaum hatten wir das Haus
verlassen, als Amelie, steif wie ein Stock, stehen blieb. Das Rückenhaar hatte
sich zu einem Kamm aufgestellt.
    Was war denn nun schon wieder?
Unwillkürlich blieben wir stehen. Mein Herz schlug heftig, und obwohl mir
Amelie viel Sicherheit gab, war mir doch ein wenig mulmig zumute. Zurück in die
Wohnung gehen kam nicht in Frage. Im Gegenteil, ich musste mich beeilen, da uns
für den Spaziergang ohnehin nicht viel Zeit blieb. Ich fasste die Hundeleine
etwas kürzer und trat mutiger, als ich innerlich war, auf die Straße. Ich
versuchte rechts und links zu sehen, konnte aber nichts erkennen. Die
Dunkelheit zusammen mit Nebel waren wie eine schwarze Wand. Aus Amelies Kehle
war ein leises Grollen zu hören. Auf ihre Nase und ihr Gehör konnte man sich
immer verlassen, besonders heute Morgen.
    Was war los? Ich ging nach
links Richtung Grubenweg, aber das Gefühl der Beklemmung blieb. Unser
morgendlicher Spazierweg war einmal Grubenweg bis zum Einhorn und wieder
zurück. Ich musste Amelie regelrecht zerren, damit sie mit mir kam.
    Ich ging so zügig wie ich
konnte. Ein paar Male drehte ich mich um, ob jemand hinter uns war. Aber die
Dämmerung war hartnäckig und der Herbstnebel so dicht, so dass ich nicht mehr
als zwei Armlängen weit sehen konnte. Wir gingen weiter voran, ich drehte mich
immer wieder um. Da – war da nicht wirklich jemand hinter uns? Ich glaubte
einen Schatten gesehen zu haben.
    „Hallo?“, rief ich in den
dicken Nebel. Ich blieb einen kurzen Augenblick stehen und sah mich um. Die
Sicht war so schlecht, dass ich Angst bekam. Mein Herz schlug bis zum Hals und
am liebsten wäre ich auf der Stelle umgekehrt. Wo war ich hier nur hingeraten.
Ich hatte noch nie zuvor solche unheimlichen Situationen erlebt. Ich beschloss
aber trotz der gruseligen Situation, noch ein paar Meter weiter zu gehen, dem
Hund zuliebe.
    Die Angst befindet sich nur in
meinem Kopf, versuchte ich mir einzureden und bei hellem Tageslicht wäre ich
sicherlich total entspannt. Plötzlich waren deutlich Schritte hinter mir zu
hören. Ich drehte mich wieder um und hätte fast laut geschrien. Ein
unterdrücktes Wimmern drang aus meiner Kehle.
    Eine Gestalt war höchstens zwei
Meter hinter mir. Als erstes fiel mir auf, dass es ein Mann mit Hut und Mantel
war. Der Typ von gegenüber? Ich glaubte mir sicher zu sein. Der Mann hinter mir
war der Nachbar. Ich spürte eine Mischung aus Genervtsein und Erleichterung –
aber irgendetwas war trotzdem anders. Seine Statur erschien mir fremd – und der
Hund? Ich hörte neben seinen Schritten auf dem Asphalt das leichtfüßige
Trippeln von Hundepfoten. Sehen konnte ich den Hund nicht. Selbst Amelie hätte
ich nicht sehen können, hätte ich sie nicht an der Leine gehabt. Mittlerweile
war ich vollends irritiert. Wieso kam mir der Nachbar heute so merkwürdig vor?
Er war immer noch gut zwei Meter hinter mir und hatte seinen Hut so tief
herunter gezogen, dass sein Gesicht im Schatten war. Ich versuchte mich an
unser letztes Treffen zu erinnern, wie seine Stimme geklungen hatte. Es musste
der Nachbar sein, wer denn sonst.
    Nach allem, was ich seit ein
paar Tagen über ihn dachte, wäre es mir erheblich lieber gewesen, ihn nicht zu
treffen. Ich fühlte mich absolut nicht wohl in meiner Haut. Alarmglocken
schrillten in meinem Kopf und die Synapsen überschlugen sich. WEGLAUFEN –
sendete mein Hirn schon wieder. Stattdessen suchte ich nach Worten, auch wenn
ich damit nur meine Nervosität zu überspielen versuchte und brachte nur ein
schwaches, fragendes „Hallo?“ über die Lippen
    „Guten Morgen. Es tut mir Leid,
wenn ich Sie erschreckt habe. Gehen Sie immer um diese Zeit spazieren?“, fragte
er. Sein Mund war unter der breiten Hutkrempe gut zu erkennen und sein Lächeln
empfand ich seltsam anmaßend.
    Obwohl Mund und Nase nicht

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