Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Spaß.“
„Und sonst,?“ fragte Markus
vielsagend.
„Wie, und sonst? Wenn du wissen
willst, wie sie im Bett ist, ein wahrer Vulkan. Sie ist eben noch sehr jung.
Ich frage mich manchmal, ob es ihr mit mir nicht zu langweilig ist. Wir sind
mehr als zehn Jahre auseinander. Aber beklagen kann ich mich nicht.“
„Du Glückspilz“, murmelte
Markus.
Stefan sah ihn ein wenig
überrascht an, so hatte er es selber noch gar nicht empfunden.
Er hatte sich ein paar Tage
nach ihrer recht stürmischen Begegnung bei McDonalds mit der Kollegin Stefanie
getroffen. Beide hatten gleich gefunkt. Seit Weihnachten waren sie nun ein
Paar.
Stefan und Markus gingen,
routiniert durch langjährige Erfahrung, getrennt durch die Wohnung.
Stefan steuerte instinktiv ins
Wohnzimmer. Die Spurensicherung hatte vieles aus der Wohnung als eventuelle
Beweismittel mitgenommen. Aber vielleicht lag doch noch etwas hier, was ihn
elektrisieren würde. Er hatte im Laufe der vielen Jahre gelernt, seine
Intuition ernst zu nehmen und ihr auch viel Platz einzuräumen. Durch seine
Intuition war er schon einige Male auf die entscheidende Stecknadel im
Heuhaufen aufmerksam geworden.
Er schloss die Augen und
bewegte sich langsam durch das Wohnzimmer – immer nur einen oder zwei Schritte
vorwärts. Nach jedem Schritt versuchte er, ähnlich wie ein Wünschelrutengänger,
Schwingungen aufzunehmen. Er war jetzt am Schreibtisch angelangt und ging
weiter zur Couch. Neben der Couch stand ein Papierkorb. Er spürte, dass er sich
sowohl vom Papierkorb als auch vom Schreibtisch magisch angezogen fühlte. Hatte
der Papierkorb schon immer neben der Couch gestanden oder hatte er ursprünglich
neben dem Schreibtisch gestanden?
Er war sicher, dass der
Schreibtisch, wenn er denn sprechen könnte, ihm interessante Hinweise geben
könnte. Er beschloss, sich die Fotos Spusi anzusehen, die gemacht von der
Wohnung worden waren, bevor die Spusi Beweismittel mitgenommen hatte. Außerdem
würde er alle Beweismittel sichten. Da war etwas, was wichtig war. Da war er
ganz sicher.
„Markus, von mir aus können wir
gehen. Hast du etwas Entscheidendes gefunden?“
Markus stand im Bad. Er hatte
Plastikhandschuhe übergezogen und inspizierte die Badewanne.
„Und was ist, wenn ihr Mörder
sie schon hier in der Wohnung umgebracht hat. Was hältst du von dem Gedanken,
dass er sie hier in der Badewanne erschlagen hat und dann mit ihr zu der
Fundstelle gefahren ist.“
„Dafür haben wir keine Beweise
gefunden. Außerdem, wieso sollte er sich die Mühe machen, sie von hier weg zu
bringen? Er hätte sie dann genau so gut hier lassen können. Ich halte es für
ausgeschlossen, dass sie hier getötet wurde.“
„Hast du denn etwas gefunden?“
fragte Markus.
„Nein, aber ich habe das Gefühl,
dass im Wohnzimmer auf dem Schreibtisch oder auch im Papierkorb etwas gelegen
hat, das einen entscheidenden Hinweis geben könnte. Ich werde mir morgen noch
einmal die Fotos der Wohnung ansehen und auch die Beweismittel noch einmal
unter die Lupe nehmen. Da ist etwas, ich spüre es.“
„Wenn du meinst. Mir soll es
Recht sein, doch noch einigermaßen früh nach Hause zu kommen.“
Sie verließen die Wohnung.
Stefan schloss die Tür zwei Mal ab.
Vor der Haustür verabschiedeten
sich beide und jeder ging zu ihren Autos.
Stefan stieg ein und steuerte
ihn in Richtung der B 265, in diesem Moment fiel ihm erst auf, dass die
Fundstelle der Toten geschätzte 3 km Luftlinie von ihrer Wohnung entfernt war.
Er wurde ungeduldig und ärgerte sich, dass er heute keine Zeit mehr finden
würde, die Beweismittel erneut zu sichten. Vielleicht war der Mörder in ihrer
Wohnung gewesen. Diesen Gedanken hatte bisher offenbar noch keiner gehabt. Er
überlegte flüchtig, ob er Kevin noch anrufen sollte, beschloss aber, besser bis
morgen zu warten, da er je nach Auskunft von Kevin heute Abend nicht mehr zu
gebrauchen wäre. Es würde auch so schwer werden, lockeren Small Talk mit
Stefanies Eltern zu führen. Er bog von der Theodor-Heuss-Straße nach rechts in
die B 265 und konnte nun wenigstens auf den geraden Strecken Gas geben. Es war
viertel nach sieben, er lag also gut in der Zeit, so dass er das schnellere
Fahren nicht aus Zeitnot tun musste, sondern um sich zu entspannen. An der
S-Bahn-Haltestelle Kiebitzweg bog er nach rechts ab, um dann durchs Industriegebiet
zum Rasthof Eifeltor zu gelangen. Er kaufte eine Flasche Pommery und eine
Schachtel Herzpralinen und kehrte zu seinem Auto zurück. Bevor er
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