Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
versprachen, sich sofort zu melden, wenn es
Neuigkeiten gäbe.
„Sag mal, wirst du denn nicht
an deinem Arbeitsplatz vermisst? Denn seit diesem schrecklichen Wochenende bist
du doch bestimmt nicht mehr arbeiten gegangen?“
„Ich habe noch alten Urlaub und
zwar genau seit diesem Horrorwochenende. Schon merkwürdig, findest du nicht.“
„Ja, sieht fast so aus, als
wenn dein Peiniger sich diesen Termin ausgesucht hätte. Ihr hattet euch doch
schon einmal getroffen, hast du ihm da von deinem bevorstehenden Urlaub
erzählt?“
„Warte, lass mich nachdenken.
Hm, schon möglich. Warte, jetzt weiß ich es wieder genau. Wir haben tatsächlich
darüber gesprochen. Ich habe ihm erzählt, dass ich ab dem 11. Dezember bis 1.
Januar Urlaub hätte und habe dann noch scherzhaft hinzugefügt, dass wir doch
einen Last-Minute-Urlaub zusammen buchen könnten.“
„Was hat er darauf gesagt?“
„Eigentlich nicht viel. Er
hätte keine Zeit, zu viel zu tun. Wenn ich mir das jetzt so recht überlege,
dann war das bestimmt alles geplant. Kann ich ja nur froh sein, dass er mich am
Leben gelassen hat. Kapierst du das?“
Wir standen im Treppenhaus und
ich spürte, dass sie in ihre Wohnung zurückwollte. Die Erinnerung konnte sie
immer noch nicht ertragen. Sie blieb mit gesenktem Kopf an der Tür stehen und
knetete nervös ihre Hände.
Ich nahm sie in den Arm.
„Mach es gut Angela. Du weißt,
du kannst jederzeit zu mir kommen, und das meine ich so wie es sage. So etwas darf
nie wieder passieren.“
Leise sagte sie „Susanne, du
hast mich gerettet und dafür möchte ich mich bei dir bedanken. Ich kann das nie
wieder gut machen.“
„Du brauchst dir deswegen nicht
den Kopf zu zerbrechen, ich hätte viel mehr für dich tun müssen. Vor allem an
diesem Sonntag, an dem wir telefoniert hatten. Das kann ich mir nicht
verzeihen. Deshalb, pass erst mal auf dich auf und dann sehen wir weiter.“
Angela umarmte mich und sagte
dann nur noch „Danke, beim nächsten Mal verspreche ich es besser zu machen.“
Ich wollte noch nachfragen, was
genau sie damit gemeint hatte, aber sie war schon gegangen. Ihre Wohnungstür
fiel ins Schloss.
In der Silvesternacht hatte ich
Dienst und ich musste mich um die üblichen Silvesterpatienten kümmern. So
gesehen eine ganz normale Nacht.
Am 3. Januar klingelte Angela abends bei mir Sturm,
hämmerte mit den Fäusten gegen die Wohnungstür, so dass ich schon befürchtete,
dass irgendetwas Schlimmes passiert sein müsste. Ich machte ihr die Tür auf und
sie rannte völlig aufgelöst in meine Wohnung. Sie lachte und weinte
gleichzeitig und stammelte „Sie haben ihn, sie haben ihn.“
„Jetzt beruhige dich doch erst
mal“, versuchte ich beschwichtigend auf sie einzureden. Ich nahm sie in den Arm
und streichelte ihr über den Rücken.
„Erzähl mir was passiert ist“,
sagte ich und war spannt auf die Neuigkeiten.
„Die Polizei hat mich eben
angerufen und hat mir mitgeteilt, dass sie dieses Schwein festgenommen haben.
Ich kann es noch gar nicht fassen. Ich habe noch gefragt, wo sie ihn
festgenommen haben und die haben nur gesagt ‚bei ihm zu Hause, in der Nähe von
Euskirchen’. Vielleicht ist das da, wo er mich hingeschleppt hat. Sie wollen
morgen zusammen mit mir dahin fahren du ich soll dann sagen, ob ich mich an
etwas erinnere. Ich hatte zwar die Augen verbunden, aber vielleicht kann ich
doch helfen. Ich bin so froh. Vor allem brauche ich jetzt keine Angst mehr zu
haben. Wie findest du das?“
Die Worte purzelten nur so aus
ihr heraus. Ich drückte sie wieder.
„Ich freue mich und bin jetzt
auch erleichtert. Aber dass es so schnell gehen würde, damit habe ich nicht
gerechnet. Hat die Polizei sonst gar nichts mehr gesagt? Hat er gestanden, dich
überfallen zu haben oder irgendetwas in der Richtung?“
„Sie habe mir nur gesagt, der
Fall sei abgeschlossen, und dass der Mann, den sie festgenommen haben,
geständig sei.“
Sie blieb dann auch nur noch
kurz bei mir und entschuldigte sich aber nach kurzer Zeit damit, dass sie noch
ein paar Leute anrufen wollte.
Manche Dinge lösen sich so
schnell. Aber war denn der Überfall auf Angela das einzige Verbrechen gewesen?
Es gab immer noch den nicht aufgeklärten Mord im November. Vor allem, wie kann
jemand so dumm sein, seine komplette Identität bei einer Single-Börse offen zu
legen und anschließend ein Verbrechen begehen. Entweder war es seine erste Tat
gewesen, und er hatte bei der Hinterlegung seiner Adresse selber noch gar
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