Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
losfuhr
schickte er noch eine SMS an Stefanie. Komme gleich. Freue mich auf Dich,
Stefan .
Der kurze Halt an dem Rasthof
und der Gedanke an Stefanie hatten seine Ungeduld ein wenig eingedämmt. Es
würde sicher ein netter Abend werden.
32
War es die Jahreszeit, die Kälte und das dunkle Wetter
oder wurden seine Knochen langsam müde? Er saß in seinem alten abgenutzten
dunkelbraun gestreiften Bademantel in der warmen Küche. Alle Energie war aus
seinem Körper gewichen und jede Bewegung schmerzte ihn.
Er grübelte, warum er sich
ausgelaugt und am Ende seiner Kräfte fühlte. Hatte er doch die falsche Wahl
getroffen?
Der Brief von ihr lag zusammen
mit Zeitungsausschnitten und noch unbezahlten Rechnungen auf dem Küchentisch.
Er nahm den kleinen Stapel hoch und blätterte so lange, bis er ihren Brief
gefunden hatte. Er nahm ihn heraus und las ihn erneut. Wie oft hatte er diesen
Brief gelesen? Er hatte immer wieder geschwankt, war sich nicht sicher, ob sie
die Richtige war oder nicht. Als der Brief angekommen war, hatte er sich mal
völlig elektrisiert gefühlt. Dann kamen Momente in denen sich der Brief kalt
wie ein Stein anfühlte.
Vier Wochen hatte es gebraucht,
bis er sich entschloss, ihr zu antworten. War das normal? Bisher hatte er auf
Briefe immer gleich geantwortet. Dass er Feuer und Flamme war, passierte meist
sehr schnell.
Die dunklen Gedanken wollten
einfach nicht weichen, und zum wiederholten Male rief er sich die letzte Nacht
in Erinnerung.
Er fragte sich, ob es ihm Leid
tue, kam aber zu dem Schluss, dass dieses Luder nichts anderes verdient hatte.
Er duldete es einfach nicht, dass sich ihm jemand widersetzte und genau das
hatte sie versucht. Er hatte dann nur das getan, was getan werden musste. Er
hatte die Kontrolle behalten und die Situation bereinigt.
Noch immer wollte die bleierne
Schwere nicht weichen.
Als er sie in seinen Armen
hielt und in die glanzlosen Augen sah, hatte ihn das mächtig angetörnt. Er
hatte sie niedergelegt, wobei er schwer atmete, aus Anstrengung aber auch aus
Erregung. Er hatte einen kurzen Blick auf sein Kunstwerk geworfen, was ihn in
seiner Erregung an den Rand des erträglich gebracht hatte. Er hatte seine Hose
geöffnet, seinen Penis herausgenommen, kurz masturbiert um dann mit einem
kehligen Schrei auf sie zu ejakulieren. Er hatte danach noch fast eine Stunde
im Auto gesessen, war ausgestiegen und hatte seine Blase entleert. Ein warmer
Strahl hatte ihm Erleichterung verschaffte. Er stand mit den Füßen direkt vor
ihr und hatte über sie hinweg gepinkelt.
Er wunderte sich, was ihn bei
diesem Mal so irritierte, dass alle Energie aus seinem Körper gespült war.
Vielleicht war er nicht vorsichtig genug vorgegangen. Aber war mit ihr auf eine
Waldlichtung gefahren, so dass ihn keiner gesehen haben konnte. Während er noch
im dunklen Auto mit ausgeschalteten Scheinwerfern saß um seine Erregung langsam
abklingen zu lassen, war noch kein Auto die nahegelegene Straße entlang
gekommen. Also, was war anders und vor allem war trotz aller Vorsicht eventuell
etwas schief gelaufen? Sein Kopf dröhnte, so sehr zermarterte er sich das Hirn.
Plötzlich schreckte er aus
seinen trüben Gedanken hoch, als er etwas Feuchtwarmes an seiner Hand spürte.
Es war der Köter, der ihm die Hand ableckte. Er musste vor die Tür.
33
Am Morgen des 20. Januar wachte ich auf, blieb aber ganz
still liegen. Mein Wecker zeigte 6.45 Uhr, und das an meinem freien Tag. Es war
noch stockdunkel draußen. Der Januar war mit Abstand der schlimmste Monat,
nicht nur dass er fast immer schlechtes Wetter im Gepäck hatte, er war auch ein
dunkler Monat. Morgens wurde es nicht hell und abends war es längst schon
dunkel, wenn ich von der Arbeit kam. Man hatte den Eindruck, dass der ganze Tag
dunkel war.
Bei dem Gedanken an die
Dunkelheit und die durchdringende Januar-Kälte kuschelte ich mich noch einmal
unter meiner Bettdecke zusammen. Von Amelie war nichts zu hören. Ich ging davon
aus, dass auch sie es vorzog noch ein wenig zu schlafen.
Aber so sehr ich versuchte noch
einmal einzuschlafen, es war nichts mehr zu machen. Es wollte mir einfach nicht
gelingen. Nachdem ich mich noch ein paar Mal hin- und hergedreht hatte,
beschloss ich aufzustehen. Ich zog meine Strümpfe über, schlüpfte in meine
Hausschlappen und zog mir dann schnell den warmen extra flauschigen Bademantel
an. Ein Geschenk, das ich vor zwei Jahren von Stefan zu Weihnachten bekommen
hatte. Schon so lange her. Ich hielt noch
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