Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
zurecht käme und mir Amelie eine große Stütze sein würde.
Ich begleitete Stefan noch zur
Tür. Wir umarmten uns, sein Kinn lag auf meinen Haaren. Mir stieg sein so
vertrauter warmer Geruch von Waschmittel und Paco Rabanne in die Nase.
Nein, ich wollte ihn nicht teilen. Es hatte niemand ein Recht auf diesen
einmaligen Geruch. Widerstrebend ließ ich ihn wieder los.
„Mach es gut Susanne. Versuch
zu schlafen und morgen früh melde ich mich bei dir. Ach, hast du noch einen
Ersatzschlüssel vom Auto. Entweder kümmere ich mich morgen selber darum, dass
es von einer Werkstatt abgeschleppt wird oder Markus kümmert sich darum. Keine
Sorge, das Auto kriegen die schon wieder fit.“
Ich ging zum Wohnzimmerschrank,
öffnete eine Schublade, nahm den Ersatzschlüssel heraus und gab ihn Stefan
zusammen mit meinen Autopapieren. In dem Moment, als ich den Autoschlüssel in
die Hand nahm, fiel mir wieder die Zigarettenkippe ein.
„Stefan, da ist noch etwas, was
mir gerade eingefallen ist. Als ich heute Abend in mein Auto steigen wollte,
stellte ich fest, dass es nicht abgeschlossen war, und das obwohl ich absolut
sicher war, dass ich es abgeschlossen hatte als ich nach Hause kam. Es war
merkwürdig und mein ungutes Gefühl, dass jemand in mein Auto eingedrungen ist,
bestätigte sich dann auch noch. Ich habe im Aschenbecher den Filter einer
Zigarette gefunden. Die Zigarette muss geraucht worden sein, weil der Filter
innen ganz braun ist. Und da ich nicht rauche und auch garantiert niemand
mitgenommen habe, der raucht, muss es dieser Eindringling gewesen sein.
Vielleicht wieder der ekelhafte Mensch von gegenüber?“ Bei dem Gedanken
schüttelte ich mich und rieb mir fröstelnd die Arme.
„Gut, dass dir das noch
eingefallen ist. Entweder fahre ich jetzt noch schnell selber vorbei oder
Markus nimmt diesen Stummel zur Untersuchung mit, bevor dein Auto in die
Werkstatt kommt.“
„Und noch etwas Stefan, vielen
Dank, dass du gekommen bist und dich so um alles kümmerst. Das werde ich nie
vergessen. Vielleicht habe ich mal die Gelegenheit es gut zu machen.“
„Mach dir darüber keinen Kopf.
Mach’s gut und tschüss.“ Er verließ die Wohnung ging auf die Haustür zu, drehte
sich noch einmal um und winkte mir kurz zu.
Ich schloss leise die
Wohnungstür dabei überfiel mich die Angst vor der langen Nacht und der
Dunkelheit und eine eigentümliche Kälte schlich sich in meinen Körper. Meine
Wohnung, die ich vom ersten Augenblick an geliebt hatte, wurde zu einer
dunklen, kalten Gruft.
Ich ging sofort ins Bett, ließ
aber ein paar Lampen in der Wohnung brennen, auch meine Nachttischlampe ließ
ich an. In eine Decke eingerollt, machte ich die Augen zu, aber sofort flammten
die Ereignisse des Abends wieder auf. Mein Herz schlug so heftig, dass an
Schlafen nicht zu denken war. Ich versuchte es mit autogenem Training. Mein
linker Arm ist ganz schwer, mein rechter Arm ist ganz schwer. Mein Herz schlägt
ruhig und regelmäßig, meine Atmung ist leicht und entspannt . Am Ende aller
üblichen Standartformeln dann der selbst geformte Satz.... Immer und immer
wieder. Aber immer wieder wurde mein Versuch der Autosuggestion gestört durch
Erlebnisfetzen. Plötzlich hörte ich jemanden meinen Namen rufen: ‚Frau Schwarz,
sind Sie da?’ Ich schoss aus dem Bett, rannte die Treppe nach oben und stürzte
zum Wohnzimmerfenster. Mein Herz raste und ich begann zu husten. Die Paranoia
hatte mich jetzt fest im Griff – Herzrasen und Husten, jetzt bloß keinen
Angina-Pectoris-Anfall. Das war doch Herr Krautmann gewesen, der da eben meinen
Namen gerufen hatte. Dieses Mal war ich mir absolut sicher, dass es seine
Stimme war. Diese Erkenntnis verstärkte meine Unsicherheit, ob der Mann der
mich überfallen hatte überhaupt Herr Krautmann gewesen war. Ich zog die
Gardinen beiseite und stellte fest, dass der Rollladen herunter gelassen war.
Stefan? Hatte er ihn herunter gelassen? Vermutlich. Ich zerrte an dem Riemen,
zog den Rollladen hoch und drückte meine Nase an die Fensterscheibe. Alles war
dunkel und die Straße schien menschenleer. Ich riss die Balkontür auf und
stolperte nach draußen. Nichts! Ich stand in meinem dünnen Schlafanzug in der
Kälte und reckte mich, um den Verlauf der Straße soweit wie möglich sehen zu
können. Wie ein Tiger im Käfig ging ich an dem Balkongeländer von rechts nach
links und von links nach rechts. Was wollte dieser Mistkerl von mir und warum
hat er mich gerufen? Nach ein paar Minuten ging ich wieder
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