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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Fischer
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den Kindern wurde  immer weniger und verdiente heute kaum noch die
Bezeichnung „pflichtbewusst“. Bald würden auch diese pflichtbewussten Kontakte
an Feiertagen und zu seinem Geburtstag der Vergangenheit angehören. Und dann
war da noch sein Bruder. Aber seit dem Streit  im letzten Oktober hatten sie
kein Wort mehr miteinander gesprochen. Das schmerzte ihn körperlich regelrecht.
Und wieder kam er zu dem Ausgangspunkt seiner Gedanken zurück. So konnte er
nicht mehr lange weitermachen.
     
     
     
     

40
     
    Ich lag noch im Bett als das Telefon klingelt. Ich
beschloss es klingeln zu lassen. Wenn es wichtig war, dann konnte der Anrufer
eine Nachricht auf dem AB hinterlassen.
    Mein Kopf war dumpf und ich lag
in meinem Bett, als ob ich über Nacht zu einem Tonnengewicht geworden wäre.
Meine Arme und Beine waren so schwer, dass ich es bis zum Telefon gar nicht
geschafft hätte.
    Die Stimme des
Anrufbeantworters bat um eine Nachricht nach dem Signalton und im nächsten
Moment war ich hellwach.
    „Hallo Susanne, hier ist Stefan.
Bist du zu Hause? Wie geht es dir? Ich wollte dir nur kurz Bescheid sagen, dass
sich Markus auf den Weg gemacht hat und er müsste in einer guten halben Stunde
bei dir sein. Melde dich doch bitte, wenn du willst, ruf mich auf meinem
Diensthandy an.“ Er gab seine Nummer durch und legte dann auf.
    Mein Herz klopfte wie wild.
Jetzt musste ich doch aufstehen, ob ich wollte oder nicht. Ich war es Stefan
schuldig, dass er von mir eine Rückmeldung bekam.
    Unendlich langsam, es kam mir
wie eine slow-motion Szene einer amerikanischen Krimiserie vor, schlug ich die
Bettdecke zur Seite und erhob mich ebenso langsam, um mich hin zu setzen. Bloß
nicht zu schnell aufstehen. Einen Kreislaufkollaps brauchte ich jetzt nicht
auch noch. Ich stellte die Füße auf den Boden, drückte mich mit beiden Händen
von der Matratze ab und kam zum Stehen. Die Oberschenkelmuskulatur fing sofort
an zu zittern und ich musste mich wieder setzen. Immer schön langsam, dachte
ich. Wenn es mir nicht gelingt sofort auf meinen Beinen zu stehen, kann ich es
immer noch versuchen auf den Knien nach oben zu kommen. Also ließ ich mich
langsam vom Bett herabgleiten und sank auf meine Knie. Leichte Übelkeit stieg
in mir auf. Ich beschloss, noch ein paar Sekunden zu warten, bevor ich meine
Odyssee nach oben antrat. 
    Ich krabbelte nun auf allen
Vieren durch mein Schlafzimmer, kam in den Flur und konnte von dort aus sehen,
dass Amelie nicht wie sonst üblich auf ihrer Couch lag. Vermutlich war sie
durch mein Verhalten so durcheinander, dass sie es nicht mehr ausgehalten hatte
und schon oben im Wohnzimmer auf mich wartete. Immer noch auf den Knien,
bestieg ich langsam die Treppe. Sehr langsam kam ich voran, und als ich etwa
fünf Stufen geschafft hatte, fragte ich mich, ob die Idee auf den Knien nach
oben zu krabbeln wirklich so gut war. Ich hatte gerade mal das erste Drittel
der Treppe geschafft und meine Knie schmerzten fürchterlich. Ich setzte mich
auf die nächste Treppenstufe und nutzte die Pause zum Verschnaufen. Denn auch
wenn ich erst ein paar Stufen geschafft hatte, war ich ziemlich außer Atem. Ein
paar Mal atmete ich tief ein und aus und versuchte dann mich am Treppengeländer
hoch zu ziehen. Es musste doch möglich sein auf meinen Füßen nach oben zu
kommen. Nach einer enormen Kraftanstrengung schaffte ich es tatsächlich auf
meinen Füßen zu stehen. Ich musste mich mit beiden Händen am Geländer
festklammern und schwankte dabei sehr. Ich versuchte, meinen Blick auf das
Geländer gerichtet zu lassen, aus Angst, wenn ich den Kopf nach oben oder nach
unten gerichtete, das Gleichgewicht zu verlieren. Ich gönnte mir noch ein paar
Sekunden, bevor ich einen Fuß vorsichtig anhob und mich langsam eine Stufe nach
der anderen nach oben hievte.
    Ich weiß nicht, wie lange ich
auf der Treppe gebraucht hatte, als ich endlich die letzte Stufe erreichte.
Oben angekommen hielt ich mich noch ein wenig an der Wand fest. Es war mir
unglaublich schwindlig, was wohl durch den Schock kam, aber auch durch die
Nachwirkung des Chloroforms, das in Spuren immer noch in meinem Körper steckte. 
    Ich hörte die Nachricht von
Stefan noch einmal ab und notierte mir dabei seine Diensthandynummer. Ich
tippte die Nummer in mein Telefon und ließ es klingeln. Nach dem fünften
Klingelton meldete er sich.
    „Wirtz“, sagte er und es klang,
als stünde er in einer Kirche. Wie bei einer Rückkoppelung war ein Widerhall zu
hören.
    „Hallo

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