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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zur Hand. »Ich bin nicht interessiert.«
      Schweigen. Und dann explodierte O'Connor. »Sie verdammter alter Narr! Sie müssen das akzeptieren! Sonst sind Sie erledigt.«
      Papa Magellan blickte angewidert zu Marlowe. »Schmeißen Sie ihn raus, Hugh«, sagte er.
      O'Connor wuchtete sich aus dem Sessel. »Ich
warne Sie«, sagte er drohend. »Das ist Ihre letzte Chance.
Wenn Sie die nicht wahrnehmen, setze ich Sie außer Gefecht
–, und ich werde nicht allzu wählerisch in meinen Mitteln
sein.«
      Marlowe packte O'Connor beim Arm und schob ihn in
Richtung Tür. Papa Magellan legte seine Zeitung aus der Hand und
setzte die Brille ab. »Einen Moment noch, Hugh.«
      Marlowe blieb in der Tür stehen, die Hand um
O'Connors Arm geschlossen, und der alte Mann sagte: »Ich kenne
Sie schon lange, O'Connor. Wir haben uns eine Unmenge Drinks spendiert
in all den Jahren –, soviel, daß ich sie nicht zählen
kann. Einige von den Methoden, mit denen Sie Ihr Geld verdient haben,
haben mir nie gefallen. Aber das heißt nicht, daß ich Sie
nicht gemocht habe.«
    O'Connor versuchte, sich aus Marlowes
Griff zu lösen, und Marlowe packte noch fester zu. »Halten
Sie still«, blaffte er.
      »Ich weiß nicht, was in Sie gefahren
ist«, fuhr Papa Magellan fort, »aber im Laufe des letzten
Jahres haben Sie sich zur Bestie entwickelt. Wer Ihnen in die Quere
kommt, den vernichten Sie.« Er schüttelte den Kopf und
sprach bedächtig weiter. »Ich warne Sie. Mir reicht es
jetzt. Wenn Sie sich noch einmal an meinem Eigentum vergreifen oder den
Menschen, die für mich arbeiten, etwas tun, werden Sie's mir
büßen müssen. Ich werde nicht mehr Rücksicht auf
Sie nehmen als auf einen tollen Hund.«
      Er wandte sich wieder seiner Zeitung zu. Seine
Hände zitterten. Marlowe stieß O'Connor durch die Tür
und den Flur entlang.
      Das Treppensteigen schien O'Connor Schwierigkeiten zu
machen, und als sie unten angelangt waren, schnappte er plötzlich
nach Luft, torkelte gegen die Wand und zerrte mit der rechten Hand an
seinem Kragen.
      Die Herzattacke war offenbar echt. Marlowe
drückte den dikken Mann in einen Sessel, lockerte seine Krawatte
und knöpfte ihm den Kragen auf. O'Connors Gesicht war dunkelrot
geworden, und seine Lippen hatten eine merkwürdige bläuliche
Färbung angenommen. Marlowe ging rasch ins Wohnzimmer und kehrte
mit einem Glas Brandy zurück.
      O'Connor kippte es gierig. Brandy lief ihm übers
Kinn und tropfte auf sein Hemd. Nach einer Weile konnte er leichter
atmen. Er blickte müde lächelnd zu Marlowe auf. »Eines
Tages werde ich einen zuviel von diesen Anfällen haben.«
      Marlowe nickte gelassen. »Sie schleppen ein
kolossales Übergewicht mit sich herum. Ein Wunder, daß es
Ihr Herz so lange gemacht hat.«
    O'Connor stand mühsam auf.
»Als ich jünger war, war ich so wie Sie. Groß und
bärenstark. Aber dann ist irgendwas mit meinen Drüsen
schiefgelaufen.« Er grinste und hustete ein paarmal in sein
Taschentuch. Als er aufblickte, kullerten ihm Tränen aus den
Augen. »Ja, ja, die Erde ist ein Jammertal«, keuchte er.
»Man weiß nie, was als nächstes passiert.«
    Marlowe lachte kalt. »Ich weine mit Ihnen.«
      Er nahm O'Connor beim Arm, half ihm zum Wagen, und der
dicke Mann stützte sich auf ihn –, jeder Schritt war eine
ungeheure Anstrengung.
      Als er hinter dem Lenkrad der Limousine saß,
knallte Marlowe die Tür zu und sagte: »Ich will Sie hier nie
wieder sehen.«
      O'Connor drückte den Starter und lehnte sich aus
dem Fenster. »Reden Sie dem alten Herrn gut zu«, sagte er.
»Er soll sich's noch mal überlegen. Ich gebe ihm Bedenkzeit
bis heute abend. Ich bin bis neun im Lagerhaus. Er kann mich dort
anrufen.«
      Bevor Marlowe etwas darauf erwidern konnte, sauste der
Wagen los, raste über den Hof und kam gefährlich ins
Schleudern, als er durchs Tor fuhr und mit knapper Not einem
Zusammenstoß mit dem Lastwagen entging, der gerade auf den Hof
biegen wollte.
      Mac hielt neben Marlowe an und beugte sich aus dem
Fenster. »Hallo, Mann«, sagte er. »Schön, dich
zu sehen. Wie ist es denn gelaufen?«
      Marlowe hob den Daumen. »Bestens. Ich habe die
Ladung auf Anhieb verkaufen können. Und ich habe versprochen,
daß morgen wieder eine geliefert wird.«
      Maria war aus dem Fahrerhaus gesprungen und kam um den
Wagen herum. Sie lächelte. »Es war also ein voller Erfolg,
Hugh?« fragte sie aufgeregt.
      Marlowe nickte. »Hundertsechzig Pfund hab' ich
gekriegt«,

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