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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Klinge aus. In einer anderen Schublade fand
er eine Rolle Isolierband. Er schnitt rasch ein paar Streifen davon ab.
Er zog sein linkes Hosenbein hoch und klebte das Messer an der
Innenseite seiner linken Wade fest.
      Als er sich umdrehte, um aus der Küche zu gehen,
hörte er in der Ferne leises Donnergrollen. Der Regen begann mit
zunehmender Gewalt gegen die Fenster zu prasseln. Und in diesem Moment
läutete es an der Tür.
      Marlowe stand still und lauschte. Er hörte
Stimmen, und durch die Scheibe aus bemaltem Glas neben der Tür war
ein verzerrtes Gesicht zu erkennen. Es klingelte noch einmal. Er
bewegte sich langsam vorwärts, öffnete die Tür –
und blickte in das freundlichtraurige Spanielgesicht von Alpin, dem
Polizeibeamten aus Barford. Alpin lächelte und sagte: »Ich
habe einen alten Freund von Ihnen mitgebracht, mein Bester. Er
möchte ein paar Worte mit Ihnen reden.«
      Alpin trat beiseite, und hinter ihm tauchte
Oberinspektor Masters auf. »Hallo, Marlowe«, sagte er.
»Die Welt ist ein Dorf, nicht?«
      Marlowe starrte ihn völlig verdattert an, und
Alpin grinste. »Sie haben nichts dagegen, daß wir ins Haus
kommen, oder? Hier draußen ist es ein bißchen
feucht.«
    Die beiden Polizeibeamten schoben sich an
Marlowe vorbei und traten in die Diele. Als Marlowe die Haustür
schloß, fuhr Alpin fort: »Wir gehen hier rein, wenn's Ihnen
recht ist. Ich glaube, wir sollten wirklich ein paar Worte miteinander
reden.« Er ging ins Wohnzimmer. Masters folgte ihm.
      Marlowe blieb in der Tür stehen und ließ
die zwei Männer nicht aus den Augen. Masters zündete seine
Pfeife an, beugte sich über den Tisch und betrachtete die Karte.
»Hallo, was ist das denn? Wollen Sie verreisen?« fragte er.
»Tasche gepackt und alles…«
      Er streckte die Hand nach der Reisetasche aus und
machte sie auf. Einen Moment herrschte völlige Stille. Alpin ging
zu der Tasche und warf einen Blick hinein, und dann pfiff Masters durch
die Zähne. »Komisches Zeug, wie?« Er machte die Tasche
wieder zu und schüttelte den Kopf. »Und wenn man bedenkt,
was manche Leute dafür tun –«
      »Tja, über Geschmack läßt sich
eben nicht streiten«, bemerkte Alpin, zog seinen kleinen
Inhalierstab aus der Tasche, steckte ihn ins linke Nasenloch und atmete
tief ein.
      Marlowe schnaubte ungeduldig. »Jetzt lassen wir
dies schlaue Gerede. Kommen wir zum Wesentlichen«, sagte er.
»Wie haben Sie mich gefunden?«
      Alpin beantwortete seine Frage. »Guter Gott, was
glauben Sie, was wir bei der Polizei so machen den ganzen Tag? Auf dem
Allerwertesten sitzen und Däumchen drehen? An dem Tag, an dem Sie
hinter O'Connors Lagerhaus Ihren ersten Zusammenstoß mit Monaghan
und seinen beiden Freunden hatten, ist eine vollständige
Personenbeschreibung von Ihnen telegraphisch nach London
übermittelt worden.«
    Masters lächelte und sog an seiner
Pfeife. »Wie Sie sehen, Marlowe, sind auch Polizeibeamte auf dem
Land nicht ganz so bescheuert, wie Ihr schweren Jungs offenbar glaubt.
Meinen Sie wirklich, daß unsereins keinen Gedanken daran
verschwendet, wenn ein Mann wie Sie in einem Landstädtchen
auftaucht und sich sofort im Alleingang die drei übelsten Rowdys
am Platze vornimmt?« Er grinste. »Wir haben Dossiers in
Scotland Yard. Es gibt nicht allzu viele redegewandte junge Männer
von 1,91 Meter Größe, die den Spaten als Waffe bevorzugen.
Es hat ein, zwei Tage gedauert, aber schließlich ist die Sache zu
mir durchgedrungen.«
      Marlowe war plötzlich voll Zorn. Jetzt sah er
alles klar. »Sie mieser Kerl«, knurrte er. »Sie haben
herausgefunden, wo ich bin, und dann haben Sie Faulkner und seine Leute
auf mich gehetzt.«
      Masters blickte ihn erstaunt an. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte er.
      Marlowe war rasend vor Wut. Er machte einen Schritt
vorwärts und holte zu einem gewaltigen Kinnhaken aus. In seinem
Zorn verschätzte er sich erheblich. Der Schlag verfehlte Masters
um einige Zentimeter. Masters reagierte sofort und drehte Marlowe den
rechten Arm um. Alpin nahm den Unken.
      »Jetzt denken Sie mal nach, Sie verdammter
Holzkopf«, sagte Masters. »Sie kennen mich schon eine ganze
Weile. Wann habe ich je mit so faulen Tricks gearbeitet?«
      Marlowe beruhigte sich. Es stimmte. So etwas tat
Masters nicht. Er hatte selbst in der Unterwelt den Ruf, fair zu sein
und keine hinterlistigen Methoden anzuwenden.
      Als die beiden Polizeibeamten ihn losließen,
drehte sich Marlowe um und sagte: »Tut mir

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