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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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gerettet.
    Zu dieser Zeit hockte Paddle bereits wieder in seiner Bude. Den Korb mit den Esswaren und dem Guinness hatten sie ihm gleich wieder weggenommen. Er war ja schließlich ein Engländer, auch wenn er aus Südafrika kam.
    Nur eines war ihnen aufgefallen, als sie ihn an einem Tau aus seinem Versteck hochzogen. Paddle war aschgrau im Gesicht und wirkte völlig verstört. Auf vorsichtige Fragen gab er keine Antwort. Er flüchtete sich sofort in die Sicherheit seines Flats und ward tagelang nicht mehr gesehen. Irgendetwas musste geschehen sein, während der Kerl in den Caves hockte, irgendetwas Schreckliches gar. Keiner vermochte dafür eine Erklärung zu finden. Paddle selbst schwieg eisern. Er wirkte auch Wochen später noch wie jemand, der an Verfolgungswahn leidet. Er sah sich dauernd ängstlich und misstrauisch um und manchmal hetzte er unvermittelt und wie von Furien gepeinigt zurück in seine Behausung, verriegelte die Tür und schloss in panischer Furcht den Fensterladen.
    „Ich glaube, der ist endgültig verrückt geworden, ein wenig spinnert war er ja ohnehin schon“, brummelte Declan und wischte sich mit dem Ärmel seiner Joppe elegant den „Murphy’s“-Schaum von der Oberlippe. „Die Polizei hat ihm wohl den Rest gegeben!“
    Die anderen Barbrüder bei „Cotter’s“ nickten zustimmend und bedächtig mit den Köpfen, eine andere Erklärung vermochten auch sie nicht zu finden.
    Nur einer auf dem Eiland hatte eine ganz eigene Meinung von diesem Vorfall. Es war der blinde Xirian. Wie nun, wenn dem schrulligen Männchen in seiner feuchten Höhle etwas begegnet wäre, das aus einer anderen Sphäre kam? Zumindest er konnte sich das vorstellen. Vielleicht hatten die Panik, die Angst des Alten damit etwas mit jenen Schatten zu tun, die auch er manchmal um sich spürte? Dann allerdings müsste es ihnen gelungen sein, sich dem verängstigten Mann zu zeigen oder durch Töne auf ihre Existenz aufmerksam zu machen. Das wäre für Xirian allerdings eine Sensation gewesen. Und dann musste es eine Möglichkeit geben, sich mit den unheimlichen Luftwesen zu verständigen. Eine solche Chance suchte er schon lange. So beschloss er insgeheim, bei passender Gelegenheit direkt bei Paddle nachzuforschen und ihn behutsam zu fragen.
    Das sollte indes nicht ganz einfach werden, denn der scheue Einzelgänger ging inzwischen jedem aus dem Weg. Bei Dunkelheit wagte er sich schon gar nicht aus seinem Bau. Und, so hörte der Blinde von anderen Einwohnern, es stieg kein Rauch aus seinem Schornstein, also sammelte der „Engländer“ vor lauter Angst auch kein Strandholz mehr, verkroch sich wahrscheinlich meist unter seine Bettdecke, ging auch nicht einkaufen. Mit Sicherheit bekam er jedes Mal einen Heidenschreck, hörte er eine der Ratten, die sich in seinem Dachstock eingenistet hatten. Manchmal waren die Biester so dreist, dass sie durch irgendein Loch in die Stube huschten und seine gekochten Kartoffeln stibitzten. Er unternahm nie etwas gegen die lästigen Plagegeister. Anscheinend hatte er sich mit deren Existenz und ihren Raubzügen längst abgefunden. Declan hatte dasselbe Problem, aber seit er Giftweizen unter dem Dach auslegte, wechselten sie das Revier.
    Inzwischen frischte der Wind mehr und mehr auf, die See ging bereits hoch und das kleine Polizeiboot hätte jetzt keine Chance mehr gehabt, heil nach Baltimore zu kommen. Die alten Männer auf der Insel schüttelten besorgt den Kopf. Da braute sich etwas zusammen. Ein etwas verspäteter Frühjahrssturm schien sich auf dem Atlantik bereit zu machen, über die irische Insel herzufallen und weiteres Unheil bis nach Zentraleuropa zu tragen.
    „Hallo, Fergus, ich glaube, das gibt ein ziemlich schlimmes Ding!“, rief einer der Bauern im Osten von Cape über den Zaun seinem Nachbarn zu, der dafür bekannt war, stets stimmige Wetterprognosen parat zu haben. Wie seine Altvorderen; seit Generationen hatte er das Wetter sozusagen im Blut, sagte kalte Winter voraus oder extrem heiße Sommer. Er spürte Veränderungen an einer Narbe an der rechten Ferse, die er sich als Kind zugezogen hatte, als er in eine abgebrochene Flasche getreten war. Wenn sie zu jucken begann, schlug das Wetter um. Und diesmal hatte sie ziemlich gejuckt.
    „Sicher doch, Conel, es wird ein später Frühjahrssturm, ein ausgewachsener Orkan, darauf kannst du einen lassen. Schau, dass deine Schafe unter Dach kommen, sonst bläst sie der Wind noch über die Klippen!“
    „Das hätte mir gerade noch

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