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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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geheimnisvolle Botschaften zu, die ich allerdings nicht verstand und auch nicht interpretieren konnte. Ich hatte jedenfalls große Ängste, wenn ich mit meinem Boot durch den Südhafen segelte oder ruderte, diese Anderswelt könnte mich gar zu sich nach unten ziehen.“
    „Das ist es, das ist es“, Xirian beugte sich fasziniert vor. „Ja das scheint der Hinweis zu sein, nach dem wir bislang vergeblich gesucht haben. Da müssen wir ansetzen. Paddy, übermorgen ist Vollmond, lass uns dann zusammen zum Südhafen gehen und versuchen, ob die Schattenwelt auch mit uns Kontakt aufnimmt.“
    „Abgemacht!“ Der Fischer schlug mit der Hand auf den Tisch. „Vielleicht kannst du sogar Botschaften empfangen und entschlüsseln. Es wäre zu schön. Und vielleicht bringen sie uns mit Glück sogar auf den richtigen Trichter, wie der elende Fluch zu bannen ist. Wir sollten jedenfalls nichts unversucht lassen. Oder willst du vielleicht eines Tages auch als einer der ihren über die Insel geistern? Denn nichts anderes blüht uns, wenn wir sterben. Mich schaudert, wenn ich nur daran denke!“
    Die beiden Männer reichten sich zur Besiegelung ihres geheimen Pakts feierlich die Hände. Und sie versicherten sich erneut, vorerst mit niemandem über ihr Wissen, ihr schreckliches Geheimnis auch nur ein Sterbenswörtchen zu reden.

Das Tang-Imperium
    Was Brighid vom Lighthouse aus als dunstigen Horizont gesehen hatte war das erste Anzeichen eines Wetterumschwungs.
    Gegen Abend ließ der pfeifende Wind nach und wich einer für diese Jahreszeit ungewöhnlichen Stille und einer fast spiegelglatten See, deren Oberfläche sich als Folge alter Dünungen nur mäßig und ruhig hob und senkte, als atmete der Ozean ruhig im Schlaf.
    Nur der Finger des Leuchtturms Fastnet Rock, des „Teardrop“, huschte durch die Dunkelheit.
    Plötzlich fiel eine dichte Nebelwand über die „Bucht der Brüllenden Wasser“ her und hüllte die Insel wie mit einem feuchten, kühlen Mantel ein.
    An diesem Nachmittag hatte sich der blinde Seher auf den Weg zu Paddles Cottage gemacht. Weit und breit war keine Menschenseele zu erblicken. Mit seinem Knotenstock tastend stieg der alte Mann die paar Stufen zu dem einsam liegenden Häuschen hoch und pochte an die hellblau gestrichene Tür. Doch dahinter blieb alles still, nichts regte sich. Das Fenster war, wie die Tage zuvor, von innen mit Brettern vernagelt. Das konnte Xirian zwar nicht wahrnehmen, wohl aber die Totenstille, die im Haus herrschte.
    Er lauschte angestrengt, dann klopfte er erneut.
    „Hallo, Mr Paddle, ich bin’s, Xirian. Ich möchte mit dir sprechen. Keine Bange, es ist nichts Besonderes, ich brauche nur eine Information. Du musst mir da helfen, ich bitte dich.“
    Schließlich hörte er zögerliche, schlurfende Schritte. Paddle war also zu Hause. Der Einsiedler atmete schwer und zog zeitweise ängstlich die Luft durch die Nase ein. Xirian konnte es deutlich vernehmen.
    „Bist du alleine da draußen?“, fragte eine brummelnde, furchtsame Stimme.
    „Ja, es ist niemand bei mir. Da kannst du ganz sicher sein, ich bin wirklich ganz alleine von meinem Haus zu dir hergekommen. Und wenn es nicht wichtig wäre, hätte ich mich bestimmt nicht auf den Weg gemacht. Schließ’ schon auf. Es wird nicht lange dauern.“
    „Gut, aber du musst schnell rein schlüpfen. Ich mache die Tür nur ein klein wenig auf. Es ist sonst zu gefährlich!“
    Dann hörte der Blinde, wie der schwere Riegel beiseitegeschoben wurde. Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit. Ein geradezu infernalischer Gestank schlug dem Besucher wie eine üble Wolke entgegen. Paddle musste wohl schon seit vielen Tagen nicht mehr gelüftet haben, von seinem eigenen Zustand ganz abgesehen.
    Wirres, verfilztes Haar drang unter einer löchrigen Wollmütze hervor. Hatte sich der Einsiedler früher noch zeitweise rasiert, so wucherte jetzt ein ungepflegter, grauer Bart in seinem fahlen Gesicht und ließ den alten Mann eher wie ein Gespenst, einen schmuddeligen Schatten seiner selbst aussehen. Der Kauz war zudem inzwischen klapperdürr, der unvermeidliche Fischgrätmantel schlotterte nur so um seinen Körper, seine Wangen wirkten hohl und eingefallen. Tiefe, dunkle Ringe hingen unter den geröteten, tränenden Augen, die Nase troff und der misstrauisch forschende Blick glich eher dem eines Irren, zumindest eines völlig verstörten Mannes.
    Mit Widerwillen tastete sich Xirian durch die Öffnung. Es war wahrlich ein Glück, dass er das alles nicht sehen

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