Gespenst aus der Zukunft
beobachteten, aber sie haben sich nicht weiterentwickelt. Offenbar das Ende einer Entwicklungsreihe. Irgendwie hat die Größe damit zu tun, wenn wir auch nicht wissen, worin der Zusammenhang besteht. Wir haben schon unsere Erfahrungen mit anderen Gruppen von Wichten gemacht. Sie entwickeln eine Art Verstand, aber das hört an einer gewissen Grenze auf. Dieser allerdings ...«
Im letzten Tank befand sich eine Gruppe von behaarten Geschöpfen mit weichem Fleisch. Es waren Vierfüßler, und ihre Vordergliedmaßen erinnerten eher an Arme als an Beine. Einige von ihnen kämpften spielerisch miteinander; andere kletterten auf die Bäume und holten sich die purpurnen, büschelförmigen Früchte herunter, oder sie streiften einfach neugierig am Boden umher. Während Grün hinsah, nahm einer einen Stein auf und schlug damit die Schale einer Nuß ein.
»Werkzeuge«, sagte Blauviolett. »Das ist der Schlüssel. Ihre Körper sind weich und schwach. Sie sind gezwungen, sich Hilfsmittel zu besorgen. Das hier«, sagte er mit einer umfassenden Geste, »ist erst der Beginn. Noch ein paar Wochen, und wir wissen mehr. Davon bin ich überzeugt.«
Grün betrachtete ihn nachdenklich. »Und die Verständigung?«
»Das haben wir auch fast geschafft. Gelb hat auf diesem Gebiet wirklich großartige Arbeit geleistet. Er hat das da gebastelt.« Er nahm einen metallischen Kegel auf, der mit Kupferdrähten an einer Batterie befestigt war. »Zum Glück haben sie die gleichen Denkprozesse wie wir. Sie sind elektrischer Natur. Dieser Mechanismus nimmt die elektronischen Wellen auf und verstärkt sie so, daß wir sie empfangen können. Es ist noch nicht vollkommen – Gelb hat ein Teil davon unten und zieht neue Drähte ein – aber wir konnten bereits schwache, ziemlich wirre Gedankenbilder von einigen Wichten übertragen.«
Grün trug immer noch seine Ausrüstung. Langsam schob er einen Strahlungsfinger in die Tasche und holte den glänzenden Zylinder einer Batterie heraus. Bevor Blauviolett etwas sagen konnte, ging von seinem Körper ein schmaler, greller Strahl aus und schmolz den winzigen, sorgfältig gearbeiteten Kegel, der auf dem Tisch lag.
»Es tut mir leid, Blauviolett«, sagte Grün. »Rühr dich nicht. In Kürze muß ich auch dich umbringen.«
Blauviolett starrte ihn stumm und verständnislos an. »Grün! Dann – warst du der Spion ...«
»Du bist zu weit gegangen. Ich habe versucht, dich aufzuhalten, aber du wolltest nicht hören. Ich muß es tun, ich muß einfach.«
»Grün, hör mir zu!«
»Nein. Jetzt hörst du zu. Es ist nicht mehr viel Zeit. Gelb könnte heraufkommen und mich davon abhalten, dich zu töten. Ich muß dir meine Gründe nennen. Es ist nicht so, daß ich nur um mich selbst Angst habe. Ich denke an die zukünftigen Generationen. Du willst dem Leben seinen festen Halt nehmen; du willst den Schleier zerreißen, der das Leben erträglich macht. Was soll aus uns werden, wenn du alles herausfindest, wenn du es der Welt erzählst und alle Bescheid wissen? Du bist egoistisch, Blauviolett, daß du nicht an diese Dinge denkst. Und deshalb mußt du sterben. Deshalb –« Er machte eine Pause. »Deshalb mußt – du ...«
Blauviolett sah, daß die Aura des anderen sich langsam verdunkelte und dann rot wurde.
»Ich – etwas ...«
Verzweifelt warf Blauviolett seine Kraft gegen den kleinen Zylinder, den der andere mit einem dünnen Energiestrahl festhielt.
»Nein! Ich bin so schwach. Nein! Ich kann nicht – noch nicht! Du ...«
Ein tödlicher Strahl jagte aus einem Körper, doch er hatte einen stumpfen Glanz. Er prallte ohne Kraft an Blauvioletts Verteidigungsschirm ab. Und im gleichen Moment riß der Strahl, der den Zylinder mit seinem Körper verband, und Blauviolett schleuderte die Batterie in einer Ecke.
Grün starrte ihn einen Moment lang stumpf an, und dann tanzten irrsinnige kleine Lichter über die weinrote Oberfläche seiner Aura.
4
Immer weiter nach Norden kam Grün, und er flog wie in einem schrecklichen Traum immer schneller, obwohl er es gar nicht wollte. Er schrie seinen Protest heraus, aber niemand hörte ihn. Er stemmte sich mit aller Kraft dagegen an, aber ein unwiderstehlicher Zwang riß ihn weiter.
Die öde Welt glitt unter ihm vorbei: Ebenen, wilde Vorberge, dann höhere Gipfel. Die schroffe Flanke einer aufragenden Felsnadel kam auf ihn zu; er konnte weder anhalten noch ausweichen, sondern stieß dagegen, prallte ab und rollte dann schnell den holprigen Hang nach oben.
In
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