Gespenst zu vermieten: Romantic Thriller (German Edition)
Kleidung überall Reinigungszettel hat? Wenn er eine Frau hätte, dann würde die doch waschen und bügeln, oder?“
„Gut beobachtet, aber das heißt nichts.“
„Hoffen wir doch einfach das Beste. Ich jedenfalls finde ihn nett“, beharrte die Kleine.
„Ich auch. Er hat mir versprochen, mir beim Drachenbauen zu helfen“, erklärte Gabriel. „Du, er hat Mama Blumen geschenkt. Das tut doch keiner, der verheiratet ist.“
Gerti seufzte. „Da habt ihr noch zu wenig Ahnung von den Männern. Aber ich hoffe auch, dass das gutgeht. Er ist nämlich wirklich nett.“
*
Nach dem ersten Kuss war es für Thorsten und Michaela, als wären sie seit Jahren vertraut miteinander. Händchenhaltend hatten sie bis zum Dunkelwerden im Heckenlabyrinth gesessen und geredet. Und zum ersten Mal seit langer Zeit hatte die junge Frau ihre Zurückhaltung aufgegeben.
Am nächsten Tag hatte sie sogar zum Frühstück schon auf Thorsten gewartet, und ein strahlendes Lächeln war auf ihrem Gesicht erschienen, als er den Speisesaal betrat. Sie hatten einen Ausflug gemacht und dabei festgestellt, dass sie viele gemeinsame Interessen besaßen, aber auch gegensätzliche Ansichten, über die sie leidenschaftlich diskutieren konnten. Und doch, immer wieder erklang das helle, fröhliche Lachen der Frau, und für Thorsten war es das schönste Geräusch auf der Welt.
Und doch, da gab es diesen dunklen Punkt – denn als Gabriel eilig auf Thorsten zugelaufen kam, weil er dringend seine Hilfe brauchte, erlosch das Leuchten in den Augen der Frau, und ihr Gesicht verschloss sich wieder.
Warum nur, ach, warum nur hatte Michaela eine solche Abneigung gegen Kinder?, fragte sich Thorsten zum wiederholten Male. Aber er nahm jetzt keine Rücksicht darauf. Und vielleicht würde er den Grund dafür ja auch noch herausfinden.
„Ich könnte deine Hilfe brauchen“, sagte er leise. Michaela stutzte. Sie hatte ja keine Ahnung von den nächtlichen Umtrieben, und sie hatte bisher auch nichts davon gemerkt, denn ihr Schlaf war tief und fest.
„Was kann ich denn tun?“, forschte sie also nach.
Thorsten zog Gabriel an sich. „Dieser junge Mann hier hatte eine ganz wunderbare Idee, aber ich glaube, da funktioniert etwas nicht ganz richtig.“
Gabriel nickte unglücklich. „Und Mama weiß auch Bescheid“, murrte er. „Ich sage dir, das war ganz mies, ich dachte, sie geht die Wände hoch. Aber wir haben ihr nicht erzählt, dass du auch mitgeholfen hast.“
Thorsten lachte auf. „Das wird ja immer komplizierter. Na, dann wollen wir mal. Erzähl mal, wo stimmt denn etwas nicht?“
Auf dem Weg zu den gut versteckten Spukanlagen erzählte Thorsten in Kurzfassung die Geschichte. Michaela war erstaunt und leicht verärgert über diesen Schwindel. Doch dann lachte sie auf. „Gibt es wirklich Leute, die darauf hereinfallen?“
„Manche Menschen wollen betrogen werden“, grinste Thorsten.
*
„Was machen Sie hier eigentlich?“, erkundigte sich Ann-Kathrin bei Winfried.
Der hatte sich draußen ausgiebig umgesehen und saß jetzt auf einer Bank und schrieb lange Zahlenkolonnen auf ein Blatt Papier. Diese Frage versetzte ihn ein wenig in Unruhe, doch äußerlich blieb er gelassen und lächelte das Mädchen an. Sie war wirklich reizend, und für ihr Alter recht altklug.
„Urlaub“, stellte er also fest, das Kind absichtlich missverstehend.
Ann-Kathrin kicherte auf. Sie fand es immer wieder schön, mit Winfried eine Unterhaltung zu führen. Er gab mitunter so knappe Antworten, dass man sich alles darunter vorstellen konnte. Und doch nahm er sich gern Zeit für die Kinder. Mit Gabriel zusammen hatte er wirklich in zwei Stunden einen Drachen gebaut, der auch noch ganz phantastisch flog. Und Ann-Kathrin hatte er mit wenigen Worten eine Mathematikaufgabe erklärt, an der sie sich schon lange den Kopf zerbrochen hatte. Winfried war immer freundlich, nie gehetzt oder unwillig – und er brachte ihre Mutter zum Lachen. Das alles waren Gründe, ihn von Herzen zu mögen.
Und so hatte sich das Mädchen draußen zu ihm gesetzt, betrachtete interessiert seine Aufstellungen, von denen sie zum Glück nichts verstand, und wollte sich eigentlich nur ein bisschen mit ihm unterhalten und vielleicht auf den Zahn fühlen. Es musste doch herauszufinden sein, ob er verheiratet war, und ob er wirklich ernst Absichten auf ihre Mutter hatte.
„Was arbeiten Sie eigentlich?“, wollte sie jetzt wissen.
„Ich bin Schätzer und Einkäufer für eine große
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