Gespenster Kuesst Man Nicht
Ankündigung überhaupt nicht passte. »M. J., ihr müsst diesen Jack innerhalb von fünf Tagen geschnappt haben. Länger als eine Woche können wir nicht warten.«
Schlagartig fühlte ich mich so richtig unter Druck. »Warum nicht?«
»Weil Johns Crew nur von übernächster Woche an bis zur zweiten Juliwoche verfügbar ist. Er denkt, er kann die Renovierung in der Zeit durchführen, aber dann muss er nächsten Freitag um Punkt Mitternacht anfangen, keine Sekunde später.«
»Okay«, sagte ich widerstrebend. »Dann müssen wir eben schauen, dass wir die Sache schnell über die Bühne bringen.« Da bemerkte ich das Vogelgezwitscher im Hintergrund. »Wo bist du, dass zu dieser Uhrzeit Vögel wach sind?«
»Paris«, erklärte Karen. »John hat einen Jet gechartert. Wir sind vor zwanzig Minuten angekommen.«
»Aha«, gab ich zurück. »Dann brauchen wir wohl wirklich nicht mehr auf dich zu warten.«
»Besser nicht«, sagte sie. »Den Weg zur Schule weißt du noch?«
»Den finden wir schon. Gilley hat so n Navi-Gimmick im Van.«
»Gut. Ich komme so schnell wie möglich zurück.« Und wir verabschiedeten uns.
»Und, haben wir freie Bahn?«, fragte Gilley.
»Jep. Wir müssen bis Montag hier abwarten und dürfen nicht mit den Schülern reden, aber dann fangen wir sofort mit dem Basistest an.«
»Perfekt!«, rief er fröhlich. »Das heißt, ich kann das Wochenende im Whirlpool verbringen.«
Die nächsten zwei Tage krochen dahin. Es hörte nicht auf zu regnen, was uns alle ein bisschen reizbar machte. Gilley aalte sich im Whirlpool, und Steven und ich verbrachten viel Zeit im Spielraum. Am Sonntag um fünf Uhr nachmittags fiel uns allmählich die Decke auf den Kopf.
»Lasst uns zum Abendessen in die Stadt fahren«, sagte Steven. »Ich gebe einen aus.«
Wir fuhren ins Städtchen und parkten vor dem Mirror Lake Hotel, das ein Restaurant mit Seeblick hatte. Von dem stilvoll gedeckten Tisch aus, den wir zugewiesen bekamen, hatte man wirklich eine spektakuläre Aussicht.
So früh am Abend war im Restaurant noch nicht viel los, und das Publikum gehörte größtenteils der älteren Generation an. Gilley schlug die Speisekarte auf. »Wir kommen bestimmt gerade richtig zum Frühaufsteher-Special«, witzelte er.
»Guten Abend«, sagte da neben mir eine angenehme Männerstimme. Es war ein gut aussehender Kellner in steifem weißem Jäckchen und schwarzer Hose. Auf seinem Namensschild stand A NDREW .
»Hi, Andrew«, sagte Gilley schnell, legte die Speisekarte hin und richtete sich kerzengerade auf. Gil ließ keine Gelegenheit aus, mit einem attraktiven Mann zu flirten.
Andrew begrüßte ihn freundlich, nahm unsere Getränkebestellung auf und versprach, uns gleich die Liste der Tagesgerichte zu bringen. »Er ist nett«, bemerkte Steven, als er verschwunden war.
»Und in ein paar Jahren erzähle ich dann jedem, wie ich meinen Mann zum ersten Mal traf …«, sagte Gil verträumt.
Ich grinste und schlug wieder meine Speisekarte auf. Genau in diesem Moment klopfte mir jemand kräftig auf die Schulter. Ich verzog das Gesicht und ignorierte es. Aber der Störenfried scherte sich den Teufel darum und klopfte immer weiter. Ich seufzte schwer und schloss die Karte. Bei diesem Gerüttel konnte sich ja kein Mensch konzentrieren.
Steven entging mein Ärger nicht. »Was ist los?«
»Jemand will was von mir.«
»Wer?«, fragte Gilley. Beide sahen sich im Restaurant um.
»Weiß ich nicht. Aber es hat angefangen, gleich nachdem Andrew auftauchte, also nehme ich an, es hat etwas mit ihm zu tun.«
Mein Verdacht bestätigte sich, als Andrew wieder an unseren Tisch kam und uns die Weingläser hinstellte. Das Pochen wurde so stark, dass ich mich endlich öffnete und in Gedanken sagte: Na gut! Du hast gewonnen. Wer bist du, und was kann ich für dich tun?
In meinem Geist zeichnete sich klar und deutlich der Name Richard ab. Ich sah Andrew an, der gerade einen kleinen Notizblock aus der Brusttasche holen wollte, und fragte: »Andrew, kennen Sie zufällig einen Richard?«
Andrew lächelte. »Ja, er arbeitet in der hinteren Hälfte des Saales. Würden Sie heute Abend lieber an einem seiner Tische sitzen?«
Innerlich fühlte ich ein entschiedenes Kopfschütteln. Ich bat im Stillen um mehr Klarheit. Wieder bekam ich den Namen Richard, aber diesmal spürte ich, dass es der Name der Seele war, die mich aus dem Jenseits kontaktierte. Ich lächelte Andrew etwas gezwungen an und versuchte es noch einmal. »Entschuldigen Sie, Andrew, aber ich
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