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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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schwachen Licht, das von draußen hereinfiel, sah ich Steven zusammengesunken fest schlafend an einem der kleinen Tische sitzen. Ich nahm ihm die Kamera aus der Hand und das Headset vom Ohr und steckte ihm Letzteres in die Tasche. Während ich mich aus dem Klassenzimmer stahl, flüsterte ich: »Gil, bist du noch da?«
    »Bin ich.«
    »Steven schläft.«
    »Ja, ich hab ihn vor fast einer Dreiviertelstunde einschlafen sehen. Du hast ihn völlig ausgepowert, Mädel.«
    Ich ignorierte den Kommentar. »Ich schau mich mal auf dem Gelände um.«
    »Allein?«
    »Außer, du willst mich begleiten?« Ich wusste genau, wie die Antwort lauten würde.
    »Öh … äh … vielleicht sollte ich dich einfach von hier aus überwachen.«
    Ich grinste. »Gute Entscheidung.«
    »Glaubst du denn, draußen ist mehr los?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Aber es ist doch seltsam, dass gestern so viel Aktivität war und heute überhaupt nichts.«
    »Dachte ich auch schon«, stimmte er zu. »Hast du eine Erklärung?«
    »Nicht so richtig. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass Jack und die anderen sich nach der Show, die sie gestern abgezogen haben, erholen müssen.«
    Ich trat aus dem Gebäude und ging die Vortreppe hinunter, die Kamera voran, damit Gil meinen Weg mitverfolgen konnte.
    Ich hielt mich rechts vom Parkplatz und schlenderte zum Rasen hinüber, alle Sinne offen, die geistigen Fühler ausgestreckt. Aber nichts regte sich. Hauptsächlich horchte ich. Denn häufig machen sich gestrandete Seelen vor allem akustisch bemerkbar, und ich hoffte, Schritte oder Klopfen oder sogar Stimmen zu hören. Aber weder meine Ohren noch mein Radar fingen etwas auf.
    »Bildschirme immer noch unauffällig«, meldete Gil.
    »Bei mir passiert auch nichts. Mist. Es ist so gutes Wetter, Gil, ich dachte wirklich, heute würden wir ein Stück weiterkommen.«
    »Wie ist es hinter der Schule?«, fragte Gil. »Geh doch mal um den Trakt herum.«
    Ich verließ den Vorplatz und schlug mich auf die Rückseite des Grundschulflügels. Hier war es dunkler, also schaltete ich die Taschenlampe an und ging vorsichtig über das Gras. Von der nächsten Ecke aus sah ich in einem der anderen Gebäude ein Licht. Neugierig bewegte ich mich darauf zu.
    »Wo willst du hin?«, fragte Gil.
    »Im Hauptgebäude brennt Licht.«
    »So was kommt vor«, überlegte Gil. »Wahrscheinlich hat jemand vergessen, es auszuschalten.«
    »Mhm«, sagte ich. Trotzdem zog mich das Licht an. Es kam aus dem Erdgeschoss, und schließlich sah ich, dass das Fenster, das erleuchtet war, im Souterrain lag. Ein Schatten huschte an der Lichtquelle vorbei. Sofort schaltete ich die Taschenlampe aus und flüsterte: »Gil! Da ist jemand in der Schule!«
    »Wer?«
    »Warte. Ich sag’s dir gleich.« Ich schlug einen leichten Bogen und schlich mich von der Seite bis an das Fenster, damit man mich von drinnen nicht sah, reckte den Kopf und spähte halb gebückt hinein. Auf einem Stuhl in der Mitte saß Nicholas, der Pförtner, vollkommen in ein Videospiel vertieft. Der ganze Raum war eine Schatzkammer voller Spielzeug, um die ihn jedes Kind beneidet hätte. Das Regal, das eine Wand einnahm, war bis obenhin bestückt mit Videospielen und Actionfiguren. Von Haken an der Decke hingen Modellflugzeuge, und Poster von Comicfiguren schmückten die Wände.
    »Wow! Schau dir das an«, sagte Gil, denn meine Kamera war auf das Fenster gerichtet.
    Ich wollte ihm gerade zustimmen, da spürte ich eine leichte Aktivität in der näheren Umgebung und erkannte die vertraute Energie von Eric. Sofort versuchte ich sie zu orten und schnappte verblüfft nach Luft, als mir klar wurde, dass sie aus Nicholas’ Zimmer drang.
    Im selben Moment richtete Nicholas den Blick exakt auf die Stelle, wo ich Eric spürte, und lächelte. »Hi, Eric.«
    Ich riss die Augen auf. »Er kann ihn sehen!«, flüsterte ich ins Mikrofon.
    »Wer?«, fragte Gil. »M.J., alles in Ordnung?«
    Ich gab keine Antwort. Ich war zu gefesselt von der Szene, die sich unter mir im Zimmer abspielte. Ich beobachtete, wie Eric sich in dem zweiten Stuhl neben Nicholas niederließ und auf den Bildschirm zeigte, auf dem Nicholas das Videospiel angehalten hatte. Nicholas nickte heftig. »Ich weiß! Ich hab’s bis zum vierten Level geschafft!« Und er wandte sich wieder dem Spiel zu.
    Da merkte ich, dass ich den Atem angehalten hatte. Es war extrem selten, dass ein Kindergeist mit einem lebendigen Erwachsenen interagierte, ob dieser nun geistig behindert war oder nicht. Erics

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